Kolumbien
Reiseroute in Kolumbien:
Cartagena - Minca - Ocana - Barichara - Villa de Leyva - Zipaquira - Honda - Medellin
- Santa Fe de Antioquia - Salamina - Zona Cafetera (mit Salento und Valle de Cocora)
- Darién (Lago Calima) - Tunia (22 km vor Popayan) - Las Lajas
23. Juni bis 04. August 2011
Sechs Wochen waren wir in Kolumbien. Angefangen haben wir in feucht-schwüler Hitze in Cartagena. Nach einem
Schlenker etwa 800 km ins Landesinnere, Nähe Bogota, Villa de Leyva auf 2100 m Höhe in herrlich erholsamem Klima,
nachts kühl, tagsüber sonnig warm, Honda (heiß-feuchte Tiefebene), waren wir zwei Wochen in Medellin, der
Stadt des ewigen Frühlings und der schönen Orchideen.
Wie erscheinen uns Kolumbien und die Kolumbianer?
Die Kolumbianer wirken auf uns zurückhaltend, sind formell, höflich, ordentlich, machen ständig sauber,
können schnell bezaubernd lächeln – das tun sie jedoch nicht alle und nicht jederzeit – die meisten zeigen eher
unbewegte Gesichter. Die Menschen waren bisher offen und sehr hilfsbereit zu uns.
Nur mit dem Zoll konnten wir nicht richtig...
sie ersticken sich selbst in der Einhaltung sinnlos erscheinender Regularien. Keine Beweglichkeit dort, absolut keine!
Nachdem wir die Grenze so problemlos ohne Versicherung passiert haben, machen wir uns in La Paz trotzdem unsere Gedanken.
In Copacabana hat uns ein Chilene erzählt, dass es an der Plaza de San Francisco doch eine Versicherung für Touristen gäbe.
Wir fragen im Hotel Oberland nach, aber hier wissen sie nicht wirklich weiter. Ab ins Taxi, schauen wir mal. Wir haben beide
keine große Lust, aber angebliche 300,- US-Dollar Strafe motivieren dann doch irgendwie. Wir fragen diverse Polizisten, aber
es endet beim Südamerika-Spiel, der eine sagt links, der andere sagt rechts, aber wirklich wissen tut keiner was.
In Deutschland arbeiten Banken und Versicherungen zusammen. Also halten wir nach Banken Ausschau. Die erste ist leider
eine Fehlanzeige, aber man gibt uns eine Adresse ganz in der Nähe.
In der karibischen Ebene ist es unfassbar feucht, die Sonne kann kaum mal richtig durch die Wolken kommen.
Das hat den Vorteil, dass es sich nicht übermäßig aufheizt – wir denken, dass wir nicht über 35 Grad lagen.
Die Feuchtigkeit steht im Vordergrund. Meist regnet es mindestens einmal am Tag, ab mittags. Manchmal nur kurz,
manchmal richtig schwere, lang andauernde Wolkenbrüche und Gewitter. Wir waren ständig in feuchtem Zustand,
auch ohne Bewegung.... Nichts trocknet richtig ab, man selbst nicht, die Wäsche nicht. Schimmel und Moder ist Standard.
Die Vegetation ist entsprechend üppig, vielfältig, frisch grün, blühend in allen Farben. Herrlich.

In den Bergen ist die Vegetation etwas zurückhaltender, das Klima nicht so feucht, trotzdem alles blühend, sehr angenehm.
Wir fühlen uns stark an Deutschland erinnert - dort wo die Landschaften noch erhalten sind....
Der Straßenzustand ist meist gut. Die Hauptverkehrsadern sind in der Regel einspurig und über zig Kilometer
in ausgezeichnetem Zustand. Dann wieder folgen - eher auf kleineren, kann aber auch auf den Hauptverkehrsstraßen
vorkommen - Abschnitte mit einem Schlagloch nach dem anderen, Bodenwellen und Lehmbelag.

Alle paar oder zig Kilometer steht eine Straßenzollstation. In der Regel sind für Autos ca. 6000 bis 8000 Columbianische
Pesos (COPs) zu zahlen. Hätten wir die immer bezahlen müssen, wären wir auf etwa 7,- bis 8,- zusätzliche Euro täglich
gekommen. Motorräder dürfen kostenfrei am rechten Rand in einer speziellen Spur durchrollen. Wir sind ein breites Motorrad,
aber kein Auto. Das sehen die Kolumbianer zum Glück genauso. Solange wir die Kontaktschiene auf der Autospur nicht berühren,
dürfen wir uns durch die schmale Motorradspur, die beidseitig begrenzt ist und leider (oder zum Glück nicht genormt,
das heißt sie stellt sich IMMER anders dar..., durchzaubern wie wir wollen. Das hat schon zu witzigen Situationen geführt,
einschließlich Kotflügel aufsetzen, zurück schieben oder mal eben Seitenwagenrad hochheben, weil wir fest saßen.
Wir werden immer erfindungsreicher.
Alle paar Kilometer stehen Polizei- bzw. Militärposten mit Gewehren, jedes Mal etwa 10 Personen, beidseitig der
Straße gestaffelt, damit gegebenenfalls nachgegriffen werden kann. Wenn der Daumen nach oben geht, kann durchgefahren
werden. In aller Regel sind das alles sehr, sehr junge Leute, die meist fröhlich lächeln und winken. Nur zwei Mal
wurden wir angehalten, um unsere Papiere zu kontrollieren und das war nicht auf großen, sondern auf kleineren Straßen.
Auch in den Städten ist Polizei an jeder Ecke präsent, sehr junge Leute, die auch permanent zu zweit auf kleinen
Motorrädern immer die gleiche Strecke abkurven, um Präsenz zu zeigen. Zwei haben uns erzählt,
dass ihre Ausbildung ein Jahr dauert.
Es geht die Mär, dass dies eine Maßnahme der kolumbianischen Regierung ist, um u.a. Sicherheit
für den Tourismus zu gewährleisten, der ja eine gute Einnahmequelle für Kolumbien ist. Wir denken,
dass diese Präsenz in Richtung Süden abnehmen wird, dort sind noch etliche Gebiete, in denen die Rebellen
aktiv sind, vor allem momentan in Cali - haben wir gehört und berichteten auch die Medien .
Auch oben in Santa Marta wurde vor ein paar Tagen wieder ein Mensch von "Rebellen" erschossen.
„Es lebt seit einiger Zeit wieder auf.“ sagten uns zwei deutsche Gewerbetreibende, die vor sieben
Jahre über vier Jahre lang täglich mit den Rebellen gelebt und verhandelt haben,
weil diese versuchten ihren Besitz zu übernehmen.
Für Leute, die empfindlich für Luftzug sind, ist die karibische Küste hier in Kolumbien eine Herausforderung.
Die Kolumbianer lieben Klimaanlagen, die auf „eiskalt“ und "stark Wind erzeugend" eingestellt sind. In Räumen,
im Auto, immer wieder begegnet man ihnen und wird vom feucht-warmen Zustand in frierend zitternden versetzt,
bevor man wieder in den ersten Aggregatzustand zurück befördert wird.
Städte wie Cartagena, Barichara, Villa de Leyva sind Touristenorte für in- und ausländische Besucher,
schön im Kolonialstil erhalten, gestrichen und. soweit wir es bisher beurteilen können, nicht zu vergleichen
mit den wesentlich ärmeren, unattraktiveren, wimmelnden „normalen“ Städten, in denen das Leben nur so pulst.
Ganz viel Handarbeit, ALLES, einfach jedes Teil wird verwertet, ob Plastikflasche für Blumen oder gefüllte
Plastiksäcke als Wasserabflussrinne.

Die Preise scheinen in den letzten Jahren hier explodiert zu sein. Die Beträge aus unseren Reiseführern stimmen
nicht mehr annäherungsweise. Es wurden Steuern auf alles und jedes eingeführt, um Polizei, Militär und kommunale
Aufgaben bezahlen zu können. Arbeiter, die gelbe Farbmarkierungen anbringen, tragen Schutzanzüge, ebenso Arbeiter,
die die Straßenränder und Bäume beschneiden, sogar Schutzbrillen. Die Hauptverkehrswege haben Kanalisationen,
um Regenwassermengen ableiten zu können – auf dem Lande noch kein Standard. All das kostet. Das erklärt auch die
zunehmende Anzahl von Straßenzollstationen.
Übrigens: hier wird viel mit der Machete gearbeitet, um Grün zu entfernen!
Die sehr starken Überschwemmungen der letzten Monate sind in Resten noch sichtbar:
abgebrochene Straßenränder zuweilen, Abrutsche von Fels und Erde auf die Straßen und teils noch überschwemmtes Land.
Die Auswirkungen der starken Regenfälle waren massiv, sie müssen hier richtig gearbeitet haben,
um die Straßen wieder frei zu bekommen.

Die Kolumbianer lieben laute Musik und Fernsehen. In der Regel plärrt das eine und / oder das andere –
auch im Regenwald über Kilometer hinweg.
Wir treffen immer wieder auf Deutsches. Seien es deutsche Touristen, im Land lebende und/oder arbeitende Deutsche
oder Kolumbianer, die deutsch sprechen oder ein Restaurant, das „Dorfkneipe“ heißt oder eine "Drogueria aleman".
In Bogota gibt es vier deutsche Schulen, in Medellin mindestens eine.
Der kolumbianische Staat und die Kommunen zeigen eine Menge guter Ansätze im Bemühen um das Wohlbefinden
und die Sicherheit seiner Bevölkerung. Zum Beispiel ist Medellin's botanischer Garten kostenlos für die Bevölkerung.
Die Arbeiterinnen und Arbeiter tragen Schutzanzüge, Motorradfahrer haben Helme zu tragen, doppelt durchgezogene gelbe
Linien signalisieren Überholverbot. In den Durchgangsorten soll nicht schnell gefahren werden, damit die Bevölkerung
nicht gefährdet ist. Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 20, 30, 50 Stundenkilometer und vielfache Bodenwellen sollen
daran erinnern und das Sicherheitsgebot durchsetzen. Viele junge Polizisten und Militärs wurden eingestellt, zeigen
Präsenz und sollen die Bevölkerung schützen. Sie werden extensiv beworben als freundlicher Teil der Bevölkerung und
zeigen sich auch so. Allerdings werden die meisten Anordnungen / Gebote von der Bevölkerung entweder nicht
verstanden - Helme bleiben grundsätzlich offen - oder sogar offen ignoriert, z.B. die Geschwindigkeitsbeschränkungen.
Und niemand schert sich darum, dass sie eingehalten werden.
Chronologisches – ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Karibische Küste - Cartagena
Start am Donnerstag, dem 23. Juni 2011 um 23:55 Uhr – etwa 20 Stunden später betreten wir – nach
zwei Zwischenlandungen - gegen 13:30 Uhr Ortszeit das Flughafengebäude Rafael Nunez in Cartagena, Kolumbien.
Wir hinken sieben Stunden der deutschen Zeit hinterher – dort ist es jetzt schon 20:30 Uhr abends. Klar, es ist feucht,
aber gar nicht mal so warm wie wir befürchtet hatten. Erstmals sehen wir Polizei, sie geleiten uns über schön angelegte und
bepflanzte Wege in eine imposant mit Steinzeug ausgekleidete klimatisierte Abfertigungshalle – wie am Frankfurter Flughafen
weist Absperrband der Schlange den Weg. Fotografieren natürlich verboten !
Wir stellen uns auf Warten ein und sind angenehm überrascht, wie schnell es geht.
Große „Werbe“plakate zieren die Halle – „Kindermissbrauch in Kolumbien durch Touristen“,
„Korruption“ und „Übertragung von Infektionen in die kolumbianische Pflanzen- und Tierwelt
durch ausländische Keime“ werden nachdrücklich thematisiert.
Bei der Einreise werden Fingerabdrücke genommen. Beide Zeigefinger – bei Annette klappt’s mal
wieder nicht, kein Wunder, sie will ja auch nicht, nutzen tut’s nischte, muss halt der Daumen
herhalten. Jetzt wird das Gepäck kontrolliert, wieder deutliche Polizeipräsenz, alle sehr freundlich.
Annette spricht eine der Frauen an, wie viel ein Taxi ins Manga Cuarta zur Verschiffungsagentur kosten dürfe?
Hilfsbereit wird sofort untereinander diskutiert, ein Taxifahrer angerufen, 15.000 kolumbianische Pesos dürfe
es kosten, mehr nicht. Das sind etwa 6,- Euro. Zunächst brauchen wir allerdings einen Geldautomaten, denn am
Flughafen gab es nur einen Bankschalter, der Geld hätte wechseln können. Geld ziehen ging dort nicht. Der
Geldautomat der kolumbienweiten Bancocolombia will uns kein Geld geben. Wir versuchen es mehrfach.
Machen wir was falsch? Der freundliche Taxifahrer Adolfo bringt uns zu einem Santander Automaten und
dort funktioniert’s reibungslos. Auch ein weiterer Bankautomat der Bancocolombia hat später nicht funktioniert.
Das scheint generell ein Phänomen hier in Kolumbien zu sein: klappt der eine Bancomat nicht, versuch den nächsten.
Es könnte allerdings auch sein, dass die Bancocolombia unsere Visa-Karte nicht akzeptiert, denn Geld ziehen ist mit
dieser für uns - abgesehen vom Währungstausch - kostenlos.
Taxifahrer Adolfo bringt uns zur Zweigstelle der Mahe-Agentur in Cartagena. Wir haben zwar mit Olaf Kleinknecht
und seiner Verschiffungsagentur „In Time“ von zuhause aus verschifft und sind wieder sehr zufrieden.
Nur leider, leider brauchen wir von der Mahe-Agentur, Hauptzentrale ansässig in Bogota, die Freigabepapiere
der Ente aus dem Hafen. ...und dazu schreibt Kai jetzt was. Wirklich nicht vollständig, aber es reicht, denke ich
für einen kleinen Einblick in den Wahnsinn, der sich bei Mahe, im Zoll und im Hafenbereich über vier Tage abgespielt hat:
Kai’s Zollgeschichten
Wir hatten bei der Planung viel über den Stress bei der Einfuhr aus Deutschland nach Ecuador gelesen,
was unseren Plan, statt dessen in Kolumbien zu starten, noch bestärkt hat. Aber ich glaube, wir sind vom
Regen in die Traufe geraten. Hätten wir nicht so ein verdammtes Glück mit den Zufällen gehabt,
unsere Ente wäre vermutlich immer noch im Hafen.
Vorab eine Warnung: wenn es unbedingt Kolumbien sein soll:
Finger weg von der „MAHE Neutral Shipping“ in Columbien!!!!
Unbedingt vorher in Deutschland abklären, denn diese Leute machen außer Ärger und Kosten rein gar nichts!!
Aus unserer Sicht: NIE wieder eine Einfuhr per Spedition nach Kolumbien: Kosten in Columbien bei uns ca. 600 US $
plus Taxi und vier Tage Stress. Für Leute, die nicht die ganze Geschichte interessiert, haben wir weiter
unten die wichtigsten Punkte zusammen geschrieben.
Der Reihe nach: Freitag Mittag schlagen wir nach 20 Std. Flug- und Wartezeit bei der „Mahe“ in Cartagena auf.
Diese Adresse wurde uns aber erst nach mehrmaliger Email Anfrage aus Bogota (Hauptsitz der Firma??) geschickt.
Ebenfalls haben wir einen Stapel völlig unsinniger, auf Firmen zugeschnittener Formulare auf spanisch erhalten,
die in Deutschland niemand ausfüllen kann, da sie mit kolumbianischen Zollabkürzungen gespickt sind.
Man erklärt uns, für den „Freigabestempel / Liberation“ müssten wir zunächst die Rechnung bezahlen.
Claro, wir haben uns ja auf dem Weg vom Flughafen schon mit Pesos eingedeckt und außerdem haben wir genügend Dollars.
Ein Schreiben der Firma hatte die Zahlungsmöglichkeiten beschrieben. Unter anderem eben auch Barzahlung. Barzahlung sei
aber nur in Bogota möglich, in Cartagena müsse das Geld im Hafen auf der Bank eingezahlt werden, dafür bräuchten
wir aber einen Agenten! Hallo!!??
Wo denn die Rechnung sei und wie viel müssen wir denn bezahlen? Das wisse man nicht, die Rechnung sei ja in Bogota!!
Ah ja!! Dann besorgen Sie sie doch bitte!! Es wird telefoniert, gemailt und gefaxt. Dann ist die Rechnung da,
aber verstehen tut sie offensichtlich niemand wirklich richtig. Da erscheint ein Pesobetrag und ein Dollarbetrag,
die nicht zusammenpassen. Unsere Stimmung wird bei der ganzen Aktion nicht wirklich besser. Die Mädels in dem Büro
können einem schon fast leid tun, denn für jede Frage, die wir stellen, müssen sie nach einer Antwort telefonieren.
Sie haben keinerlei Entscheidungsvollmacht! Warum sitzen sie dann da??
Ein Stockwerk tiefer soll ein Agentenbüro sein, also geht’s die Treppe runter. Jetzt haben wir zum ersten mal Glück:
Hier spricht zwar auch keiner Englisch, aber sie kommen auf die Idee mit dem Google-Übersetzer. Als wir auch damit
irgendwann nicht mehr wirklich weiter kommen, fasse ich einen jungen Mann am Arm und bedeute ihm,
mit mir zur Bank zu gehen. Und er tut es!!!!!
Um zur Bank zu kommen, braucht man zunächst einen Ausweis, dann muss man mit dem Ausweis eine Nummer ziehen,
drei Überweisungsträger ausfüllen und warten, bis man an der Reihe ist (oder auch nicht!! Frechheit siegt!!).
Ich bezahle den Pesobetrag (129.000 COP) und zurück geht es zur Agentur (Juni:30°C, 95 + x % Luftfeuchtigkeit).
Hier wird gescannt und gemailt und telefoniert. Ein Mädchen hat den Stempel schon in der Hand, da kommt eine
Anweisung aus Bogota: NJET, der Betrag stimmt nicht!!! Als man uns dann erklärt, wir hätten den Dollarbetrag
zu bezahlen (518 US$) werde ich zum ersten Mal richtig laut. Hier ist der Punkt, wo wir die Geschichte für diesen
Tag abbrechen, so kommen wir nicht weiter!!
Im Hostal stehen schon fünf Motorräder, zwei davon gehören Deyanira und Brian aus Kanada.
Jetzt haben wir zum zweiten Mal Glück!! Deyanira stammt aus Mexiko, spricht perfekt Spanisch und kennt solche Rechnungen!
Sie erklärt mir, dass wir tatsächlich den Dollarbetrag bezahlen müssen. Kolumbiens Bürokratie sei teuer und sehr
kompliziert. Leider legen sie wie überall Wert auf die unwichtigen Dinge und vergessen das Wesentliche dabei!
Jetzt verstehen wir wenigstens, was wir bezahlen, davon wird allerdings der Preis nicht besser!
Am nächsten Morgen stehen wir wieder bei Mahe auf der Matte, Jairo lässt sich wieder einspannen und wieder
geht es zur Bank. Bei einer Bank kann man Geld wechseln. denke ich und setze mich in die Schlange. Bei einer Bank
schon, nur bei dieser nicht!!! Der ATM akzeptiert meine Visa Karte nicht! Klasse! Also mit dem Taxi zum Flughafen
Geld besorgen, wieder in den Hafen, Schlange stehen, bezahlen. Zurück zur Agentur (es ist kein bisschen kühler),
große Diskussion, der Chef in Bogota arbeitet heute nicht. Prima! Nun passiert etwas Merkwürdiges. Jetzt wird mit
einer Frau telefoniert und die nickt unsere Rechnung ab. Wir bekommen unsere Papiere und machen uns schnellstens
mit Jairo davon. Er scheint uns mittlerweile gerne zu helfen, auch wenn die Verständigung nicht leicht ist.
Es geht zur DIAN, der Zollinspektion. Die Leute arbeiten am Samstag, aber leider der wichtige Chef nicht und ohne
den geht nichts. Immerhin machen sie die Papiere und die Rechnung!!! fertig. Wir schaffen es sogar noch sie zu
bezahlen (61000 COP) und bis auf ein Papier alles soweit fertig zu bekommen - denken wir!!! Dieses Papier kann erst
Montag bearbeitet werden?? Montag ist hier Feiertag! Aber Jairo ist pünktlich kurz vor 8 am Hafen. Wir wissen noch nicht,
wie wir dies wieder gutmachen können, da er sich weigert Geld zu nehmen!!.
Jetzt kommt die nächste kolumbianische Nummer: Wir beide, Annette und Kai, dürfen nicht mehr in den Hafen, aber
keiner weiß so genau, warum nicht. Es geht halt nicht, Punkt!! Also nimmt Jairo meinen Pass, verschwindet im
Gebäude und kommt 10 Minuten später mit dem gewünschten Stempel wieder raus! Was hätten wir ohne ihn gemacht?
Die ganze Aktion hat ein Mitarbeiter vom Zoll mit bekommen, er spricht mit Jairo und kurz darauf hat Annette
seine deutsch sprechende Schwester am Telefon. Klasse, jetzt können ein paar grundlegende Dinge recht einfach
geklärt werden!!! Morgen sollen wir um 5.30 !! Uhr am Hafen sein, um eine neue Eintrittserlaubnis zu bekommen.
Dienstag morgen 5.30 stehen wir pünktlich vor der Senora, die uns die Besucherpässe ausstellen soll. Erstmal
soll es gar keinen Ausweis für uns geben. Nach langem Hin- und Her macht sie uns klar, dass wir von der Agentur
begleitet sein müssten. Ah,ja! Wir machen deutlich, dass wir ja ab 6:00 Uhr begleitet sein werden - dass es nicht
die Agentur, sondern Jairo ist, verschlucken wir. Als Jairo da ist geht's weiter: Zwei Ausweise? Wieso zwei, auf
den Frachtpapieren steht doch nur ein Name... Zwei Tage vorher waren wir aber zu zweit auf dem Zollgelände
unterwegs!!.... Alles verhandeln mit zig Leuten hilft nichts, Annette fährt entnervt zurück ins Hostal.
Im Lagerhaus finden Jairo und ich die Kiste, per Stapler steht sie schnell frei auf dem Gelände.
Als ich versuche einen Montierhebel zum Öffnen auszuleihen, wird mir unmissverständlich klar gemacht,
dass nur autorisiertes Personal eine Kiste öffnen dürfe!! Also wird jemand gerufen, der den Deckel öffnet!
Und Schluss!!! Was ist nun schon wieder? Der Rest darf angeblich erst entfernt werden, wenn die Inspektion
erfolgt ist! Also warten! Irgendwann kommt ein gelangweilter Mensch, will die Fahrgestellnummer und das
Kennzeichen sehen. Da man das Kennzeichen nicht sehen kann, schreibe ich es ihm auf! Er ist zufrieden!
Ich denke nun geht es weiter – denkste. Es ist 8:15 Uhr, Jairo muss zur Arbeit. Also stehe ich alleine vor der
halb entpackten Ente und beginne, wie es so meine Art ist, herum zu maulen.

Um 9:00 Uhr werde ich von einem englischsprachigen Mitarbeiter (2ter Jefe) erhört. Natürlich könne ich
das Motorrad jetzt auspacken und zusammen bauen! Die Kiste steht mittlerweile voll in der Sonne – was soll’s!
Der Boden der Kiste ist nur noch an den Rändern vorhanden, zum Glück haben wir alle Einzelteile an der Ente
festgebunden, nichts ist abhanden gekommen, nur einige Blessuren hat sie abbekommen. Zusammengebaut ist das
„Tier“ schnell und sie springt auch sofort an! Eine Sorge weniger. Jetzt, um 9.00 Uhr. muss nur noch der JEFE
sein OK geben, er müsse auch gleich kommen, dann wäre ALLES gut!

Nach ca. 1,5 Stunden erscheint der Meister auch tatsächlich (Arbeitsbeginn 9.00!!), er drückt mir die Hand und sagt,
ich könne gehen!???? Ich solle in der Hafenverwaltung meine Papiere holen und wiederkommen. Also zur Verwaltung:
ich komme bis zur Eingangsschleuse, dann ist Ende. Mein Passierschein gilt nur für den Hafen!! Wer die alte HB-Reklame
kennt, kann sich ein Bild machen, was dann los war! Meinen Krach bekommt einer der Oberen der Hafenverwaltung mit und
versucht mich auf englisch! zu beruhigen. Er würde mich begleiten! br/>
Der Frieden hält genau bis zum nächsten Schalter: die junge Senora möchte das Papier sehen, das mir der Inspektor
gegeben hat, der die Ente inspiziert hat. Der hat mir kein Papier gegeben! Doch muss er. Es wird telefoniert.
Der gute MANN hat es vergessen, außerdem sei er jetzt wieder in seinem Büro in der DIAN. HB-Reklame, Teil 2.
Es hilft nichts, ich muss das Papier holen, denn sie bräuchten das Original! Eine halbe Stunde später stehe ich
wieder an dem Schalter. Die Papiere werden kopiert, mir geben sie das Original, sie heftet die Kopie ab!!!!!!!!
Mittlerweile kann ich mich schon nicht mehr aufregen, so was gibt es auf keinem Schiff!br/>
Zurück zur Ente. Der 2te Jefe sagt, ... noch EIN Papier, dann könne ich gehen. Ausnahmsweise hat er sogar
das Papier. Ich muss zum 100-sten Mal meine Passnummer aufschreiben und unterschreiben und um auf Nummer sicher
zu gehen, nimmt man diesmal auch noch einen Fingerabdruck! Jetzt könne ich fahren!! Na ja, bis zum Ausgang: wieder
Papiere vorzeigen, noch einmal Passnummer und Unterschrift und das Trauma hat tatsächlich ein Ende!! br/>
Jairo hat Mittagspause, so fahren wir zusammen auf der Ente ins Hostal und holen Annette ab. Wir gehen Mittagessen
und auf unsere wiederholte Frage, was wir für ihn tun könnten, sagt er nur, es wäre ihm eine Freude gewesen uns zu
helfen. Wir sollen ihm viele Bilder von unserer Reise mailen.. Als wir uns trennen, haben Annette und ich irgendwie
ein .......Gefühl.
VIELEN DANK!!!
Was wir für den Zoll brauchten:
Für die Taxi Fahrer: Hafeneingang: Sociedad Portuaria Regional de Cartagena: Edificio Administrativo,
Entrada Principal DIAN: Carrera 25 (Taxis kennen das) ( N 10°24.568’, W 075°32.527’ )
Sämtliche Agenturpapiere als Kopie mitnehmen.
Moto-Versicherung: Suramericana S.A. Pie del cerro al lado de Vehicosta frente a las botas ,
das Papier der DIAN mitbringen!! Kostet ca. 86.000 COP für 3 Monate, gilt nur in Kolumbien, aber
die Polizei fragt danach! Öffnungszeit: 7.30 – 12.00, 13.00 – 17.00
Was man braucht: B/L 3 mal als Original und als Kopie, Pass org, und Kopie mit Bild und Kopie
des Einreisestempels, Fahrzeugpapiere im Original und als Kopie, alle Kosten müssen in COP bezahlt
werden (nicht in US $), Ein Zoll Inspektor heißt: Jairo Rafael Diaz Portacio.
Parallel zu den Zollereignissen: Unser Aufenthalt in Cartagena:
Im Hostal Casa Mara im Getsemani-Viertel werden wir freundlich aufgenommen. Zur Begrüßung bietet uns
die Senora ein Getränk an. Die Atmosphäre im Innenhof ist wunderbar ruhig, es ist einfach schön hier –
und fünf Motorräder halten Siesta am Swimmingpool.

Unser kleines Zimmer liegt im ersten Stock, kein Fenster, dafür Klimaanlage und Ventilator.
Das direkt anschließende Bad hat Fenster – mit freundlich großen Ritzen für alle interessierten Insekten.
Es ist einfach nur schwül-heiß, dabei ist es mittlerweile fast sechs Uhr abends.
Im Hof treffen wir Deya und Brian, zwei Kanadier (Deyanira ist mexikanisch-stämmig, kann also perfekt spanisch),
unterwegs auf ihren beiden BMW’s – ein erstes Jahr in Nordamerika haben sie schon hinter sich, gerade haben
sie mit dem Segelschiff „Stahlratte“ von Panama nach Kolumbien übergesetzt, jetzt sollen ein paar weitere
Monate in Südamerika folgen, danach Cuba.

Auch einen nur japanisch sprechenden Japaner auf einer Kawasaki, einen Ecuadorianer auf einer alten BMW
und den amerikanischen angehenden Journalisten Daniel treffen wir hier, der sein Motorrad für 100 Dollar
gekauft hat und dauernd reparieren muss – ein unruhiger Geist, der uns sehr an Waggerl in jungen Jahren
erinnert hat – sei gegrüßt Martin :-) Dazu kommt noch der unternehmungslustige Achmed, ein Marokkaner,
der in Florida lebt und nur mal kurz in Cartagena ist. Er ist begeistert von unser aller Motorradreiseabsichten
und nimmt gedanklich in Angriff es uns in Kürze gleich zu tun. Schon telefoniert er dafür in der Gegend herum.

Wir wollen an diesem Abend noch was zu essen besorgen, also starten wir in die Dämmerung, bestens versorgt mit
Tipps von den anderen, wo wir was finden. Irgendwie sehen die Geschäfte für mich alle ähnlich aus, ok.
Gemüse und Obst ist einfach, aber haben hier alle Tempos und keiner Nüsse? Wir werden die Systematik noch
ergründen, so es denn eine gibt.
Nicht sehr viele, aber immer wieder Hunde freilaufend auf den Strassen, am Straßenverkehr teilnehmend, werden
angehupt, wenn störend, es wird gewartet, bis sie fort sind. Die Hunde verhalten sich gut, nicht direkt bzw.
übermäßig bettelnd, nicht aggressiv. Weniger Katzen auf den Straßen. Viele Hunde auch in den Häusern, sagt Kai.
Gechlortes Leitungswasser. Sei nicht zum Trinken, klar, sagt die Hostal-Besitzerin. Zusammen mit normaler Seife und mindestens einmal täglichem Duschen, schmerzt die Haut reißend. Unangenehm.
In Medellin dagegen wird uns mehrfach versichert, das Wasser hier sei trinkbar.
Immer wieder Modergeruch, sichtbare Schimmelbildung. Farbig angestrichene Häuser neben komplett verfallenden.
Draußen sehr feuchte Hitze, drinnen immer wieder sehr kalte und windige Klimaanlagen. Harter Wechsel auf
schweißnasse Haut. Nichts für Empfindliche.

Am zweiten Abend gehen wir alle zusammen mit Ludwig, dem Chef und einigen Leuten der Stahlratte essen,
leider nicht kolumbianisch, sondern italienisch. Gibt es hier häufig. Als wir nach Hause wollen, regnet es,
nein, es schüttet. Jetzt wissen wir, warum die Bürgersteige so hoch sind. Trotzdem reichen sie nicht, draußen
ziehen Flüsse vorbei. Menschen flüchten sich in den Hauseingang. Auch zwei junge Polizisten, mit denen sofort
neugierige Infos ausgetauscht werden. Langsam steigt das Wasser in den Flur, draußen stapfen/“schwimmen“ Leute
ohne Schuhe und ohne Hemden vorbei. Die Fahrzeuge bleiben stecken. Abwarten, sinken lassen, raus ins Nasse! Im
Hostal gibt’s dann noch eine feucht fröhliche Runde am überbordenden Swimmingpool.

An einem der folgenden Abende entdecken wir um die Ecke eine schöne kleine Plaza direkt vor einer immer offen
stehenden Kirche. Bänke säumen den Rand, Palmen geben Schatten. Mit fortschreitender Abendzeit toben Kinder und
Jugend jeglichen Alters in der Mitte mit Bällen, Spielfahrzeugen oder einfach nur so, die Älteren sitzen am Rand,
schwatzen und passen auf.

Llammads – Handys zur Vermietung für einzelne Telefongespräche – werden angeboten, ein Schmuckverkäufer preist seine Ware,
daneben wird getrommelt, aus einer Bar schallen Reggae und südamerikanische Rhythmen. Hunde schauen vorsichtig,
ob was für sie abfällt, lauthals wird ein Polizist verbellt. Andere Polizisten ziehen regelmäßig alle halbe Stunde zu
zweit auf einem Moped ihre Bahn. Frisch gepresste Säfte werden auf der einen Seite, auf der anderen Fleischspieße, Maiskolben
und Empanadas verkauft, sogar vegetarische. Dazwischen wird gequatscht, geflirtet, gewerkelt, gedöst. Richtiges soziales Leben,
regelmäßig jeden Abend. Wir lieben es, auch die vegetarischen Empanadas!
Di., 29. Juni 2011:
Unser letzter Tag im Hostal Casa Mara. Aufstehen um 5:30 Uhr, Abfahrt um 7:00 Uhr. Kai geht weiterhin schief
und hat starke Rückenschmerzen. Ich verletzte mir das rechte Handgelenk beim Versuch, die Ente beim Überwinden
des Absatzes am Swimmingpool anzuschieben – war auch eine selten blöde Idee. Biestiger Schmerz, der Kreislauf
verabschiedet sich. Ist wohl nichts gebrochen, aber da werde ich noch ein paar Wochen Spaß dran haben. Heute
trage ich zum ersten Mal nasse Schweißbänder um die Handgelenke, um durch die Verdunstungskühle besser in der Hitze
durchhalten zu können. Heute Morgen haben sie den zusätzlichen positiven Effekt, das Handgelenk zu kühlen.
Wir kommen gut aus der Stadt raus, es ist noch wenig Verkehr. Die Straße Richtung Santa Marta führt in Cartagena
direkt am Meer lang. Wunderschöner Aufstieg der Sonne direkt am Meer. Einige Angler gehen ihrer Morgenarbeit nach.
Auch die Strandfischer ziehen in Gruppen gemeinsam ihre beachtlich großen Netze vom Strand aus ein. Die Straße ist
sehr gut hier: neu asphaltiert, kaum Verkehr. Wenig später wissen wir warum: die erste Straßenzollstation. Wir schätzen,
dass die Ente zu breit ist, außerdem hatten wir die Vorinformation von Deyanira, die das bestätigt. Zögernd fahren wir
auf die Autospur zu. Eine Bedienstete bedeutet uns zurück zu fahren, auf die Motorradspur, zu spät, wir sind schon
eingekeilt von hinten nachrückenden Fahrzeugen. Also zahlen: 8500 kolumbianische Pesos – das sind stolze ca. 3,40 Euro!
Noch wissen wir nicht, wie häufig diese Zollstellen kommen, aber wenn das so weiter geht, wird es ein teurer zusätzlicher
Posten! Wir müssen uns etwas einfallen lassen.
Noch ist ein kühler Unterton in der Luft, der beim Fahren voll zum Tragen kommt. Es sind nur etwa 240 km bis Santa Marta,
wahrscheinlich schaffen wir die größte Strecken in der „Morgenkühle“, wenn man hier überhaupt davon sprechen kann,
denn es kühlt sich nicht wirklich ab.
Leicht hügelige Landschaft, in der Ferne sogar Berge, alles dicht und frisch grün bewachsen mit tropischer Vegetation.
Verschiedenartige Bäume, z.T. mit großen roten, gelben und weißen Blüten, immer wieder auch Palmengruppen, Agaven,
Kakteen. Arbeiter beschneiden die Straßenränder, alles sehr ordentlich. Immer wieder Militär- oder Polizeiposten
an der Straße, drei oder vier in Gruppen immer direkt hintereinander, um „nachfassen“ zu können.
Heute morgen halten sie aber niemanden an.
Die erste Stadt nach Cartagena, direkt an der Küste, was für ein Kontrast zu Cartagena! Hier wohnen wirklich arme Leute.
Überall frischer Fisch, nichts riecht, trotzdem sie an der Straße feil geboten werden, wirklich frisch!
Dann eine Demonstration. Soweit wir verstehen gegen die teuren Strompreise. Deutsche erzählen uns später, die
Kolumbianer würden sich sehr viel gefallen lassen. Solche Demonstrationen seien außergewöhnlich. Und eigentlich müssten
sie viel häufiger demonstrieren.
Minca – Nähe Santa Marta – Mi., 29. Juni bis So., 3. Juli 2011:

Unser Ziel ist nicht Santa Marta und der Tayrona National Park wie ursprünglich geplant. Es ist uns einfach
zu schwül-heiß hier unten an der karibischen Küste. Dabei könnten wir Dayira und Brian nahe beim Tayrona Park
wieder sehen... Aber ich denke, wir werden sie noch häufiger in Südamerika treffen im nächsten Jahr,
außerdem haben wir Mail-Kontakt.

Wir steuern Minca an, ein kleines 630 Einwohner großes Öko-Dorf auf ca. 700 m Höhe in der Nähe von
Santa Marta / Mamatoco. Es soll hier kühler sein als direkt unten an der Küste. Eine schmale schlechte
Straße führt bergauf in das kleine Örtchen. Und hier sollen sich Touristen hin verirren? Würden die alle
im eigenen Fahrzeug hinfahren, wäre es hier oben wahrscheinlich leer. So aber sehen wir einige Hinweise
zu Unterkünften, eine Cafeteria, ein Schild zu einem Vogelpark.

Etwas außerhalb finden wir eine Unterkunft im Sans Souci, der Besitzer Chris ist Deutscher aus Hamburg.
Er betreibt seit 15 Jahren hier mit seiner Familie die Finca, bietet Camping, Dormitorium, Zimmer und
zwei kleine Häuschen an – und nimmt uns ausgesprochen freundlich und hilfsbereit auf.

Wir nehmen das abgelegenste Häuschen zu 50.000 COPs pro Tag, das sind ca. 20,- -Euro.
Wohnzimmer mit Küchenzeile, Schlafzimmer, Bad, kleine überdachte Terrasse, alles einfach, „natural“,
selbst gehandwerkert, gezimmert, die Türen, die Fenster, alles Marke Eigenbau, alles selbst in diese
Abgelegenheit geschleppt, die Flächen immer wieder dem Urwald abgetrotzt.

Wir wundern uns zunächst, dass von den vielen Fenstern nur zwei Moskitonetze haben, aber es macht Sinn:
Durch die Ritzen, durch offene Türen kommen eh Tiere rein, wenn wir aber alle Fenster und die Flügeltüren
öffnen, können sie auch wieder abziehen. Das Bett hat ein Moskitonetz. Die Räume sind farbenfroh gestaltet.
Das Herz des Ganzen ist Chris, seine entgegenkommende Art lässt ein Daheim-Gefühl aufkommen – wir können
in dem kleinen Häuschen richtig entspannen.

Da wir direkt im tropischen Regenwald wohnen, gibt es sehr viele Tiere: Geckos und Ameisen in allen
Größen und Farben, verschiedene Sorten Mücken (!), Käfer in 5 cm – Größe brummen vorbei, Eichhörnchen
keckern und sausen die Bäume hoch und runter. Farblich gut angepasste bis grellbunte Vögel lassen sich
in der Nähe nieder, ein Kolibri schmaust direkt neben unserer Terrasse an den Blüten eines Papayabaumes.
Nur fotografieren will er sich nicht lassen. Er ist scheu, jede Bewegung zum Fotoapparat lässt ihn sofort
absausen. Was haben wir ihn schon belauert! Im botanischen Garten in Medellin ist dieser nette Kerl unten
dann nicht ganz so verschämt wie sein Kumpel in Minca.

Um die Ecke steht ein "Aguacate-", ein Avocadobaum. Große Bambuspflanzen säumen das Grundstück, unten am Swimmingpool
stehen Mangobäume. Die kleinen Früchte, die hier überall zu Boden fallen, sind zwar fasrig, aber hocharomatisch.
Wir gönnen uns jeden Tag eine große Portion – viel glitschige Schälarbeit für ein bisschen Frucht... Die nicht
aufgelesenen Früchte werden sofort von den Ameisen und anderen Insekten angegangen und vergären ziemlich schnell.
Dieser durchdringende Kompostgeruch vermischt sich mit dem überall in der Luft liegenden Feucht-, Fäulnis- und
Modergeruch, auch in den Behausungen. Es regnet fast jeden Tag, manchmal nur eine halbe Stunde, manchmal stundenlang.
Mal mit, mal ohne Gewitter. Die nachfolgende Sonne lässt dann wieder alles dampfen.
Minca – Besuch der Kaffeeplantage La Victoria, Besitzer: Michael (Miki) und Claudia - Sa., 2.Juli 2011:
Heute wollen wir mal wieder was TUN, die Blessuren sind gepflegt, ausgeruht haben wir auch, also LOS:
Der Besuch der Kaffeeplantage wird zwar auf der Minca-Homepage empfohlen, jedoch gibt es (momentan noch, ist in Planung)
kein einziges Schild, das dorthin weist. Hätten wir die Info aus dem Internet nicht gehabt, gezielt Chris angesprochen und uns
anschließend auf der „Straße“ immer wieder durchgefragt, wir wären glatt daran vorbei gefahren.
So hatten wir das Glück mit der Chefin Claudia hoch oben in ihrem Haus auf La Victoria sprechen zu dürfen,
leider viel zu kurz, denn es begann zu regnen und zu gewittern, und wir mussten einen langen Lehmweg zurück,
der bereits arg ausgewaschen und matschig war. Bei nur einem Antriebsrad, das zudem nur Straßenbereifung hat
und das Ganze auch noch streckenweise bergauf, war uns das Aussitzen und Regen abwarten zu haarig. Die Regen
hier können doch recht heftig werden und auch lange dauern. Wir haben uns etwas überstürzt verabschiedet,
dabei hatte Claudia so interessant werbewirksam und auch Kaffee-lehrreich erzählt.

Chris hatte uns gebrieft, der Abzweig sei nicht einfach zu finden: „Fragt nach La Victoria und Miki.“
Der Weg rechts raus aus Sans Souci präsentiert sich uns genauso wie der Weg nach Minca und nach Sans Souci
hoch: ein- bis 1,5-fache Breite, teils asphaltiert, teils Lehm, mit häufigen tiefen Spurrillen und Schlaglöchern
bzw. Asphaltabbrüchen an den Seiten, das Ganze bei deutlicher Steigung und mit vielen Kurven. Den ersten, den wir
fragen konnten, nahmen wir anschließend auch gleich auf dem Seitenwagen mit hoch zu seinem Ziel.
Beim zweiten Fragen, mussten wir sogar wieder ein Stück zurück zum Abzweig. Weiter ging es auf schmalem
gewundenem Lehmweg unter riesigen Bambusbäumen ein paar Kilometer zur Kaffeeplantage, die etwa 220 ha groß ist.
Der Weg zur Finca von Miki und Claudia geht durch das Betriebsgebäude hindurch auf immer schmaleren Lehmwegen
recht steil bergan. Oben dann ein wundervoller Ausblick von der Finca aus, der bei klarem Wetter sogar bis zum
Meer und Santa Marta reicht.

Auf Dauer planen die Kaffeeplantagenbesitzer einige gehobene(re) Gästeunterkünfte zu vermieten, aber
das dauert wohl noch ein Weile. „Eigentlich“ hatten wir nach der Ankündigung auf der Homepage erwartet,
in irgendeiner Form in eine „touristische“ Betreuung / Führung zu gelangen. Statt dessen werden wir privat
von Claudia begrüßt und auch gleich mit leckerem Kaffee und Quellwasser verwöhnt. Liegt vielleicht daran,
dass momentan keine Produktionsphase ist, die dauert von November bis Februar, während des restlichen
Jahres ist Erhaltung und Neuanpflanzung angesagt.

Während der Pflückphase werden die reifen, also roten Kaffeebohnen von Hand einzeln gepflückt.
Die Arbeiter und Arbeiterinnen werden pro gepflückter Gewichtseinheit bezahlt. Die roten Kaffeebohnen
werden dann maschinell von ihrer Schale befreit, fermentiert, gewaschen und getrocknet. So aufbereitet
können die „grauen“ Kaffeebohnen ruhig zwei Jahre gelagert werden. Vor dem Rösten müssen dann noch
zwei verschiedene Häutchen abgelöst werden.

Ein großes Problem sind neben Schlangen und Skorpionen die Ameisen, über 100 verschiedene Arten, die ganz
schnell die mühsam gesetzten Pflanzen zerlegen. Eine Alternative zu Gift scheint es noch nicht zu geben.
Die Düngung erfolgt zu einem kleinen Teil organisch über humuserzeugende Regenwürmer, aber auch über
synthetische Düngung, da die Plantage für rein organischen Betrieb zu groß sei. Pestizide werden nicht
ausgebracht. Ein unabhängiges Institut soll gesagt haben: „So reine Kaffeebohnen hätten sie schon seit
zwei Jahren nicht mehr untersucht“.
Der Verkauf an Abnehmer in Europa ist schwierig, da diese in der Regel nur über den tagesgültigen
Börsenkurs abrechnen wollen und das sei häufig viel weniger als die Produktion real gekostet habe.
Also ist mittelfristig geplant, den Kaffee eventuell über Österreich selbst zu vermarkten. Bestellen
könnten die Endverbrauch dann über Internet. Der Kaffee soll wahrscheinlich auch La Victoria heißen.
Uns hat er sehr gut geschmeckt, er ist aromatisch und überhaupt nicht bitter.
Auch Miki und Claudia haben sich vier Jahre lang mit den Guilleros auseinandersetzen müssen,
die die Plantage erst komplett übernehmen wollten, dann 30 % davon, dann regelmäßig zum Essen
gekommen sind – eine schwere und angstbeladene Zeit. Heute arbeiten sogar einige von ihnen auf
der Plantage. Allerdings wurde gerade eben wieder ein Mensch von Guilleros in Santa Marta umgebracht.
So ganz sind diese Zeiten wohl doch noch nicht vorbei, obwohl in dieser Region Kolumbiens
große Polizeipäsenz demonstriert wird.
Wir finden gute Gemüse hier in Minca, Avocados, Kartoffeln, aber leider noch keine Proteinquelle.
Pilze, Nüsse, Hülsenfrüchte – momentan Fehlanzeige. Von zwei Deutschen hier auf Sans Souci haben
wir von Cave gehört, einem Sojagranulat, dass es doch tatsächlich hier in Minca im Dorfladen zu
kaufen gibt. Und das in Südamerika – unglaublich!
Abends ist der belgische VW-Bus, den wir morgens im Minca-Dorf gesehen hatten, auf Sans Sousi eingetroffen.
Der Fahrer hält den Weltgeschwindigkeitsrekord für T2-VW-Busse – ausgetragen wurde das vor kurzem in Utah.
Kurz nach dem Rennen war der Motor hin: das Salz hatte sich durch den Motorblock gefressen ....
Der Belgier ist jetzt schon seit fünf Jahren auf den Strassen der Welt unterwegs, angefangen hat er
in Afrika, dann über das Nordkap nach England, Kanada, USA, jetzt Südamerika. Zurück will er über
Wladiwostok. Kai bekommt sofort glänzende Augen. Das hat er für unsere Reise ja auch angedacht...
Landeinwärts – Mo., 04. Juli
Nach sehr relaxten Tagen in Minca brechen wir landeinwärts in Richtung Süden auf, An der ersten Tankstelle
treffen wir den belgischen VW Bus Fahrer (T2) aus dem Hostal und seine französischen Freunde. Sie wollen
mit einem alten amerikanischen Schulbus !! um die Welt! Leider hat der Bus schon hier einen Motorschaden
und sie bauen in der Hitze den großen Sechszylinder aus! Teile sollten in Kolumbien kein Problem sein, da
hier viele dieser Busse noch treu ihre Arbeit verrichten – bon chance!
Wir fahren durch flache, grüne und abwechslungsreiche Landschaft. Kaum Verkehr, wir kommen gut voran,
nur ist es wieder recht heiß, da wir in der Ebene fahren. Entlang der Straße wieder deutliche Präsenz der
Staatsgewalt, wir bleiben aber weiterhin unbehelligt!
Am frühen Nachmittag beschließen wir, in die Berge nach Ocana zu fahren, da wir sehr gut in der Zeit
liegen. Wir wollen normalerweise immer nur bis 15 –16 Uhr fahren und in Ruhe, im Hellen, eine Unterkunft finden.

Kurz darauf befinden wir uns in einem heftigen Gewitter, ich fühle mich irgendwie an Afrika erinnert.
Die Wassermengen sind enorm, wir finden einen trockenen Unterstand und beobachten das Treiben auf der
Straße. Noch denken wir: Es regnet halt! Nach etwa einer Stunde ist der gröbste Spuk vorbei und wir biegen
von der Hauptstraße ab Richtung Berge. Durch den Regen ist es angenehm kühl geworden. Es geht durch kleine
Dörfer bis wir plötzlich am Ende eines Staus stehen. Die Straße sei nicht passierbar: Wasser! Glaube ich nicht
und fahre am Stau vorbei. Da uns auch Fahrzeuge entgegen kommen, muss der Engpass vorne ja irgendwie
passierbar sein! Irgendwann stehen wir vor einer beachtlichen „Pfütze“, vielleicht 100 m lang, die „Mutigen“
fahren hindurch. Wir sind nicht mutig, fahren aber trotzdem.

Die Tiefe ist kein Problem, nur die „Wellen“ der entgegenkommenden Trucks. Wieder auf trockener Straße,
stockt es nach kurzer Zeit wieder. Ein Baum liegt quer über der Straße und die Anwohner versuchen ihn von
der Straße zu bekommen. Kaum ist dieses Hindernis genommen, stehen wir schon wieder. Schlamm versperrt den Weg.
Dorfbewohner schaufeln ihn mühsam von der Straße. Unserem nervösen Hintermann bedeute ich, doch bitte Abstand
zu halten, da ich mit Schlamm so meine Erfahrung habe! Alles kein Grund zu Aufregung!
Was uns auffällt: Bei allen Hindernissen stehen sofort Einheimische parat, die die Hindernisse beseitigen.
Ihre Kinder halten derweil die Autofahrer an, ihren pekuniären Obulus dazu zu leisten. Eine gute Idee, es
ist eine Verdienstmöglichkeit mehr für die Leute hier und die Autofahrer haben wieder ihre befahrbare Straße!
Über eine schöne Bergstrecke geht es auf ca. 2000 m. Mit der Höhe wird es ein wenig kühler, die Feuchtigkeit
schlägt nicht mehr ganz so stark durch. Die Straßen winden sich in Kurven, langsame und stinkende, schwarzen
Rauch ausstoßende LKWs quälen sich vor uns durch die Steigungen. Überholen ist Tagesgeschäft.
Durch die Verzögerungen ist es spät geworden, es beginnt langsam zu dunkeln – und wir haben keine mögliche
Übernachtungsadresse, werden also in Ocana noch suchen müssen.

Wie bitten einen Motorradfahrer, der mit seinen Kindern unterwegs ist, um Hilfe. Die Kinder werden zu
Hause abgesetzt, und er bringt uns zu einem Hotel. Leider nicht ganz das, was wir uns vorgestellt haben.
Für ihn kein Grund aufzugeben. Das zweite Hotel nehmen wir, etwas teuer (61.000,- Pesos, ca. 25,- Euro),
dafür mit sicherem Parkplatz für die Ente. Wir haben keine Lust weiter zu suchen! Am nächsten Morgen können
wir die Ausblicke bei der Abfahrt zur Hauptroute genießen.

Rechts und links am Straßenrand haben Kolumbianer sich ihre Bleibe aus allem gebaut, was ihnen zugänglich ist:
Holz, Bambus, Plastik, Blech, teils Ziegelsteine, Beton. Gefüllte Plastiksäcke dienen als Kanalisation für
die zeitweilig runter kommenden Wassermassen. Sie bauen auf den sehr steilen Hangflächen ein wenig Mais oder
Gemüse an, verkaufen Mais, Mangos, Getränke am Straßenrand. Auch ganze grob zerteile Tiere inklusive Kopf
werden an den Hüttenwänden aufgehängt und zum Kauf angeboten. Ein kleines „Restaurant“ am nächsten.
Alle bieten im Prinzip das Gleiche an und das 20-30 Mal auf ca. 30 km Strecke. Den ganzen Tag leben
sie in Lärm und Gestank an der Strasse. Die Kinder spielen am Rand. Ob sie jemals eine Art von Schulbildung
haben werden? Auch hier stellen wir uns, wie in Asien, die Frage nach der Lebensgrundlage der Menschen.
Eine Antwort werden wir wohl in keinem armen Land finden. Komischerweise fehlt fast nirgends ein Fernseher,
der den ganzen Tag läuft. Welches Bild der Welt so wohl geprägt wird?
Barichara – Di., 05. Juli bis Mi., 06. Juli 2011
Die Hauptroute, der wir anschließend wieder folgen, führt nun selbst langsam in die Berge. Schöne Kurven,
gute Straße, aber auch viele langsame Trucks, die an den Steigungen oft nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit
sind. Durch die Straßenführung ist das Überholen nicht immer ganz unproblematisch. Ich ernte den einen oder
anderen „kritischen“ Blick von rechts, sprich von der Beifahrerin!
Die Vegetation ändert sich, auch wird es endlich kühler, an manchen Pässen habe ich Gänsehaut.
In San Gil biegen wir rechts auf eine kleine Straße in Richtung Barichara ab. Wir landen in einem
alten kleinen Kolonialstädtchen mit Kopfsteinpflaster und einer schönen Plaza. Eine Touristenstadt.

Diesmal nehmen wir die Hilfe eines Tuk-Tuk Fahrers an, uns ein Zimmer zu besorgen. Zuerst geht es
natürlich wieder zu einem sehr schönen aber viel zu teuren Hotel. Diesmal haben wir aber Zeit zum
Suchen! Der dritte Versuch ist erfolgreich! Einfach aber preiswert (Haspedaje "Mi Ranchita", Gemeinschafts"bad",
20.000,- Pesos, ca. 8,- Euro) und die Ente steht für weniger als einen Euro pro Nacht um die Ecke in einer Garage –
Was will man mehr.

Wir schlendern durch die teilweise steilen Gassen. Wenn man sich die Fahrzeuge und die Stromleitungen
weg denkt, ist man in der Zeit Jahrhunderte zurückversetzt. Hier hat sich nicht wirklich etwas verändert.
Wer hier hektisch wird, ist selber schuld – Südamerika-Feeling. Wieder fällt die Sauberkeit auf, hier liegt
kein Dreck auf der Straße und wenn, wird er sofort weggeräumt. Irgendwie wie früher zu Hause!

Wir tun nicht viel – lassen den Ort auf uns wirken! Per Email erfahren wir, dass Deya und Brain auch auf dem Weg
nach Medellin sind und uns ihre Hostal-Adresse mailen werden, sobald sie dort sind. Schön!
Villa de Leyva - Do., 07. Juli bis Fr., 08. Juli 2011
Unser nächstes Ziel ist Villa de Leyva, Nationaldenkmal in Kolumbien und ebenfalls eine alte Kolonial-
und damit Touristenstadt, noch offensichtlicher als in Barichara.

Der Weg dorthin wird länger als erwartet, unser Garmin ist kaputt und wir verpassen beide
die Abfahrt zum Ort und merken dies auch erst nach ca. 80 km! Es ist noch ungewohnt wieder
ohne Navigationsgerät zu sein... Unterwegs sind noch große Landteile überschwemmt, aber die
Straße ist frei. Die eigentliche Straße zum Ort präsentiert sich etwas „viel löchrig“, dafür
aber kaum Trucks. Am Abzweig in den Ort läuft eine Frau mit Einkaufstaschen in der prallen Sonne.
Wir „laden“ sie ein und bringen sie in den 6 km entfernten Ort.

Wir finden ca. 1 km außerhalb der Stadt eine gute Herberge „Columbian Highlands / Renacers
(leider nicht bis zum Ende beschildert, vor einem kleinen Kiosk rechts abbiegen). 50.000,- Pesos
(ca. 20,- -Euro) pro Nacht für Doppelzimmer mit gutem eigenem Bad, geschlossenem Aufenthaltsraum,
außen liegender Küche, Terrasse, Internet, Buch-Austausch, Frühstücksangebot, nette Betreuung,
auch englisch-sprachig. Sie bieten auch Touren an.

Wir erkunden zwei Tage lang die Stadt, aber wie gesagt, Villa de Leyva ist eine Touristenstadt,
reich, ruhig. Die Bauten sind schön, der Touristenbetrieb nichts für uns. Am letzten Abend lernen
wir Andreas kennen, der seit sieben Jahren in Kolumbien arbeitet und so schöne Sachen machen kann,
wie auf dem folgenden Bild. Wir haben gute Gespräche und hoffen sehr, dass wir ihn wieder sehen werden!

Wir ziehen weiter, Richtung Medellin. Dort wollen wir Deya und Brian wieder treffen. Da Deya spanisch spricht,
kann sie uns vielleicht helfen, unseren Garmin reparieren zu lassen oder einen neuen zu kaufen.
Unser Weg nach Medellin führt uns durch Zipaquira, wo wir die Salz-Kathedrale besuchen wollen.
Auch an diesem Tag hatten wir „eigentlich“ gedacht, gut in der Zeit zu liegen und in Ruhe ein
Gasthaus suchen zu können. Doch wie so häufig hier in Kolumbien, kommt etwas dazwischen. Wir finden
das von uns anvisierte Hostal nicht und geraten bei der Suche auf eine Strecke in die Berge, die teils
wirklich schlecht ist. Am Ende befinden sich erstaunlicherweise viele Pflanzenplantagen, deren Arbeiterinnen
und Arbeiter am frühen Samstagnachmittag gerade Arbeitsende haben und in Bussen über diese schlechten Strassen
hoppelnd in ihren kleinen Wohnort am Fuße des Berges gebracht werden. Wir stellen uns den Abtransport der
Pflanzen zum Verkauf über diese schlechten Strassen vor!
Der kleine Ort bietet uns auf jeden Fall auch keine Übernachtungsmöglichkeit, wir müssen zurück und finden
über die Hilfe deutsch sprechender ! Kolumbianer – er hat Deutsch studiert !, sie hat einige Jahre in Deutschland
gelebt – ein sehr einfaches akzeptables Zimmer in einem „Eco-Hotel“, dass weit davon entfernt ist, ein „Hotel“
zu sein, wie weit von „eco“ können wir nicht wirklich beurteilen. Wir handeln das Zimmer mühsam auf 40.000,- Pesos
herunter und finden es immer noch überbezahlt. Aber weiteres Suchen wäre uns heute zu viel. Dafür bekommt
Kai Kaffee bis zum Abwinken gratis.
Zipaquira - Salzkathedrale, Sa., 09. Juli 2011
Der Besuch der Salzkathedrale ist teuer, 20.000,- Pesos pro Person plus 3500,- für das Parken der Ente.
Die Salzkathedrale ist zwar beeindruckend, aber nicht wirklich ein „oh, wie schön-Erlebnis“ für uns.
Viele Kapellen wurden in den Salzstock gesprengt und gegraben, die Arbeitsspuren sind deutlich zu erkennen.
Die einzelnen Stationen des Leidensweges und der Auferstehung Jesus Christus wird jeweils mit einer neuen
Kapelle dargestellt. Wir wandern ziemlich lange durch die unterirdischen Gewölbe. Die eigentliche Hauptkapelle
ist bestimmt 100 Meter lang und sehr hoch. Die Führung war leider ausschließlich spanisch, so dass wir nicht
sehr viel verstanden haben.

Weiter geht es nach Honda. In kürzester Zeit geht es aus den Bergen ins Tag. Nachts hatte Annette noch so gefroren,
dass sie sich alles, was greifbar war unter den Decken angezogen hatte, jetzt kommen wir von jetzt auf gleich
in tropisch-schwüle Hitze. Mücken und andere Stechtiere sind wieder aktiv. Der Kreislauf darf Sport treiben.
Überall um uns herum sind auf einmal Schwimmbäder zu sehen – und alle sind gefüllt mit lachenden, planschenden Menschen.
30 km vor Honda ist die Straße gesperrt. Es ist vier Uhr nachmittags. Wir und alle anderen sollen drei Stunden warten,
dann wäre die Straße wieder offen. Ein Kolumbianischer Motorradfahrer bedeutet uns, ihm zu folgen. Wir nehmen eine
„Abkürzung“ über die Berge. Nach einer Stunde wilder Pistenfahrt durch Bäche, über Felsen, auf und ab, erreichen
wir wieder die Hauptstraße. Hat Spaß gemacht, auch wenn wir jetzt ordentlich durchgerüttelt sind und wir aussehen,
wie die Schweinchen.
Als wir in Honda ein kleines Hotel betreten wollen, spricht uns von der gegenüberliegenden Straßenseite eine Frau an,
wir könnten auch bei ihr im Hostal übernachten, sie will uns das Zimmer zeigen. Sie gibt sich sehr freundlich,
entschuldigt sich, dass sie aber leider momentan keinen Strom habe. Im Hof ein Haufen Kinder, Hunde und viel Dreck.
Der Gästebereich ist abgeschlossen, zwei Zimmer, dämmrig, kaum etwas zu erkennen, offene „Badkabine“, das
Duschwasser landet im Klo, kein Waschbecken, ein Tisch, die Betten scheinen sauber zu sein.
Und hier machen wir den entscheidenden Fehler: wir lassen uns von der Situation einfangen und nehmen das Zimmer.
Es ist wieder mal kurz vor Dämmerung, die Stadt wimmelt, kreischt, hupt, wir haben den ganzen Tag geschwitzt
und keinen Bock mehr: für eine Nacht wird es schon gehen. Das Zimmer soll nur verlockende 15.000,- Pesos kosten.
Ein guter Ausgleich zur Ausgabe für die Salzkathedrale. ABER – und damit rückte die Senora erst später heraus,
sie will zusätzliche 5.000 Pesos für die Bewachung der Ente. Viel zu viel, denn diese wird im Innenhof stehen!
Ich will handeln, Kai winkt ab.
Übrigens: die Toilettenspülung war kaputt, abends nach 20 Uhr gab es kein Wasser mehr, in dieser Nacht bewegte sich kein
Lüftchen, es kühlte sich kein einziges Grad ab in diesem Zimmer. Wir lagen luftschnappend, schwitzend, wie die Fische
auf dem Trockenen. Bettlaken wären zu viel gewesen und so hatten alle Stechtiere eine große Extraportion Futter.
Die Stiche haben wir jetzt, nach einer Woche immer noch und sie jucken auch immer noch! Manche sind groß wie
Handflächen geworden..., in anderen sammelt sich juckende Flüssigkeit in großen Blasen... Gekrönt wurde die
Nacht noch mit Ohrenschmaus:, denn familiäre Dramen spielten sich ab: die Tochter kreischte in höchsten Tönen
„por que, por que“ – wir vermuten, sie war schwanger...., dann hatten Mann und Frau noch stundenlang lautstarken
Stress, es war zum Weglaufen! Eine grässliche Nacht!
Marinilla, Mo., 11. Juli 2011
Zum Ausgleich war die Tour nach Marinilla, 40 km südlich von Medellin, wieder wunderbar, schöne Gegend,
nette Menschen, kaum Verkehr, besseres und kühleres Klima. In Marinilla haben wir sofort ein perfektes
funktionierendes Hotelzimmer direkt um die Ecke einer schönen großen Plaza gefunden und hatten einen ganzen
Nachmittag frei zum Duschen, schlendern, schauen, palavern und fotografieren.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann ohne Navigationsgerät in die zweitgrößte Stadt Kolumbiens aufgemacht, die Stadt
des ewigen Frühlings, die mehr als zwei Millionen Einwohner hat, um Deya und Brian im „Hostal Medellin“ zu finden.
Die grobe Richtung hatten wir uns vorher in Google Maps / Earth angeschaut, nur ist die Umsetzung in einer Stadt,
die hauptsächlich aus Einbahnstraßen besteht und außerdem ein komplett anderes Adress-System hat als Deutschland nicht
so ganz einfach. Wir waren recht schnell in der Nähe unseres Hostals, aber die letzten Straßenzüge waren doch etwas
kompliziert. Egal: wir sind da!
...und verbringen seit eineinhalb Wochen in einem preisakzeptablen und netten Hostal genauso entspannende wie spannende
Tage, angefüllt mit Gesprächen mit Deya, Brian und den anderen Reisenden hier, Erkundung von Medellin und Umgebung,
Beseitigung des Garmin-Problems, Spanisch-Lernen, dafür deutsch lehren, Bilder sichten und aussortieren, Briefe und
Mails schreiben und die Homepage bestücken. Im botanischen Garten, auf der Plaza de la Luz und im Transvestitenviertel
(per Zufall) waren wir schon. Morgen wollen wir nach Santa Fe de Antioquia.
Infos zum Hostal Medellin:
Kosten für ein zu zweit bewohntes Vierbettzimmer mit Gemeinschaftsbad (drei Bäder im Haus:
jeweils Dusche, Toilette, Waschbecken, das Duschwasser ist zeitweilig bedingt warm) pro Nacht
: 36.000,- kolumbianische Pesos, das sind ca. 14,40 Euro - unser Preis war um einen minimalen
Betrag verhandelbar, unter der Woche und außerhalb der Saison sicherlich besser. Es gibt Dormitorien
und auch Zimmer mit eigenem Bad. Maximale Belegungszahl ca. 30 bis 40 Personen - während der
ersten Woche war zwar Bewegung, aber nie so überfüllt, dass es mit den Bädern schwierig geworden
wäre. In der zweiten Woche war es voller. Sehr freundliches und sauberes Klima. Allerdings kann es
je nach Gästebelegung den ganzen Tag laut sein. Das proklamierte "abends nach 23 Uhr kein Lärm mehr"
wird weder freiwillig eingehalten, noch verfolgt. Und morgens zwischen 5 und 6 Uhr beginnt die Säuberung
des Hauses. Schlecht schließende Fenster und Türen sorgen für guten Beschallungsdurchgang .-)
Es wird jeden Tag sauber gemacht. Die Küche ständig. Bettwäsche wird einmal die Woche gewechselt, Handtücher
auf Nachfrage. Man kann seine Wäsche waschen lassen. Es gibt eine große Küche zur Benutzung durch die Gäste
(Mikrowelle, Gasherd, Backofen). Zwei Gemeinschaftsräume mit einem Fernseher, einem Billiardtisch, Essplatz,
Terrasse, Balkon Internetrechner, Wifi. Geschlossene Garage, wo Motorräder sicher parken können.
Nah am Zentrum. Metro direkt um die Ecke. Carrefour und Exito (große Supermärkte) direkt um die Ecke.
Schöne große einheimische Märkte mit ausuferndem Obst- und Gemüseangebot in gut erreichbarer Fuß-Nähe.
Bäckereien, Konditoreien, kleine Gerichte, Empanadas direkt um die Ecke. Claudia ist die kolumbianische
Chefin des Hostal, sie spricht neben spanisch auch ein bißchen englisch. Während unseres Aufenthaltes hatte
sie Jose als Hilfe beschäftigt, der fließend spanisch, französisch, englisch und deutsch sprach. Es sind
auch immer mehrsprachige Reisende da, die übersetzen.
hostalmedellin
Garmin-Geschichte - Teil 2
Mit der Hilfe von Diego (einem kolumbianischen Freund von Deya u. Brain) finden wir in Medellin einen Garmin Händler.
Nach kurzer Inspektion erklären die Techniker das Gerät für irreparabel (Claro!). Aber sie haben das Nachfolgermodell.
Jetzt folgt ein dreistündiges Hin u. Her über den Preis und das Zubehör. Ohne Deya´s Spanisch wäre das nie etwas zu einem
halbwegs akzeptablen Preis geworden. Sie (banditos) wissen einfach zu genau, dass es zum Garmin für unsere Zwecke
eigentlich keine Alternative gibt
Tipp für Zuomo u-ä. Besitzer:
Das Gerät nur mit Display Schutzfolie benutzen!!!! Das Display von Deya´s u. Brain´s Zuomo hat über
die Kratzer „Wasser gezogen“ und ist unbrauchbar!
Botanischer Garten in Medellin
Kein Eintritt! Es ist frei zugänglich. In der Qualität kein Vergleich mit den botanischen Gärten in Australien oder
Deutschland, aber einfach ein netter Park, mit Schmetterlingshaus, Wüstenzone, Regenwald-Feucht-Zone etc.
in dem sich viel Mühe gegeben wird für Information, Gestaltung und Anregendes, wie z.B. Bingo-Spiele oder
andere Veranstaltungen. Schulklassen in Uniformen, "ältere" Semester zum Bingo-Spiel, Familien mit Kindern,
hier auch mal Liebespaar, die man sonst selten "tändeln" sieht.
Santa Fe de Antioquia, 21. Juli 2011
Tagesausflug: Raus aus dem Verkehr in Medellin, eine steile Straße im Stop and Go hoch, denn vorne
ist eine Baustelle, Busse und Laster, Anwohner, Mopeds und wir freuen uns gleichermaßen, alle rubbeln
Kupplung und Bremsen, alle stehen wir in schwarzen Abgasschwaden. Es geht die Berge hoch bis auf 2600 m.
Prima Klima, herrliche Ausblicke in grüne Täler, tropische bis "deutsche" Vegetation, wechselnder Straßenbelag,
nette Anwohner an den Straßenrändern.
Santa Fe ist ein schönes Kolonialstädtchen - 1541 gegründet, die älteste in der Region. Leider in der
schwül-heißen Ebene, weshalb wir alle sofort wieder im Wasser stehen. Zum Ausgleich gibt's frischen Früchtemix
in frisch gepresstem Fruchtsaft, für Deya und Brian zusätzlich mit eine großen Kugel Eis.
Bekannt ist Santa Fe auch für seine 1895 fertig gestellte einspurige, 291 m lange, mit Holzblanken belegte
Hängebrücke, die "Puente de Occidente". Es war eine der ersten Hängebrücken auf dem amerikanischen Kontinent,
sie führt über den Rio Cauca.<

Auch wenn wir uns bemühen, nicht nur die schönen und reichen Seiten dieses Landes zu zeigen, werden wir ein Ungleichgewicht
in den Bildern haben. Wir halten nicht mit der Kamera drauf, wenn uns ein geistesgestörter / drogenbenebelter ????
wirklich herunter gekommener Mensch anspricht / anbettelt ???? Und wir haben auch nicht an die Kamera gedacht,
als wir diese grässliche Nacht in Honda hatten Generell haben wir Hemmungen unseren "Reichtum" einer Kamera zu
zücken, wenn uns krass Armut in welcher Form auch immer begegnet... Wir müssen den Leuten hier eh schon sehr reich
erscheinen. Die meisten reisen nicht mal im eigenen Land, geschweige in anderen.
Kolumbien-Bericht - Teil 2
Werkzeuggeschichten in Medellin
An den BMW’s von Deya und Brian sind die Radlager ziemlich mitgenommen. Da die beiden dazulernen wollen, machen wir die Aktion an
Brian’s Moped gemeinsam. Nachts treibt Brian im Internet den Ersatzteilkatalog mit Explosionszeichnungen auf. Wir
brauchen eine Innen-Seegeringzange, die Lager- und Radialwellendichtringe.
Rund um die Metrostation „Exposiciones“ der Linea A in Medellin ist ein riesiger Motorrad-, Auto- und
Technikbereich. Es gibt alles! Problem: man muss es in den aberhunderten von kleinen Läden finden. Erste
Ausbeute: H7-Lampe für 1,30 Euro. Im ersten Laden wollen sie dafür noch 11,- Euro. Also etwas Geduld mitbringen.
In den Werkzeugläden rufen sie deutsche Preise auf. Der Hit ist eine Zange, auf der „Made in Germany“ „eingraviert“ ist.
Sie sieht aber wirklich nicht so aus. Ich nehme sie in die Hand und gehe mit dem Daumennagel über die „Gravur“ – oh,
jetzt fehlt das „M“... Der Verkäufer und ich lachen. Wir nehmen das No-Name-Produkt für 4,- Euro – funktioniert wunderbar.
Krönung der Aktion ist ein SKF-Laden, der uns europäische Lager für 4,20 Euro das Stück und Dichtungen für 2,70 Euro verkauft.
Also solche Sachen müsste man nicht spazieren fahren! Hierhin müsste man zurück kommen und sein Motorrad runderneuern!
Bremsbeläge zum Beispiel werden nach Maß gefertigt, 30,- Euro das Paar. Sitzbank neu polstern und beziehen, ca. 20,- Euro.
Die Leute hier sind noch Handwerker, man muss sie halt „nur“ finden.
Nach vier Stunden und reichlich Abgasen in der Lunge sind wir zurück im Hostal.
Information zu Carlos Mesa:
Den Motorradladen gibt es nicht mehr. Carlos kann man über das Hostal Medellin kontaktieren, denn die
Besitzerin Claudia (Kolumbianerin, die auch etwas englisch spricht) ist mit Carlos befreundet.
Alternative für BMW-Fahrer:
Der BMW-Laden „Ruta 40“, die Adresse findet man unter www.bmw-motorrad.com. Sie haben die Gabel von
Deya’s Motorrad für kleines Geld gut repariert.
Zona Cafetera - Montag, 25. Juli 2011
Volle zwei Wochen haben wir mit Deya und Brian in Medellin verbracht, heute wollen Kai und ich weiter in die
Zona Cafetera, ca. 100 bis 150 km südlich von Medellin. Das Gebiet liegt ebenfalls höher - zwischen 1400 und 2150 m.
Die drei größeren Städte dort sind Manizales, Pereira und Armenia. Die Gegend hat viele Kaffeeplantagen,
Manufakturen, Natur-Reservate und Universitäten.
Aufbruch vom Hostal Medellin um 8 Uhr morgens. Wir folgen der Panamericana (PANAM) Richtung Süden raus aus Medellin.
Diese Straße würde ich jetzt gerne denjenigen zeigen, die eine Vorstellung von der Panamericana als schön ausgebaute
saubere Küstenstraße mit immer gutem Blick haben.
Voll mit stinkenden Bussen und LKW’s, die dichte, schwarze Abgaswolken ausstoßen. Hummelschwärme von kleinen
schnellen Motorrädern, lärmend und stinkend. Baustellen, Abbrüche der Straßenränder, Schlaglöcher, Wellen, Absätze,
quer durch wimmelndes Straßenrandleben.
Den ersten möglichen Abzweig in die Berge finden wir nicht, er muss mitten in Medellin sein und unser Garmin,
bzw. die aufgespielte Kolumbienkarte und wir sind noch kein Team. Wir sind froh, erstmal aus Medellin herausgefunden zu haben.
Also nehmen wir nach La Pintada den Abzweig auf eine kleine weiße Straße Richtung Osten, nach Salamina.
Zunächst windet sich die kleine und wechselhafte Straße an einem großen Flussbett mit wenigen Wasserrinnen lang.
Es ist heiß, wir sind für etwa 10 km in der Ebene, aber es ist wunderschön, einsam, still und einfach Natur. Dann geht
es langsam in die Berge, die Straße weiterhin klein, schlecht, nur teils guter Asphalt. Wunderbare Vegetation und Ausblicke
in die Täler. Der Tag über kleine Straßen lohnt sich wirklich.

Ein Ort (Pacosa ?) vor Salamina beeindruckt uns mit vielen Jeeps und alten Fahrzeugen an der Hauptplaza und großer
Geschäftigkeit. Im Nachhinein würden wir dort gerne ein paar Tage verweilen. Es ist ein altgewachsener „echter“ Ort.
Hier kommen keine oder kaum Touristen hin. Diejenigen, die Salamina - die ebenfalls keine „reine“ Touristenstadt ist - anfahren, kommen von der anderen Seite hoch - aus Manizales.
Ein Einheimischer nimmt Kontakt mit uns auf, wir sagen unser Sprüchlein, dass wir leider nur sehr wenig spanisch können.
Grinsen. Frage nach Kaffee. Ja. Wir bekommen die Empfehlung, das kleine Cafe rechts neben dem zu nehmen, dass wir
genommen hätten. Es ist gut, pieksauber, leckere Croissant-ähnliches Teilchen, freundliche interessierte Leute, unterirdisch günstig.
Eine Frau aus dem Cafe folgt uns. Mittlerweile steht ein alter Bus quer zur Ente. Die Menschen drinnen und die Menschen
auf der Plaza sitzen und stehen wie die Hühner auf der Stange um die Ente rum und schauen neugierig. Ich muss spontan
lachen, mache entsprechende Handzeichen. Keine Ahnung, ob irgendwer versteht, was ich andeuten will, auf jeden Fall bricht
es das Eis. Fragen und Bemerkungen prasseln auf uns ein. Wieder unser Sprüchlein. Um im Kontakt zu bleiben, biete ich der
Frau aus dem Cafe meinen Beifahrersitz an. Sie ziert sich erst etwas, setzt sich dann. Kai sagt, sie soll sich festhalten
und schon fahren die beiden unter Gejohle einmal um die Plaza. Ich kann währenddessen Bilder schießen und „spiele“ die
Verlassene. Mittlerweile stockt die Geschäftigkeit, alle wollen jetzt schauen, was abgeht. Unter Winken und Lachen
allerseits verabschieden wir uns.

Wir erreichen Salamina, orientieren uns zunächst - fahren also einmal um die Hauptplaza, fragen einen Eisverkäufer,
wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Direkt an der Plaza liegt das Hotel Colonial. (alt, mit Balkonen, weiß,
dunkelbraunes Holz). Es geht die lange Treppe unter dem Schild Hospedaje hoch zur Rezeption. Sie haben
Zimmer für 30., 40., und 50.000,- Pesos. Wir nehmen eines für 30.000,- Pesos direkt an der Plaza mit Mini-Balkon.
Es war laut, aber sehr sauber und funktional, inklusive Duschbad.

Es gibt eine zweite Hospedaje im rechten Winkel an der Plaza: "Cafe y Restaurante familiares" (o.ä.). Die Ente konnten wir
direkt um die Ecke für 4000 Pesos für eine Nacht parken. Der Ort hatte eine andere Atmosphäre als die bisherigen Orte,
war aber voller Leben und hatte tolle Ausblicke ins Tal , steile Treppen und Straßen.

Die Leute hier scheinen besser zu leben als zum Teil im Norden von Kolumbien. Die Häuser am Straßenrand und in den
Städten scheinen durchweg besser gestellten Leuten zu gehören, nicht reich, aber auch nicht ganz arm. Kaffeepflanzen,
Bananenstauden, Papayabäume, Tomaten-Gewächshäuser, Zuckerrohr, viele Bambusse. Gebaut wird oft aus Bambusrohr und die
Baugerüste sind auch daraus gemacht.
Salento - Mittwoch, 27. Juli 2011
Abfahrt aus Salamina morgens um 8 Uhr. Wieder nimmt uns diese wunderschöne Bergstrasse gefangen, die wechselhaft,
aber insgesamt ok ist. Viehmarkt in Neira. Pferde, Mulis, Schweine, Schafe, Rinder, Hühner, alles tummelt sich auf
der Gasse. Danach erobert uns langsam der Verkehr der großen Straße wieder. Großstadt Manizales. Slums an den Rändern,
wir müssen mitten durch die Stadt, verfahren uns. Irgendwann sehen wir die Hinweise auf Pereira nicht mehr. Ein LKW
bedeutet uns, ihm zu folgen, er hat das gleiche Ziel. Wir hätten unsinnigerweise dem Schild Richtung Medellin folgen müssen.

Aus der Stadt raus wird mehrfach auf großen gelben Straßenschildern vor Ratten ! gewarnt. Das warum hätte uns brennend interessiert.

Wir fahren auf großer Straße mit viel Verkehr. Die von uns angepeilte Haciend Guyabal, 3 km nach Chinchina, Richtung Santa Rosa,
finden wir nicht. Also weiter nach Salento. Typischer schöner kleiner Touristenort, nur mögen wir keine Touristenorte.
Hostal Tralala, holländischer Besitzer, direkt um die Ecke an der Plaza, ist leider ausgebucht, dort hätte es uns
gefallen. Das Plantation House ist ebenfalls voll. Beide müssen vorher reserviert werden, wenn man sicher gehen will.
Drei weitere Hostals haben uns im Preis-Leistungsverhältnis nicht gefallen, zumal der Ort eh viel zu teuer ist.
Also zurück nach Boquia, 4 km vor Salento ist der Campingplatz Monteroca.
Informationen zum Campingplatz Monteroca - Boquia, 4 km vor Salento:
Diesen Campingplatz hatten wir zunächst ignoriert, erstens weil er weitab von Salento ist und zweitens, weil er
sehr auffällig wirbt, auch mit Schlagworten wie exotisch, Abenteuer, Baumhäuser. Wir handeln die Übernachtungskosten
auf 20.000,- Pesos herunter, was uns immer noch viel zu viel für einen Campingplatz erscheint, aber die Gegend ist
teurer als normal und die Anlage ist gut gestaltet. Außerdem - und das ist der entscheidende Punkt - sind wir meistens alleine auf dem Platz.

Viele Pflanzen, Tarps, Stühle, Tische, Hängematten, Spiele, Küchen, abends Öllampen ans Zelt und ein Besitzer,
der täglich nach dem Befinden und den Wünschen fragt. Sie bieten ebenfalls Zelte an, die bereits aufgestellt sind.
Vom Einmann-Reinkrabbel-Zelt bis zum Hauszelt mit Betten, Bad, Küche und Vorgarten mit Springbrunnen in diversen
"Styles" und Baumhäusern ist alles zu haben. Die Anlage ist sehr ausgetüftelt und gepflegt, allerdings ist der
Blick aufs Sanitäre etwas "verhangen" gewesen bisher, vielleicht wird das ja noch.
Camping Monteroca
Donnerstag, 28. Juli 2011
Wir machen heute einen Ausflug in Richtung Pereira, dort haben wir den Friedhof entdeckt, von dem wir gelesen hatten und der sehenswert sein soll.
Bewölktes Wetter. Einige Kilometer vor dem Friedhof beginnt es zu schütten. Im Regen fahren wir langsam durch den schönen Park mit
geschmückten Gräbern. Fahrzeuge auf dem Friedhofsgelände sind hier normal. Gerade wird ein Sarg zur Feier gebracht. Ein kleiner
Reisebus mit Trauergästen begleitet ihn, wir dachten erst, es seinen Touristen, die wie wir den Friedhof besichtigen wollen.
Der Friedhof beinhaltet ein Cafe, einen Blumenladen mit Gebinden, die Einäscherungsstätte usw. Er ist sehr aufwendig mit
vielen Palmen, Bäumen, Büschen, blühenden Pflanzen als Park angelegt. Es scheinen überwiegend Urnengräber zu sein, die
entweder in die Grasfläche eingebracht sind und mit Platte gekennzeichnet oder die Platte ist in eine Wand eingelassen.
Auch Mausoleen sind vorhanden. Geschmückt sind die Gräber mit aufwendigen, farbfröhlichen und -intensiven Blumen-,
Orchideen-, Lilienbuketts. Palmwedel sind zu Toren gesteckt, einzelne Blumen ergeben Muster.
Keine Fotos wegen Regen. Wir ziehen weiter, der Aussichtspunkt Filandra macht keinen Sinn bei diesem Wetter,
aber wenigstens einkaufen wollen wir noch in der nächstgrößeren Stadt, denn bei uns in Boquia ist das Angebot
mehr als begrenzt und Salento dürfte ohne Ende teuer sein.
Zunächst stellen wir uns wieder unter und finden bestätigt, was wir schon gefühlt hatten, aber nicht glauben
wollten: unsere nagelneuen und nicht gerade preiswerten Held-Regenjacken halten nicht dicht. Ich habe wenigsten
noch meine dichte Motorradinnenjacke und eine dichte Beinkombination, aber Kai steht voll im Wasser. Jetzt überlegen
wir, ob und wo wir Ersatz bekommen. Held hat sich innerhalb der letzten zwei Wochen auf unsere Mail noch nicht gemeldet...
In Circasia finden wir alles, was wir brauchen: einen kleinen Supermarkt, einen Obst- und Gemüseladen, einen
Avokadoverkäufer auf der Straße (3 große Avokados für 2000,- Pesos, ca. 80 Eurocents). Da es wieder regnet, suchen
wir ein kleines Cafe auf und endlich bekommt Kai einen guten kolumbianischen Kaffee (600 Pesos), nicht diese
Plastiktässchen Mundvoll-schlechter-Nescafe.
Das kleine Cafe ist fast wie ein Kaffeemuseum gestaltet, auch Uralt-Klorollen finden ihren Platz im Regal.

Wir fahren zurück zum Campingplatz, Boxenstop und Sachen ausladen, anschließend wollen wir weiter ins Valle de Cocora.
Dort stehen über 100 m hohe Wachspalmen, die es wohl nur hier gibt. Entsprechend touristisch zeigt sich die Gegend.
Das Tal ist schön, es erinnert uns an die Alpen plus Palmen.
Auf dem Campingplatz steht ein französischer Landrover mit einem Paar, dass gerade von Buenos Airos in 10 Monaten
hoch nach Kolumbien gefahren ist. Sie berichten noch viel Schlimmeres von dem Herausholen ihres Fahrzeuges aus dem Hafen
in Buenos Aires als wir aus Cartagena. Eine ganze Woche haben sie gebraucht und es war noch teurer als bei uns in Cartagena
Falls wir es richtig verstanden haben 2000,- Euro für die Verschiffung und dazu 700,- Euro, um das Fahrzeug aus dem Hafen zu holen.
Sie geben uns viele Informationen und Tipps von ihrer Reise:
In Bolivien werden neuerdings Straßenzölle erhoben und die Kassierer versuchen dabei die Touristen abzuziehen.
Infos über Strecken, die gut befahrbar und zudem frei von Touristen sind.
Dass in Argentinien und Chile schnell mitgenommen wird, was scheinbar ohne Besitzer in der Gegend rumsteht/-liegt,
ob Reiseführer, Zigaretten oder Campingstühle.
Später treffen wir uns noch einmal im Wachspalmental wieder, zusammen mit einem weiteren Franzosen im Landrover,
der allerdings inländisches kolumbianisches Kennzeichen fährt. Ist es diesem Umstand zu verdanken, dass er später
vor uns in einer Polizeikontrolle körpervisitiert wird?
Eine Polizistin fotografiert währenddessen den Landrover. Ich beschließe ebenfalls Fotos zu machen, um Beobachtung
zu signalisieren, fotografiere die Polizistin, den Polizisten, die Szene am Wagen. Der Polizist kommt zu uns.
Er hat nichts gegen ein Foto, salutiert sogar. Zu uns ist man sehr freundlich, auch unser Fahrzeug wird fotografiert,
wir können mit dem Franzosen zusammen weiterfahren.
Inzwischen regnet es sich ein. Wir sind froh, ein Tarp über unserem Zelt zu haben, unter dem wir auch sitzen können.
Der Campingplatzbesitzer bringt uns wieder eine Öllampe. Langsam tropft das Tarp auch von innen. Wir gehen früh schlafen.
Übrigens hatten wir an diesem Tag einen 5-Liter-Plastikbeutel Wasser der Marke "Brisa" gekauft, das Wasser schmeckt nach
chemischen Duftstoffen, die in Spül- und Waschmitteln Verwendung finden. Wohl bekomm’s! Mein nächstes Wasser ist von "Crystal",
dass ich schon vorher hatte und das ok schmeckte. Ähnlich wie bei Brisa ein durchdringender Nebengeschmack, wenn auch nicht
so süss parfümiert. Ich muss mich richtig zwingen, dieses Wasser zu trinken.
Freitag, 29. Juli 2011
Der Regen hat uns voll erwischt. Es regnet immer noch. Luftfeuchtigkeit auf Maximum, auch im Zelt, in den Klamotten.
Aber uns geht’s gut hier, wir haben Ausweichmöglichkeiten unter großen überdachten Zelten hier auf dem Platz.
Wir schreiben Reisetagebuch, notieren die Ausgaben, studieren Karten. Um ein Uhr mittags hört es auf zu regnen.
Der Besitzer erklärt, sie hätten jetzt im Sommer 60 Tage lang keinen Regen gehabt, sie freuen sich über diesen
Dauerregen, damit alles so schön grün bleibt. Er prophezeit, dass in einer Stunde die Sonne wieder scheint. Wir
würden uns freuen! Aber nein, eine halbe Stunde später regnet es wieder – dauerhaft...
Hier in Kolumbien begegnet uns immer wieder das Thema "Marihuana/Gras". Völlig lockere, lachende Polizisten
werden auf einmal ernst und aufmerksam, wenn Kai sein Tabakpäckchen öffnet. In Medellin wollten Straßenhändler
uns Hasch verkaufen. Auf den Campingplätzen und in den Hostals riecht es immer wieder nach Gras und vor allem
auch die Besitzer scheinen es zu lieben und schmauchen schon frühmorgens ihre erste "Pfeife".
Jorge, der Campingplatzbesitzer ist sehr aufmerksam seinen Gästen gegenüber. Mindestens einmal täglich sucht er
ein kurzes Gespräch, ob auch alles ok. ist. Und unaufgefordert warnt er uns vor der Gegend um und südlich von Cali,
gibt uns die Telefonnummer seiner Schwester in Cali und seine eigene auch, damit wir anrufen können, falls wir irgendwas brauchen.
Die Rebellen haben während der letzten Wochen auf mindestens 15 Dörfer in der Gegend zwischen Cali und Popayan attackiert und
Menschen dort verletzt und umgebracht. Die Chefs der Guerilleros sollen sich in den Bergen in / zwischen Parque Nacional
Natural Los Hermosas und Parque Nacional Natural Nevado del Huila aufhalten und die Dörfer rundum deshalb attackieren,
weil sie die Kräfte der Militärs, die wohl nah davor sind, sie zu stellen, außerhalb binden wollen. Er rät uns dringend,
ab Cali nur noch auf der PANAM, nur noch tags und möglichst schnell durch zu fahren.
Wir fragen nach der Alternative, östlich runter über Neiva zu fahren? Klar, das geht, aber es ist heiß,
dort ist auch eine Wüste, die Desierto de la Tatacoa, bis zu 40/50 Grad Celsius sollen dort momentan sein,
es ist das Tal des Rio Magdalena. Dieselbe Hitze, die wir schon bei Honda erfahren haben. Nein, danke, sagt Annette entschieden.
Samstag, 30. Juli 2011
Während der ganzen Nacht hat es geregnet. Morgens regnet es immer noch. Wir drehen uns im Schlafsack noch mal um... Um 9:30
Uhr hört es auf. Wir machen uns fertig, eine kleine Runde durch die Zona Cafetera zu machen. Circasia, Montenegro,
Parque Nacional de Cafe, aber wir gehen nicht rein, fragen nicht mal nach dem Preis. Aus dem Reiseführer wissen wir,
dass die Preise zwischen 17.000,- und 45.000,- Pesos liegen, also hier und heute bestimmt noch höher. Dafür soll es eher
ein „Disneyland“ sein und so sieht es von außen auch aus. Zudem fallen uns sofort die Budenbesitzer vor dem Eingang an.
So viele Hüte, wie sie uns verkaufen wollen, können wir in einem Leben gar nicht auftragen.
Wir fahren weiter nach Quimbaya. Dort beginnen die Kaffeeplantagen, die wir schon lange suchen. Meist auf steilen Hängen,
häufig in Kombination mit Bananenstauden. Wir stellen uns die ArbeiterInnen vor, wie sie jede einzelne Kaffeebohne, die rot,
also reif ist, einzeln pflücken, während sie mit dem Körper die Hanglage ausbalancieren und sich durch die Büsche quetschen.
Unsere Einstellung zu Kaffeepreisen relativiert sich...

Es ist ein schöne Strecke zwischen Quimbaya und Filandia, eine kleine gewundene Straße mit einem guten Ausblick nach dem nächsten.
Filandia selbst ist ebenfalls etwas besonderes, anders als Circasia, Montenegro und Quimbaya, hier scheinen die Leute Geld und/oder
Zeit zu haben, ihre Anwesen und Strassen deutlicher zu verschönern.
Den Aussichtspunkt außerhalb von Filandia besteigen wir nicht, wir sind wieder in den Wolken. Statt dessen besuchen wir
den gegenüberliegenden Friedhof, diesmal offensichtlich einer für „normale“ Leute, nicht wie vor einigen Tagen besichtigt, für Wohlhabende.
Sonntag, 31. Juli 2011 – unser letzter Tag auf dem Camping Monteroca bei Salento
„Aprilwetter“!!!
Kai kauft versehentlich parfümierte Zigaretten. Wieder einmal gibt es nur süßes Brot und der Käse ist auch wieder mit Marmelade gefüllt....
Wir stehen nach diesem geglückten Einkauf im strömenden Regen in Circasia an eine Hauswand gedrückt, neben uns ein offenes Tor wo
selbst gemachtes Eis in großen Boxen verkauft wird. Kaum Kunden bei diesem Wetter. Also lädt uns der Eisverkäufer in die Hofeinfahrt ein,
holt uns Stühle und bietet uns einen heißen Kaffee an - das sind die Kolumbianer!
Wir streifen weiter auf kleinen Straßen durch die Zona Cafetera, enden in einem Dorf in einer Sackgasse. Sofort haben wir einige
Kolumbianer um uns herum, die uns weiterhelfen. Die kleinen Straßen sind wie immer von wechselnder Qualität. Auf Geröll kommen
wir an einen schönen Fluss, folgen dem Verlauf. Es regnet wieder, der Boden wechselt zu Lehm, dann dickem Lehmmatsch. Gas geben
und durch. Glücklich können wir die Strecke passieren, bleiben nicht stecken, nur danach sehen wir aus wie die Schweinchen.
Wozu gibt's Flusswasser!
Abends steigt Annette tapfer frierend in die Außendusche. Sie soll im Gegensatz zu den Innenduschen heißes Wasser haben!
Ausziehen, anmachen --- kalt. Anziehen, Jorge suchen, er schickt ein Mädchen, den Gasofen, der bei Regen immer ausgeht,
wieder anzumachen. Das Mädchen signalisiert "Die Flamme ist an." – und geht. Ausziehen, anmachen --- kalt. Jetzt rufe ich
nach Kai: "Mach mal, bitte!" Beim dritten Anlauf dann erleichtertes und genüssliches Seufzen aus der Dusche - das Wasser ist heiß!
Lago Calima - Montag, 1. August 2011 – Hotel Siga
Morgens vor der Abfahrt will Jorge uns unbedingt noch sein kleines Museum und seine Schlangen zeigen.
Er hat kleine auffällig bunte und etliche große Boa constrictor. Mir gefallen sie alle sehr gut, ihre Körper
sind kühl, die Haut sehr glatt und seidig. Ich will sie gar nicht wieder hergeben, aber am allerliebsten wäre mir,
ich könnte sie irgendwo in die Wildnis entlassen!
Wir verlassen die PANAM nach den Städten Armenia und Zarzal und fahren auf der parallelen gelben Straße über
Madrigal nach Darién an den Lago Calima. Die Straße ist sehr gut und es herrscht wenig Verkehr. Die Reise-Know-How-Karte
scheint hier nicht zu stimmen, es gibt wohl nur eine Einfahrtmöglichkeit zum See, von unten her nach Darién.
Übernachten können wir in der Nähe der großen Plaza für 30.000,- Pesos im Hotel Siga. Die Ente wird durchs (!) Bekleidungsgeschäft
nebenan in den Hinterhof gefahren. Dafür werden mal eben die Ständer mit Kleidung in eine Ecke geräumt. Leider ist das Zimmer sehr
laut und der zunächst angenehme Duft der Bäckerei entwickelt sich in den Nachtstunden zum Gestank, denn es glaubt doch nicht noch
EINER von Euch, dass hier die Fenster dicht schließen? Oder im Badezimmer überhaupt Fenster eingesetzt sind?

In dieser Gegend gibt es sehr viel Zuckerrohr und wir stellen fest, dass die kolumbianischen Zuckerrohr-LKWs mit vier Anhängern
die australischen noch toppen. ... man könnte sogar von australischen Kleinlastern sprechen...
Tunia - Dienstag, 2. August 2011 - Kulturhaus und Bücherei
Der Lago Calima und Darien haben uns nicht wirklich gefesselt, wir wollen weiter. Auf sehr guter (gelber) Nebenstrecke
(Palmira, Candelaria, Santander de Quilichao) kommen wir bei wenig Verkehr gut um Cali herum. Jorge hat recht gehabt,
ab Palmira sehen wir immer mehr Afro-Kolumbianer und Santander de Quilichao ist IHRE Stadt. Wir kommen wirklich gut voran
und hoffen, heute noch Pasto zu erreichen und damit den kritischen Bereich an einem Tag zu überwinden.
Irgendwo zwischen Santander und Popayan dann auf einmal Stau, kilometerlang ziehen wir links vorbei, weil wir neugierig
auf die Ursache sind. Vielleicht betrifft es uns ja nicht? Es ist 10:30 Uhr morgens. Zwei Polizisten markieren den Kopf
des Staus, etliche Kolumbianer stehen oder liegen auf dem Rasen daneben. Wir halten. Einer der Polizisten winkt uns leider
nicht weiter, sondern bedeutet uns zu warten. Indigene protestieren gegen ihre Landenteignung, erfahren wir kurz darauf und
blockieren mit quer gestellten LKWs die Hauptroute PANAM. Es gibt Auseinandersetzung dort und Demonstrationen. Der zuständige
kommunale Vertreter ist auf dem Weg dorthin. Alle hoffen, dass es vielleicht in ein oder zwei Stunden schon weiter geht.
Die Kolumbianer und die Polizisten gehen sehr gelassen mit dem Stau um. Es gibt keine strikte Trennung zwischen Bevölkerung
und Polizei, sie agieren völlig locker miteinander. Die Polizisten wechseln sich in Schichten ab. Mal kommt ein neues Motorrad mit
zwei Polizisten, mal ein Auto, dass welche mitnimmt. Sie tragen Maschinenpistolen, wirken aber nicht bedrohlich. Fliegende Händler
bieten Eis und Früchte und Getränke an, die Polizisten lutschen Eis, löffeln ihre Ananas, schwatzen mit den Autofahren.
Die Autofahrer führen ihre Hühner zum picken auf’s Gras, schwatzen, fotografieren, schlafen.
Wir sind natürlich eine willkommene Abwechslung, immerhin warten die Leute hier an der Spitze schon seit 8 Uhr morgens.
Nach und nach kommen wir ins Gespräch. Wir radebrechen auf spanisch und Sebastian, der einzige, der hier ganz gut englisch
spricht, übersetzt. In den folgenden fünfeinhalb Stunden diskutieren wir viele, viele Themen. Vom unterschiedlichen
Preisniveau in den Länder, die uns das Reisen erst ermöglichen und ihnen eben nicht, über das Reisen allgemein, über
die Wirtschaft, Politik und die Sicherheitslage in dieser Region. Kai kocht Kaffee für alle auf dem Benzinkocher und wir
warten gespannt auf den Zeitpunkt an dem neue Nachrichten kommen oder wir weiterfahren dürfen. Als es um 16 Uhr dann endlich
los geht - nach einem so interessanten Gesprächstag - dürfen wir als erste losfahren. Danke für diesen schönen Tag!

Weit können wir heute nicht mehr fahren. Wir hatten gelesen, dass es vor Popayan in Tunia direkt an der Straße ein
akzeptables Hotel geben soll. Als wir es sehen, verneinen wir diese Option sofort. Zu nah an der lauten und
abgasgeschwängerten PANAM! Wir fahren in den verschlafenen kleinen Ort Tunia, sehen aber keine Hosteria. Wir
fragen an der Plaza und man schickt uns 100 m weiter zu Phanor Terán. Kein Schild am Haus lässt die Vermutung zu,
hier könne Übernachtung angeboten werden. Die Tür ist offen, wir fragen. Er bejaht und bietet uns frische, heiße
kleine Gebäckstücke; Kaffee und Zitronengras-Tee aus dem eigenen Garten an.
Übernachtungsmöglichkeit in Tunia, ca. 22 km nördlich von Popayan:
Für das Zimmer möchte er 20.000 Pesos haben. Es ist ein altes, echtes, gewachsenen Haus, das sehr einfach, aber stilvoll
eingerichtet ist und mit vielen Bildern und Postern an der Wand vom bewegten kulturellen Leben des Besitzers zeugt.
Phanor hat unter anderem Theaterstücke geschrieben und war in der kulturellen Welt auch außerhalb Ecuadors bekannt.
Das erzählen uns seine Freunde, er ist dafür viel zu bescheiden. An den Wänden hängen von ihm selbst gemalte Bilder
von Mick Jagger und Jim Morrison.

Heute betreibt Phanor eine kleine Bibliothek im Ort, bietet für Kinder und Erwachsene Information und künstlerische Betätigung. Sie basteln Handpuppen fürs Theater und für Umzüge auch große Masken. Ebenfalls unterhält er ein kleines Museum. Das Kultur- und Büchereihaus in Tunia wird am Eingang geziert mit einem Bild von Picasso, "Die weiße Taube/Lla Paz". Sein privates Haus ist direkt gegenüber. Wir haben sehr bedauert kein spanisch zu können, mit diesem gelehrten und netten Mann hätten wir uns sehr gerne richtig unterhalten können.
Phanors eMail-Adresse ist:
phanort@yahoo.com.
Exkurs: Sicherheitsfrage – oder: Wie kann man die Lage im Land richtig einschätzen?
Während unserer Reise durch Kolumbien haben wir immer wieder Kolumbianer nach ihrer Einschätzung zu der Situation im Land gefragt.
Und bestimmt ebenso häufig sprachen uns Kolumbianer von sich aus an, um uns zu warnen und uns Tipps zu geben. Alle waren der Meinung,
dass das Drogengeschäft von Medellin nach Cali abgewandert ist. Eine recht eindruckvolle Bestätigung bekommen wir im Fernsehen:
Bilder einer Polizeirazzia in Cali. Wir verstehen zwar den Text nicht, aber die Bilder sprechen für sich! Cali selbst soll
von Polizisten wimmeln (Hörensagen, wir haben einen Bogen darum gemacht.) Die Rebellen sollen sich in einen Nationalpark
südöstlich von Cali zurück gezogen zu haben und greifen von dort aus gezielt kleinere Orte an – ca. 15 in der Woche bevor
wir in den Süden wollen.
Während wir im „Stau“ vor Popayan stehen, raten uns die Leute ebenfalls, „schnell“ zu reisen: auf der Panamerikana
bleiben und ab. Als wir morgens in Tunia bei Phanor aufbrechen, rät er uns, nicht anzuhalten, nur zwischen 9 und 17
Uhr zu reisen, nicht entlang der Straße einzukehren und weder Getränke noch Zigaretten anzunehmen. Er zeigt uns die Pflanze,
aus der die K.O.-Tropfen gewonnen werden.
Letztendlich entscheiden wir uns für die schnelle Reise in den Süden! Schade! Kolumbien ist ein tolles Land,
wir wären gerne länger geblieben und hätten den Süden erkundet. Wir haben uns nie unsicher oder bedroht gefühlt.
Ob unsere Entscheidung richtig oder falsch war, werden wir nie erfahren – für diesen Moment war sie richtig.
Wir starten also von Tunia aus Richtung Pasto/Ipiales, immer schön auf der Hauptroute PANAM. Direkt nach Popayan windet sie sich als schöne kleine Bergstraße bergauf und bergab. Es gibt gar nicht viel Verkehr, und wieder fällt mir diese tolle karibische Vegetation auf. Aber dann wechselt die Landschaft. Es geht runter bis auf 500 m über N.N. und über eine Strecke von ca. 40 km, etwa 120 bis 80 km VOR Pasto - wird die Umgebung zur Wüste, sehr heiß, mit Kakteen, dürren Pflanzen, alles sehr trocken. Wir vermuten es sind die westlichen Ausläufer der Desierto de la Tatacoa. Danach geht es wieder in die Höhe. Abgeholzte und feldbewirtschaftete kahle Steinberglandschaft bestimmt jetzt das Bild,
keine üppige Vegetation mehr, die Landschaft majestetisch, kalt.
Erstmals in Kolumbien sehen wir zwischen Popayan und Pasto ein 100 km/h-Verkehrsschild. Auch wird die Straße immer
schlechter --- bis zum Department Nariño, also bis kurz vor Pasto, anschließend ist sie wieder sehr gut. In der Nähe von
Pasto erreichen wir eine Höhe von 3200 Meter. Wir fahren durch Ipiales weiter nach Las Lajas, wo wir am nächsten Morgen
vor dem Grenzübergang nach Ecuador eine berühmte Kirche besichtigen wollen. Am Eingang von Las Lajas finden wir im Hotel
La Imakulada ein Zimmer für 20.000,- Pesos (herunter gehandelt) plus 2500,- Pesos fürs Parken. Noch am Abend füllt sich
das Hotel mit Reisebussen voller einheimischer Touristen, die alle die Kirche besichtigen wollen.
Las Lajas - Mittwoch, 3. August 11
Die neo-gotische Kirche „Santuario de Las Lajas wurde zwischen 1926 und 1944 über einen Fluss in einer sehr tiefen
Schlucht gebaut. Es ist die zweite. Die erste wurde schon 1803 erbaut. Diese Kirche ist ein wichtiger Wallfahrtsort für
Katholiken, denn die Jungfrau Maria soll dort erschienen sein.
Morgens laufen wir tapfer den Weg zur Kirche runter, tapfer deshalb, weil wir wissen, dass wir den gesamten Weg auch wieder rauf müssen...
Das war unsere letzte Station in Kolumbien - schade... jetzt geht's zur Grenze nach Ecuador.