Bolivien Reisebericht
ANKE´s Dreiradententour 2011/12
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Bolivien

Reiseroute in Bolivien: Copacabana, Titicacasee – Isla del Sol, Sorata, La Paz, Coroico, Yungas Highway/Camina de la Muerte, La Paz, Sajama-Nationalpark, Oruro, Potosí, Uyuni, Salar de Uyuni, Uyuni, Potosí, Sucre, Camargo, Sama-Nationalpark, Villazon
05.November bis 08. Dezember 2011

Wir hatten uns im Vorfeld so einige Gedanken gemacht... „Ohne Motorrad-Versicherung lassen euch die Bolivianer nicht rein!“ „Wir haben schriftlich von Versicherungen, dass es Versicherungen für Ausländer gar nicht gibt.“ Zwickmühle... und ohne gute Spanisch-Kenntnisse können wir das an der Grenze nicht mal erläutern bzw. verhandeln... „Der Grenzer XY steht auf Trillerpfeifen.“ – Also hat Kai sich vorsichtshalber eine an die Jacke gebunden.... :-) Und was war? Der Grenzübergang am Titicacasee zwischen Puno und Copacabana war für uns einer der schnellsten und unkompliziertesten unserer Reise!! Keine einzige Frage zur Motorradversicherung. – Zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Mittags um zwanzig vor eins, zur Mittagspausenzeit. Auf Reisen gibt es kein: "Gestern gilt auch heute"!! Glück gehabt. P1070849.jpg Jetzt sind wir in Copacabana - nein, nicht in DEM Copacabana! Hier ist Boliviens einziger Sandstrand, was sie schwer ärgert, da sie ja keinen Zugang zum Meer mehr besitzen. Der Ort liegt auf einer Halbinsel im Titicaca See und ist voll in Touristen-Hand, da von hier aus die Isla del Sol preiswert erreichbar ist. Jeden Tag zu festen Uhrzeiten verwandelt sich der Ort in einen Busbahnhof für die Touristen aus La Paz. Wenn sie auf den Booten zur Isla unterwegs sind, kehrt bis zum Spätnachmittag wieder Ruhe ein! P1070804.jpg Wir „residieren“ im La Cupula in einem „Kapellenzimmer“ mit großen Buntglasfenstern und romantischem „Zweitbett“ auf einer Empore. Hier hat sich ehemals ein deutscher Architekt kreativ verwirklicht, kein Zimmer ist wie das zweite. Von den Wiesen und Terrassen haben wir einen grandiosen Blick auf den Titicacasee. Außerdem gibt’s Wifi, Gemeinschaftsküche, Mediathek, Büchertausch etc., also ist der Preis mit 30,- US-Dollar verträglich – mal ausnahmsweise. Wir erwarten, dass es in Bolivien noch ganz anders wird, da ist ein entspannter Einstieg ein Geschenk.
Hier in Copacabana treffen wir auch Birgit wieder –schee war’s! P1070833.jpg Wir hatten viel Gutes von Sorata gehört. Sowohl die Gegend als auch der Campingplatz Altai Oasis direkt am Fluss zu Füßen schneebedeckter Riesen solle besuchenswert sein. In diesem Fall leider nicht für uns. Empfanden wir doch den Campingplatz des deutschen Besitzers als missverständlich beworben. Die „fully equiped kitchen“, auf die wir uns gefreut hatten, denn wir wollten eine Woche bleiben, Reisearbeit machen und ein bisschen Flügelchen hängen lassen, gab es wohl nur in den teuren Cabañas.... Stromzugang hätten wir nur auf der Restaurant-Terrasse gehabt, denn die Media-Lounge (oder so ähnlich) war leider für Campinggäste nicht zugänglich. Außerdem hätten wir für jeden Einkauf im Dorf entweder wie viele hundert Meter? steil den Berg raufkrabbeln oder die Ente kalt über Schotter-Rappel-Piste den Berg hochjagen müssen. Klar, es gibt ein „Restaurant“.... Allerdings: No Extras! Nicht mal das Fleisch wären sie bereit gewesen einfach wegzulassen... P1070958.jpg Da blieb nur eines: auf nach La Paz zum Campingplatz im Hotel Oberland. War das Altai Oasis eine wirkliche grüne Oase, so hat das Oberland auf seinem sicher abgeschirmten Gelände leider nur einen kahlen Stellplatz - praktisch für Camper - a uf dem man dem raren Schatten tagsüber hinterher wandert. Aber falls wir richtig verstanden haben, ist ein Schattenspender zumindest angedacht. Zwischenzeitlich wurde ein Sitzplatz mit Bänken und Grillstelle errichtet – leider auch ohne Überdachung. Bei Regen oder in der Mittagshitze sind wir immer in die sehr guten und geräumigen Sanitäranlagen ausgewichen. Oben im Hotelbereich gibt’s Grün und Überdachungen, aber dort finden praktisch täglich Empfänge u.ä. statt. P1080077.jpg

Drei-Rad-Ente mit dritten Passagier

Wir sind also auf dem Weg nach El Alto, der zweitgrößten Millionen-Stadt Boliviens, die nahtlos in die Metropole La Paz übergeht– als wir unseren Augen nicht trauen: das sind doch Guillome und Florence auf ihren Fahrrädern, die wir in Cuzco im Hostal Estrellita kennen gelernt haben! Große Wiedersehensfreude bei der gleich klar wird, Florence geht es gar nicht gut. Sie könnte die gleichen Einzeller in Peru gefangen haben wie Annette – Giardien. Die Symptome stimmen überein. Selber fahren kann sie nicht mehr. P1070993.jpg Die Ente freut sich. Endlich darf sie zeigen, was sie kann: drei Passagiere und hintendrauf noch ein bepacktes Fahrrad. Wir vereinbaren, Florence im ersten akzeptablen Hostal in El Alto gut unterzubringen und dann zurück zu Guillome zu kommen, der uns entgegen radelt. Die ersten beiden Häuser sind keine Option und Florence ist viel zu schwach und ihr ist viel zu übel um ständig Entscheidungen zu treffen. Also entscheiden wir kurzerhand sie mit zu uns ins Hotel Oberland zu nehmen. Allerdings sind wir ohne Stadtplan und routingfähige Software für den Garmin unterwegs, so dauert es eine Weile bis wir ankommen. P1080008.jpg Guillome hat mittlerweile das Gewimmel von El Alto erreicht und steht zudem auf der falschen Straßenseite als wir an ihm vorbei fahren. Er winkt und winkt. Wir sehen ihn nicht. Wir fahren noch eine ganze Strecke aus El Alto heraus, fragen auch entgegenkommende russische Motorradfahrer, bis wir sicher sind, dass Guillome auf der Landstraße nicht mehr sein kann. Auch auf dem Rückweg finden wir ihn nicht, denn er hat mittlerweile aufgegeben, da es ihm selbst nicht gut geht, und sich ein Hostal gesucht. Unverrichteter Dinge kehren wir zu Florence zurück. Über eMail haben die beiden dann Kontakt aufgenommen und sich am nächsten Tag wieder getroffen. Einige Wochen später haben wir die fröhlich gesunde Florence und Guillome in Cafayate in Argentinien wieder gesehen. Hier in Südamerika trifft man sich halt nicht nur zweimal „im Leben“, sondern sogar mindestens drei Mal.

Versicherungsgeschichte oder „Es gibt sie doch!“

Nachdem wir die Grenze so problemlos ohne Versicherung passiert haben, machen wir uns in La Paz trotzdem unsere Gedanken. In Copacabana hat uns ein Chilene erzählt, dass es an der Plaza de San Francisco doch eine Versicherung für Touristen gäbe. Wir fragen im Hotel Oberland nach, aber hier wissen sie nicht wirklich weiter. Ab ins Taxi, schauen wir mal. Wir haben beide keine große Lust, aber angebliche 300,- US-Dollar Strafe motivieren dann doch irgendwie. Wir fragen diverse Polizisten, aber es endet beim Südamerika-Spiel, der eine sagt links, der andere sagt rechts, aber wirklich wissen tut keiner was.
In Deutschland arbeiten Banken und Versicherungen zusammen. Also halten wir nach Banken Ausschau. Die erste ist leider eine Fehlanzeige, aber man gibt uns eine Adresse ganz in der Nähe. P1080427.jpg Zuerst stehen wir etwas ungläubig vor dem Gebäude, aber im 10-ten Stock gibt es tatsächlich eine Versicherung. Es ist kurz vor 12 Uhr – Mittagszeit. Entsprechend kurz angebunden ist unsere Gesprächspartnerin. Sie telefoniert ein paar Mal. Kein Problem, heute Abend um 18 Uhr sollen wir kommen. 170 US-Dollar für fünf Monate für alle Anrainer-Staaten und Bolivien selbst. Weg ist sie! Hallo? Wir fahren in den Supermarkt und verbringen den Nachmittag auf dem Campingplatz. Um 17:30 Uhr stehen wir wieder auf der Matte. Zu früh – „Um 18 Uhr!“, erklärt uns die Dame. Mittlerweile ist auch so etwas wie der Chef da, der uns freundlich auf Englisch begrüßt. Um kurz vor 18 Uhr bezahlen wir 1188,- Bolivianos, fragen noch einmal nach und haben tatsächlich eine Touristenversicherung für die Ente. Geht doch! IN Bolivien wollte sie niemand sehen! Bei der Einreise in Argentinien hat sie aber ihr Geld verdient, denn DIESE Beamten wollten sie sehen.

Seguros Illimani (RSA Insurance Group – Network Partner)
Oficina Central La Paz
Calle Loayza No. 233
Edificio Mariscal de Ayacucho
Piso 10
sisalp@entelnet.bo
170,- US-Dollar bzw. 1188,- Bolivianos für fünf Monate
(Einige Angestellten dort sprechen zumindest etwas englisch)
Eine bessere Alternative, eine Inkl.-Anrainer-Länder-Motorrad-Versicherung abzuschließen und diesmal wirklich SICHER zu sein, dass sie im Schadensfall greift:
EMail schicken an Klaus und Claudia in Chile unter www.abgefahren.de
Sie haben genau für solche Fälle eine Vereinbarung mit einer guten Versicherung getroffen.
Ihr könnt das per eMail von Deutschland aus komplett regeln.
Preis für eine Motorradversicherung zur Zeit: etwa 12,- Euro pro Monat plus Gebühren für Klaus.
Der Preis ändert sich laufend durch die hohe Inflation in Argentinien.

Yungas-Highway

Natürlich sind wir auch den alten berühmt-berüchtigten Yungas Highway gefahren, der La Paz mit der Provinzhauptstadt Coroico verbindet, den so genannten Camino de la Muerte – die Straße des Todes.
Sie war lange Zeit die einzige Verbindung zwischen den beiden Städten. Etwa 60 km lang windet sie sich die schmale Schotterpiste auf bis zu circa 4500 m Höhe am zum Teil steil abfallenden Felsabhang der Kordillere entlang. P1080301.jpg Dass es auf der alten Straße zu so vielen und spektakulären Unfällen kam, lag vor allem daran, dass die einspurige Straße viel Schwerlastverkehr und auch Gegenverkehr hatte. Dabei war und ist größtenteils der Straßenrand am Abgrund nicht befestigt. Allein das Gewicht der Fahrzeuge und das Aufweichen der Ränder durch Witterung führt leicht zu Erosionen und Erdrutschen. Mal ganz abgesehen von der möglichen Qualität der Bremsen der Fahrzeuge. Heute i st nur noch wenig Verkehr auf dieser Straße. Wir begegneten allerdings vielen Mountainbikern, die in geführten Truppen die Kurven herunter rasen, allen voran ihre Führer, der uns eindringlich bedeuteten, den Linksverkehr einzuhalten, aber leider, leider hatten sie wohl ihre Mountainbiker nicht ebenso eindringlich instruiert, die meisten hielten sich nämlich überwiegend stur rechts und uns kamen etliche in die Quere... P1080385.jpg Linksverkehr wurde auf dieser Straße eingeführt, damit die aus Coroico kommenden, mit frischen Waren voll beladenen Laster ihr Gewicht nicht auf dem unbefestigten Seitenrand hatten und damit die auf der Abgrundseite Fahrenden optimale Sicht auf den Straßenrad am Abgrund haben. Da die „Todesstraße“ mittlerweile vom Verkehr entschärft ist, denn der Hauptverkehr geht heute über eine neu erstellte zweispurige und asphaltierte Straße, zeigt sich der alte Yungas-Highway heute „nur“ als Ripio-Straße mit teils steilen Abgründen durch grünes Tal. Wir sind ähnliche oder spektakulärere Straßen schon in Peru und Bolivien gefahren, die allerdings nie das Problem solch starker Befahrung hatten.

Beginn des alten Yungas Highways von La Paz aus:
Circa zwei km nach der Tankstelle, etwa auf Höhe des grünen „km 52“-Schildes rechts in die herunter führende Schotterpiste einbiegen.

Sajama-Nationalpark

Von La Paz aus fahren wir weiter in den Sajama-Nationalpark. Am Abzweig Richtung Chile bekommen wir anstandslos den Tank zum normalen Preis gefüllt. Es sind recht viel LKWs auf diese Strecke. Die anfänglich langweilige Hochebene (3800 m) wird zunehmend von Bergketten rechts und links flankiert und wir fahren durch bizarre farblich-auffällige Steinformationen. Dann taucht wie aus dem Nichts der Vulkan Sajama (6543 m) mit seiner weißen Krone auf. Abends campen wir in seinem Schatten im Nationalpark. Auf der anderen Seite die Zwillings-Vulkane Parinacota und Pomerape. Wunderschön ruhig, aber nachts ist es auf 4300 m bitter kalt. Am Morgen haben wir im und auf dem Zelt eine Eisschicht. Unsere Schlafsäcke haben sich schon bezahlt gemacht. P1080500.jpg P1080610.jpg P1080774.jpg Auf den Grenzübertritt nach Chile in den Lauca-Nationalpark verzichten wir wegen der zu erwartenden LKW-Schlangen. Zurück auf der N1 bekommen wir wieder Sprit und es geht nach Oruro. Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas, aber hier leisten sie sich den Luxus, neben einer guten Straße eine weitere zu bauen. „Für ein besseres Leben!“ verkünden große Werbeschilder. Was soll das? In Bolivien gibt es kaum Privatfahrzeuge und die Reichen fliegen die Strecken im Land, da es kaum etwas kostet. Das Verkehrsaufkommen hält sich deshalb sehr in Grenzen und Überholen ist auch kein Problem.

Vor Oruro haben wir wieder einmal Glück. Wir sehen die Reste einer Straßenblockade, viel Polizei und Militär, abgebrannte Reifen, können aber unbehelligt weiter fahren. In Oruro geht dann auch für uns der Zirkus mit dem Tanken los: Bisher hatten wir keine Probleme, aber hier will man uns keinen Sprit verkaufen. Wir klappern die Tankstellen ab. Neun Bolivianos pro Liter soll es dann kosten... und die Polizei schaut zu. Was sollen wir machen? Ohne läuft die Ente nicht.

Tankgeschichte

Seit November 2011 müssen Touristen offiziell 8,71 Bolivianos pro Liter Normalbenzin bezahlen. Und die Tankstellen sind gehalten seit Juli 2011 die Fahrerlaubnis zu kontrollieren. Eine nette Idee von ihrem Präsidenten Evo Morales, dem ersten indigene Präsidenten Boliviens. Bolivien hat eigenes Erdöl und eigene Raffinerien, kann aber nur in begrenztem Maße Normalbenzin und keinen Diesel herstellen. Deshalb ist Diesel für Privatfahrzeuge hier rationiert. In La Paz haben wir kilometerlange LKW-Schlangen vor den Tanksäulen gesehen.
Einige Tankstellen verweigern momentan Ausländern das Tanken, andere scheinen in die eigene Tasche zu wirtschaften, wieder andere scheinen „offiziell“ bevollmächtigt zu sein, den höheren Preis für Ausländer kassieren zu dürfen. Wir haben nicht ganz durchgeblickt. Für uns war ab Oruro das Tanken an jeder Tankstelle ein Glücksspiel, da wir nicht wussten, ob und wenn ja, zu welchen Preis wir Benzin bekommen würden. Dementsprechend wurden GPS-Daten, an welchen Tankstellen Benzin für Touristen zu bekommen ist, eifrig persönlich und per eMail unter Reisenden ausgetauscht.

Das uns empfohlene Residencial Turista in Oruro ist ein unfreundliches Loch und für’s Parken wollen sie extra Geld. Wir gehen ins Hotel Samay Wasi – gegenüber dem (lauten) Busterminal. Mit unserem Jugendherbergsausweis nicht viel teurer, aber sauber und gut. Tanken war in Oruro nur an einer einzigen Tankstelle möglich. P1080462.jpg Die Strecke nach Potosi ist landschaftlich wieder interessanter, aber das Tankproblem bleibt. Potosi ist nicht wirklich schön, aber es kommen viele Leute her, um einen aus unserer Sicht sehr makaberen Besuch in den Minen zu machen. Makaber deshalb, weil man Leute mit 96%-tigen Alkohol und Koka beschenkt, damit sie ihre Arbeitsbedingungen besser ertragen können. Die Lebenserwartung der Mineros liegt deutlich unter 40 Jahren. Vielleicht sollte die Regierung HIER etwas tun, statt eine Straße „für ein besseres Leben“ zu bauen. Wir gehen nicht in die Minen!

Am Abend erklärt man uns im Hostal, dass die Straße nach Uyuni blockiert ist. Wie lange? Man wird sehen. Am nächsten Morgen ist zum Glück Entwarnung, die Blockade ist aufgehoben. Die Ente hat im Nachbarhaus auf dem Parkplatz übernachtet. Am nächsten Morgen sind alle ausgeflogen, aber sie uns haben das Tor aufgelassen. Perfekt!

Salar de Uyuni

Die Strecke nach Uyuni ist bis auf die letzten 20 Kilometer mittlerweile asphaltiert. Es gibt momentan zwar noch zwei haarsträubende Umleitungen – wir haben zum ersten Mal aufgesetzt! (Bodenfreiheit unter dem Seitenwagen 38 cm) – aber sonst ist die Strecke kein Problem mehr.

Auf dem Weg treffen wir Kandy und wir gehen zusammen auf Hostal-Suche. Nicht ohne vorher zu tanken... Uyuni ist staubig, dreckig und vor allem teuer! Das erste Hostal (Hostal Marith) ist uns zu teuer, sie lassen auch nicht mit sich handeln. Nach sieben weiteren Versuchen stehen wir wieder beim Marith vor der Tür und zahlen. Die Motorräder stehen im Hof neben dem Hostal. Da steht auch Oscar, der rote T3 von Karin und Oliver. Sie kommen von Süden und wollen noch bis Alaska hinauf. P1090356.jpg Abends gibt es teure aber exzellente Pizza (44 cm Durchmesser) im Minute-Man. Ein Amerikaner mit bolivianischer Frau hat sich zum Ziel gesetzt, Geld in Bolivien zu verdienen. Offensichtlich klappt’s. Im gleichen Haus betreiben sie ihr Hostal.

Am nächsten Morgen wollen wir auf den Salar. Als ich zur Ente komme, ist sie flügellahm – das Hinterrad ist platt. Klasse! Ich flicke den Reifen „asiatisch“, traue aber meiner Arbeit selber nicht. Also Reifen wechseln. Das macht aber keinen Spaß... Also zum Reifen“dienst“. Problem: Es gibt heute morgen keinen Strom – ohne Strom kein Kompressor. Der Reifen springt mit der letzten Luft aus dem Kessel. Heute bekommt kein anderer mehr einen Reifen gewechselt. Kai im Glück!

Auf den 25 km zum Salar können wir zwischen Sand und extremem Wellblech wählen. Wir nehmen meistens den Sand. Das Fahren auf dem Salar ist ein komisches Gefühl, Annette ist erst vorsichtig, weil sie denkt, es ist glatt wie auf Eis, dann düst sie aber fröhlich und schnell über das Salz. Das ist übrigens nur auf den PKW-Spuren wirklich glatt. Ansonsten fährt man über die Oktaeder aus Salz und manchmal auch über mehr oder weniger große Löcher im Salz.

Auf den Fotos, die man vom Salar kennt, gewinnt man immer den Eindruck, er sei grenzenlos. In Wirklichkeit sieht man in der Ferne die Berge als Begrenzung, es ist halt ein ziemlich großer Suppenteller, auf dem man trotzdem recht schnell die Orientierung verlieren kann. Wir fahren mit GPS-Koordination der Isla Pescado (S 20°14,439´ W 67°37,652´).

Natürlich machen auch wir unsere Foto-Session – macht Spaß – leider ist die Sonne so grell, dass man auf den Displays der Kameras kaum etwas erkennen kann. Hätte mir zu denken geben sollen!
Vor der Insel hat sich ein 4x4-Parkplatz der Touranbieter etabliert – innerhalb von zwei Stunden etwa 40 Fahrzeuge! Der Spuk ist erst gegen 17:30 Uhr vorbei. Dann sind wir alleine!
Es wird ein schöner Abend zusammen mit Karin, Oliver und Kandy, leider ist der Sonnenuntergang nicht soo spektakulär. P1090395.jpg AK Salar.jpg P1090721.jpg
Am nächsten Morgen werden wir gegen kurz vor sechs Uhr mit lauter Musik geweckt! Die ersten Tour-Jeeps sind angerückt. Bis 7 Uhr sind es bereits zehn! Zeit für uns zu gehen. In der Nacht habe ich nicht geschlafen: verblitzte Augen! Am Morgen kann ich nur mit dunkler Sonnenbrille überhaupt etwas sehen. Blödmann! Die Ballerstrecke nach Uyuni zurück muss dann auch Annette fahren, da ich die Löcher nicht sehe.
Nach dieser Salz-Fahrt, die nicht ausschließlich trocken war, ist „Zähnchen putzen“ Pflicht: alle Fahrzeuge ab in die „Waschanlage“.
Abends gibt es wieder leckere 44 cm Durchmesser, dabei erzählen wir Karin und Oli vom Camping in Sucre. Am nächsten Morgen trennen sich zunächst unsere Wege. Wir fahren zurück nach Potosi und dann weiter nach Sucre.

Blockadengeschichten

Kurz vor Sucre ist Schluss. LKWs stehen quer auf der Straße – unsere erste Blockade live in Bolivien. Ich laufe die LKWs ab. So schlank die Ente auch ist, hier kommen wir wirklich nicht durch. Die Fahrer spielen Fußball, Karten oder schlafen und denken gar nicht daran, für uns Platz zu machen. Aus Richtung Sucre schlängeln sich Fußgänger mit schwerem Gepäck durch den Blockadebereich. Busse und Taxis aus Sucre haben sie bis zur Blockade gebracht. Andere Busse und Taxis am Ende der Blockade nehmen die Fahrgäste auf und transportieren sie in andere Städte. Nur wollen wir mit unserer Ente ZUSAMMEN in die Stadt. Es muss doch noch mehr Wege nach Sucre hinein geben1 Ich will eigentlich lieber umdrehen... Annette WILL nach Sucre.

Also fragen. Es gibt einen nicht-asphaltierten Weg um die Blockade herum. Man nennt uns einen Ortsnamen und zeigt uns die grobe Richtung. Natürlich verfahren wir uns prompt, nachdem wir den Einstieg endlich gefunden haben, denn auch hier: Beschilderung Fehlanzeige. Dafür kommen wir in den Genuss große, offensichtlich reiche Anwesen in einem recht versteckten Außenbereich von Sucre zu sehen. Annette fragt einen Bauern nach der Richtung und siehe da: diesmal stimmt der Weg. Als wir wieder die Straße nach Sucre erreichen, dauert unsere Freude nur zwei Kilometer an. Dann stehen wir wieder vor quer stehenden LKWs. Klar, die sind ja auch nicht blöd! Nur diesmal finden wir einen Weg durch den Abwassergraben an den Trucks vorbei. Annette läuft nebenher und ist so mit Daumen drücken beschäftigt, dass sie glatt vergisst Fotos zu machen! P1090928.jpg Nach kurzer Suche finden wir in Sucre tatsächlich den Camping“garten“ von Don Alberto. Eine Oase mitten in der Stadt mit einer supernetten und hilfsbereiten Familie. Louis, der eine Sohn, spricht deutsch, da er zwölf Jahre in Deutschland war. Mit ihm fahre ich am nächsten Tag in eine Werkstatt um den Riss im Rahmen schweißen zu lassen. Mit Albertos Hilfe treibe ich auch noch vier Radlagers für’s Hinterrad auf. Was wollen wir mehr? P1090931.jpg P1090937.jpg P1100012.jpg P1100040.jpg Leider schlagen die Rückenwürmer wieder zu. Seit Kolumbien waren sie friedlich, nun verschaffen sie sich ziemlich deutlich Gehör. Abends kommen auch Karin und Oliver an. Sie hatten in der Blockade-Schlange übernachtet. Wir verbringen sehr relaxte Tage mit vielen Erledigungen in Sucre, auch eine Folklore-Tanz-Show war dabei, nur Reifen treiben wir nicht auf. Vielen Dank, Don Alberto, Doña Felicidad und Louis!

Camping Don Alberto in Sucre:

Ab Plaza 29 de Mayo die Aniceto Acre bis Hostal Pacha Mama (links) fahren und in die dem Hostal gegenüberliegende Straße einbiegen. Auf der rechten Seite nach etwa 100 Metern (Hausnummer 74???) ein zweiflügeliges terracottabraunes großes Metalltor. Nichts weist auf Camping hin. Klopfen. Tagsüber ist Don Alberto meist in seiner kleinen Elektrowerkstatt im Campinggarten, abends geht er nach Hause. Gemütlich Platz für etwa 3-4 Camper / Zelte. Eine Santiäreinheit, Aufenthaltsraum, Küche (alles „bolivianisch“). Herzliche und hilfsbereite Aufnahme durch die komplette Familie. Eine Tochter ist Ärztin und spricht englisch, ein Sohn ist angehender Ingenieur und spricht deutsch, Don Alberto unterrichtet auch an der Uni.

Mit dem reparierten Rahmen wollen wir jetzt über Argentinien nach San Pedro de Atacama in Chile, um doch noch auf eigener Achse zu den Lagunen zu kommen. Auf dem Weg dorthin fordert uns Süd-Bolivien noch einmal: Zuerst verfahren wir uns in einer großen Baustelle fürchterlich und haben am Ende keine Idee mehr, wo wir genau sind. Das kommt davon, wenn man die fertige Straße vor Freigabe benutzen will und damit die offiziellen Umleitungen verpasst... Dann stimmt die Karte auch nicht immer mit den Gegebenheiten überein. Da hilft nur fragen. Die Straßenverhältnisse bis kurz vor die argentinische Grenze sind teils eine echte Herausforderung, nur die Landschaft ist wieder mal der Hammer. P1080035.jpg  P1100330.jpg