Auf dem Camp sitzt Guido seit 5 Tagen mit leckendem Endantrieb an seiner 1200GS fest. Ein defektes Lager hatte den Radialwellendichtring zerstört. Dank Roberto, dem Platzbetreiber, hat er die Teile innerhalb von zwei Tagen aus Buenos Aires bekommen, aber der hiesige Mechaniker hat das Problem nicht in den Griff bekommen. Wir schauen uns das „Problem“ gemeinsam an und werden uns schnell einig, das eine Distanzscheibe fehlt. Nur die ist in Argentinien nicht zu bekommen. Ich schlage vor stattdessen den Siri etwas nach außen zu setzen, da will Guido aber irgendwie nicht ran. In ein paar Tagen kommen wir wieder nach Tolhuin, wir hoffen Guido nicht wieder zu treffen! Ohne Roberto wäre die Sache noch unerfreulicher, schon wegen seiner herzlichen Art ist der Platz einen Besuch wert. Ach ja ganz nebenbei hat er uns noch ein Dreiradentenschild gebastelt und geschenkt! Vielen Dank!!
Die letzten 100 km bis Ushuaia sind landschaftlich sehr ansprechend, weil wieder hügelig, schneebedeckte Berge, Seen und viel Grün, aber das Wetter fordert uns. Vor allem die Feuchtigkeit kriecht in jede Körperritze, gepaart mit etwa 5°C tagsüber und um die Null in der Nacht ist Motorradfahren und campen nicht das reine Vergnügen. Ushuaia ist eine Hafenstadt und das Tor zur Anktarktis für viele zahlungsfähige Touristen. Wir verkriechen uns für die nächsten Tage auf dem Campingplatz Rio Pipo am Ortsausgang Richtung NP. Er hat eine erstklassige große Küche, einen großen Aufenthaltsraum, super saubere sanitäre Einrichtungen und Internetzugang. Das alles zu einem moderaten Preis (72,- Pesos). Den Aufenthaltsraum lernen wir schätzen, denn am zweiten Tag setzt Schneeregen ein!!! Hier ist Hochsommer! Wir fahren natürlich in den Nationalpark um das obligatorische Foto zu machen. Ein teures Foto den der Eintritt kostet happige 30 €. Dafür bekommen wir den Stempel vom Ende der Welt mit einem Augenzwinkern „Es kommen Touristen und es kommen Freunde“. Wir gehören offensichtlich zu den Freunden. Danke!!In Valparaiso hatte uns eine Familie auf der Straße angesprochen und uns zum Kaffee eingeladen. Dabei hatten sie uns Urlaubsbilder von Puerto Williams gezeigt. Sehr idyllisch, aber die kurze Überfahrt von Ushuaia aus kostet knapp 200,- Euro pro Person und so muss die Idylle ohne uns auskommen.
Ist schon ein spezieller Standort hier unten: links der Atlantik – rechts der Pazifik. Schade, dass die Reise auf den siebten Kontinent unseren Finanzrahmen sprengen würde. Er ist fast zum Greifen nah. Oli wird versuchen, in Ushuaia Arbeit auf einem Schiff zu finden, um so in die Antarktis zu kommen. Er hätte dann auf seiner Reise alle sieben Kontinente besucht: Suerte!In Tolhuin treffen wir Guido zum Glück nicht wieder! Eine neue Werkstatt hat seinen Radialwellendichtring (Siri :-) und das Lager etwas versetzt – die Idee kenne ich doch... – und dann hat der Endantrieb sein Öl für sich behalten.
Die Entscheidung, die Ruta 3 auch wieder für die Fahrt zurück zur Fähre zu benutzen und nicht durchs Landesinnere hat zum einen mit den Schnee- bzw. Regenfällen zu tun. Der kleine Grenzübergang am Passo Bella Vista hat eine Flussdurchfahrt, die wir uns ersparen wollen.Zum anderen gibt es zwar in der Nähe von Onaisin (18 km Richtung Cameron) Königspinguine. Aber das Verhalten der Besitzer und die Eintrittspreise (bis 18,- Euro pro Person) scheinen sehr stark von deren Tageslaune abhängig zu sein. Man kann also nicht sicher sein, wann man die Tiere tatsächlich zu Gesicht bekommt. Nachdem wir verschiedene negative Versionen von verschiedensten Reisenden gehört hatten, ersparen wir uns diesen Besuch.
Auf der Fahrt durch Feuerland fallen uns wieder die vielen kranken und abgestorbenen Bäume auf.Auf der Überfahrt und dem Abschied vom Tierra del Fuego (Feuerland) haben wir Glück und sehen schwarz-weiße Cameron-Delphine neben der Fähre schwimmen. Sind sehr schöne Zeitgenossen.
Feuerland ist ein besonderes Ziel. Die Entscheidung nicht zur Hauptsaison der Motorradreisenden nach Ushuaia zu gehen, haben wir nicht bereut, da dann auch deutlich weniger andere Touristen da sind.