Paraguay Reisebericht
ANKE´s Dreiradententour 2011/12

Paraguay

Encarnation - Trinidad / Jesus - Hohenau - Bella Vista - Argentinien, 25.03 - 12.04.2012

Der Grenzübertritt verläuft völlig unspektakulär - auf beiden Seiten des Parana. Die Paraguayer wollen noch nicht einmal die Ente sehen. P1160623.JPG P1160624.JPG Es ist Sonntagmittag - entsprechend leer sind die Straßen von Encarnation. Ein paar Supermärkte in Grenznähe haben geöffnet, ansonsten herrscht Beschaulichkeit und Ruhe. P1160626.JPG P1160634.JPG Wir brauchen Geld - also Garmin: Geldautomat (schon praktisch!). Der erste Automat mag unsere Karte nicht. Der auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist kooperativer. Kopfrechnen, Mist gestern Abend hatten wir noch zusammen überlegt. Wir wollen ja eigentlich nicht lange bleiben. Reifen, Ipod und dann nach Brasilien. Ok 1.000.000 Guarani. Schon sind wir nach Kolumbien zum zweiten Mal Millionäre!
Über die R6, die parallel zur Rn12 auf argentinischer Seite, nach Norden führt fahren wir die 35 km Richtung Hohenau.
Neues Land, neue Eindrücke. Seit langem wieder eine hügelige Landschaft. Keine Berge, aber immerhin. Und es gibt wieder ein paar Kurven mit mehr als 10° Kursänderung, wir hatten schon fast vergessen das es so etwas gibt.
Die Straße ist schmaler als in Argentinien, dafür mit einem schmalen Seitenstreifen für die Mopeds. Ein paar Tage später "verfahren" wir, das der überlebenswichtig ist, denn die Lkw`s donnern hier mit Fullspeed entlang. Wenn nicht gerade ein Bus darauf parkt. P1160755.JPG Es gibt reichlich Tankstellen - wer kauft all den Sprit? Aber keine hat Preisschilder!
Neben der Straße sind viele kleine Läden, Werkstätten und kleine Betriebe. An der Mautstation lassen sie uns als Moped unbehelligt passieren. Vor Hohenau ist ein Kreisverkehr mit einem großen Hinweisschild zum Camp, den die Besitzer als Erlebnispark bezeichnen.
Am Eingang freundlichste Begrüßung und dann sind wir in Deutschland! am Rande von Paraguay. Hohenau ist eine deutsche Kolonie, letztes Jahr hatten sie 93 Geburtstag. Etwa 60% der Bevölkerung spricht hier noch Deutsch, aber nicht wie oft zu lesen ist das berüchtigte "Hunsrücker Platt".(Schreiberlinge!)
Ruven erklärt uns alle Annehmlichkeiten seines "Reiches": Schwimmbad, Restaurant, Wifi, Sanitäranlagen). P1160762.JPG P1160763.JPG Dann bringt er uns zu einer Stelle an der wir gut zelten können. Auch hier muss man um die Jahreszeit das abfließende Regenwasser genau im Auge haben. Wir haben Licht, Strom, Wasser und ein Edelstahl-Waschbecken, sowie einen Grillplatz für uns. Sogar Wifi funktioniert hier!. Wir sollen uns nur wohl fühlen. Falls es regnen sollte könnten wir auch in die ca. 30m entfernte "Hochzeitshalle" umziehen.
Wir wollen aber im Moment lieber draußen bleiben.
Ruven verabschiedet sich, er muss jetzt Freunde von einem Oldtimer Treffen in der Nähe abholen. Schade, das hätten wir uns auch gerne angesehen. P1160638.JPG Am nächsten morgen tropft es, noch kein Regen, aber es könnte "Wetter" geben. Unser hang draußen zu sein wird von den "Unterwasser - Erfahrungen" der letzten Wochen schnell besiegt! Keine Flucht nach vorne, aber eine in die Halle.
Die Halle wird normalerweise für Feiern ect. benutzt, d.h. wir haben ein ca. 30 x 10m Zimmer plus zwei Badezimmer für uns. P1160645.JPG P1160758.JPG Das Zelt wirkt in der Halle irgendwie verloren. Wir sind kaum eingerichtet da geht der erste Regenguss los. Das Stroh gedeckte Dach hält dem Regen an einigen Stellen nicht Stand, aber es ist zum Glück nur ein kurzes, wenn auch recht heftiges Intermezzo.

Trinidad und Jesus Es sind ehemalige Jesuitenstätten, beide gehören zum Weltkulturerbe, d.h. sie kosten Eintritt. Bei den Jesuiten in der Gegend kann man mit sehr gemischten Gefühlen an die Sache heran gehen. Ihre Art und Weise den Ureinwohnern den "rechten" Glauben "näher" zu bringen, war alles andere als christlich.
Zu erst geht es nach Trinidad. Vor der Ausgrabungsstätte hängen Fähnchen und es gibt natürlich ein "Kassenhäuschen". Zähneknirschend zahlen wir den geforderten Eintrittspreis. (UNESCO - dann haben wir das doch schon bezahlt!!).
Für das was dann kommt braucht man entweder ein sehr geschultes Auge oder eine mehr als stark ausgeprägte Phantasie. P1160655.JPG P1160653.JPG P1160649.JPG Anders ausgedrückt: ich komme mir dermaßen verarscht vor, das ich es hier nicht ausdrücken darf!! Selbst Annette, die sonst ja immer viel positiver an die Dinge herangeht, hat hier so ihre Probleme, die ....... zum duften zu bringen!
Wir fahren weiter nach Jesus. P1160659.JPG Die Straße schlängelt sich die Hügel hinauf, vorbei an abgeernteten Soja Feldern. P1160661.JPG Jesus ist ein kleiner verschlafener Ort, den sicher keiner erwähnen würde, gäbe es nicht diese Überreste einer alten Kirche.
Eingezäunt, mit Kassenhäuschen und einem neuen Besucher Zentrum. Sogar ein Motorrad Taxi wartet vor dem Eingang. Auf wen?? Hier ist kein Touri außer uns. P1160672.JPG Ein adretter junger Mann erläutert Annette die Höhe des hier geforderten Eintrittspreises. Der wäre für drei Ausgrabungsstätten - aber nicht für Trinidad - und überhaupt stünden wir doch hier an sehr geschichtsträchtigen Orten!
Die Jungs kommen mir manchmal vor wie Politessen, die müssen ihren Lohn ja angeblich auch selbst erwirtschaften. Wir zahlen trotz der "Trächtigkeit" nicht, sondern begnügen uns mit einem Blick über den Zaun. P1160679.JPG Danach schließen wir diese "Geschichtskapitel".

Supermarkt in Hohenau

Vor dem Eingang ein Wachmann mit PumpGun. Gegenüber vor der Bank: PumpGun. Auf der Straße Polizei. Nichts Bedrohliches, nur passt es überhaupt nicht zu der ruhigen und entspannten ja verschlafenen Atmosphäre die hier herrscht.
Im Laden, der teil einer Kooperative ist: 60 /70er Jahre Flair. Wirkt irgendwie wie ein zu groß geratener "Tante Emma" Laden. Man kennt sich - man hält ein Schwätzchen in den dafür viel zu engen Gängen.
Man hat Zeit. Speziell mich macht das nach all der Zeit in SA immer noch kribbelig: ich hasse einkaufen - also will ich so schnell wie möglich wieder raus aus dem Laden. Ich muss lernen, dass ich hier keine Chance habe. Irgendwie hat es ja auch seinen ganz eigenen Charme.

Korrupte Polizei - Unsere anderen Erfahrungen

Nach dem Supermarktbesuch müssen wir vom Parkplatz runter und an der Kreuzung links abbiegen. Rauchend auf dem Parkplatz hatte ich mir die Kreuzung angeschaut. Sie stellen sich, trotz der relativ schmalen Straße "2-spurig" auf. Clever denke ich noch da blockieren die Linksabbieger den Rest nicht. Wie gesagt: denke ich. Als wir an die Ampel kommen ist die linke Spur frei und so stelle ich mich "ordnungsgemäß" neben das bereits rechts stehende Fahrzeug. Die Ampel wird grün. Wir d.h. das Auto rechts von uns und wir setzen uns in Bewegung. Da ich keinen Gegenverkehr habe biege ich links ab direkt auf die auf dem Bürgersteig stehenden Polizisten zu. Die hand geht raus - sie stoppen uns. Durch meinen Kopf schießen die Reiseführer-Weisheiten: korrupt - abkassieren - ungerechtfertigt in den Knast. (so etwas hatten wir vor unseren "Ostblock" reisen auch erlebt - und wurden eines Besseren belehrt. Aber man weiß ja nie - andere Länder andere Sitten??)
Zunächst werde ich auf Spanisch angesprochen - no entiendo - Passports ---- Ah deutsche - Si - Warum sind Sie bei Rot über die Ampel gefahren? - Es war Grün - Sie hatten Rot, für Sie als Linksabbieger gilt die Ampel auf der gegenüber liegenden Seite - Bitte?? Ich drehe mich um. Tatsächlich ist auf der gegenüber liegenden Seite noch eine Ampel. Die zeigt aber keinen roten Pfeil sondern ausschließlich einen Grünen an. - Das wusste ich nicht. Das gibt es doch sonst nirgends - Hier schon, Sie wissen das das teuer wird! Weiß ich nicht, woher auch. Er macht noch einen Moment auf stark: Ich könnte Ihnen den Führerschein abnehmen. Schwenkt dann aber um, erklärt mir das System - und Alles ist gut! Da wir länger als eigentlich geplant in Hohenau bleiben, begegnen wir uns noch öfter. Freundliches Grüßen von beiden Seiten. Entenbonus?
Ein paar Tage später kommen wir auf dem Weg nach Encarnation in eine Polizeikontrolle. Wieder mulmiges Gefühl - wieder entspannter, freundlicher Ausgang - wieder freundliches Grüßen bei den weiteren Begegnungen!
Liebe Reisende beschreibt doch bitte nicht nur die angeblichen Horrorgeschichten in einem Land - das wird dem Land und seinen Bewohnern nicht gerecht!
Idioten auf beiden Seiten gibt es doch auch bei uns - deshalb leben wir aber doch nicht in einem korrupten Polizeistaat.

iPod Geschichte

In der Villa Kunterbunt in Chile hatten wir von Miles die Vorzüge dieser kleinen Dinger vorgeführt bekommen. (Wir kennen uns mit diesen Dingen überhaupt nicht aus) Die Rückfahrt auf der Grande Amerika wird lang und Annette "muss" lesen. Also muss so ein Ding her. Internet Recherche: Was kostet so ein Ding "zu Hause"? Mit einer Preisvorstellung im Kopf gehen wir auf die Suche.
Zunächst klappern wir die Handy Läden in Hohenau ab. Die verlangten Preise liegen über denen in Deutschland. Wollen wir nicht!
Abends Rücksprache mit Ruven - Encarnation - die kleinere Ausgabe von Ciudad del Este. Annette navigiert mich zielsicher (woher weiß sie das immer so genau??) in die "Einkaufsmeile" für Elektronik.
Kaum angehalten kommt Katmandu - feeling auf. Wir werden von "kleinen Jungs" attackiert die den ultimativen Laden für uns wissen. Sie wissen zwar nicht was wir wollen - aber hier die Karte - wir passen auch auf das Motorrad auf. Nach einigem hin und her können wir uns "befreien" und suchen zunächst den Laden, den uns Ruven genannt hatte.. Leider ist der geschlossen. Nach diversen fehlgeschlagenen Versuchen - alle Verkäufer waren sehr bemüht - stehen wir vor einem größeren, gut bewachten Laden. P1160705.JPG Nach anfänglichen Verständigungsproblemen kümmert sich der "Chef"? persönlich um uns. Er spricht etwas Deutsch und die Sache kommt ins rollen. Er telefoniert. Ok - kann er besorgen, kommt morgen aus Accusion (Hauptstadt). 200 US$. Kann man da noch etwas machen? Nein, das ist ein super Preis, nur für uns deutschen Gäste. Er hat ja recht: in Deutschland kostet so was zur Zeit ca. 270€, in den USA 220 US$. Ok - gemacht. Wir kommen morgen Mittag wieder vorbei.

Brötchen Geschichte

Auf dem Rückweg halten wir an einem großen Supermarkt. Die Gegend hier ist ja ziemlich deutsch geprägt. Was man(n) auf Reisen oft vermisst ist gutes Brot. Wer früher schon einmal in England, Schweden oder Norwegen unterwegs war, weiß das das "Weißbrot" dort extrem Motorradfahrer freundlich war. Ließ sich problemlos auf die Hälfte oder ein Drittel zusammen drücken und hat sich abends wieder "aufgeblasen". Hier liebt man Brötchen, aber einen Bäcker muss man lange suchen. Also werden die "Brötchen" im Supermarkt gekauft. Dort lagern die Dinger in Metallkörben in der Größe eines Müllcontainers. Die Rezeptur scheint aus einem der oben genannte Ländern zu stammen: "3 Minuten Suppe" mit mindestens der doppelten Menge Wasser anrühren und dann mit zerbröseltem Brot die Konsistenz einstellen. Garantiert ungesund - billig - und einen vollen Bauch.
Die Leute kaufen das Zeug "säckeweise"!! Manche auch 2-3 Säcke (Größe "Gelber Sack") voll.
Und nicht nur einer! Arme Leute!!! Leider war die Kamera in Hohenau.

Am nächsten Tag machen wir uns wieder auf den Weg. Richtig daran glauben tun wir glaube ich beide nicht. Aber wir werden eines Besseren belehrt. iPod, 32GB original verpackt mit Garantieschein. Wir bekommen eine ordentliche Rechnung auf unseren Namen - für den Zoll.

Auf dem Rückweg sehe ich Motorradreifen vor einem Laden stehen. Bingo - einer in unserer Größe ist auch dabei. So wechselt für umgerechnet 33€ ein Pirelli MT60 den Besitzer. Später lasse ich ihn für nicht ganz einen Euro aufziehen. Hier ließe es sich leben.

Die Tage verplätschern sehr angenehm und entspannt. Ich habe ja auch ein neues Spielzeug! Irgendwie wollen wir beide nicht weiter.
Nachmittags sprechen uns im Supermarkt Nike und Jörg an. Sie sind früher in Deutschland auch Motorrad gefahren. Jetzt leben sie seit einiger Zeit in Hohenau. Sie laden uns in Ihr Haus ein. Wir sollen uns nur melden, sie holen uns dann ab.
Als wir zurück zum Camp kommen steht unter dem Vordach der Halle der rote Toyota von Norbert. Er ist Spanisch-Dozent gewesen aber seit 14 Jahren dienstunfähig - die Stimme (Zeltinger lässt grüßen). Seitdem reist er in Südamerika. Er kennt sich natürlich bestens aus. Norbert will wieder nach Argentinien und kommt u.a. wegen des Geldwechselns nach Paraguay.

Devisen Geschichte

Hört sich erst einmal merkwürdig an, funktioniert aber. Wir haben es selbst auch zweimal so gemacht. Leider haben wir zu wenig getauscht für den ungeplant langen Aufenthalt in BA.
Als erstes sollte man unbedingt in der Bank fragen ob sie die gewünschte Summe Pesos haben. Sonst sind die Taschen voller Guarani - die will außerhalb von Paraguay keiner haben!!
Dann tauscht man Euro´s in Guarani, geht normalerweise am Automaten problemlos. Mit den Guarani kauft man in der Bank Pesos. Der Kursgewinn gegenüber dem Tausch in Argentinien liegt zwischen 10-15%. An den Wechselstuben teilweise noch besser, die haben aber oft keine Pesos. Fragen!!
Erklärung: Die Banken haben durch den Handel mit Argentinien Pesos. In Argentinien galoppiert aber die Inflation. So versuchen sie die Pesos möglichst schnell wieder los zu werden. Man muss es halt wissen. Danke für den Tipp!

Später kommt noch ein brasilianischer Radfahrer in die Halle. Ein netter Kerl. Wir reparieren zusammen sein Hinterrad und flicken 2 Schläuche. Leider ist die Verständigung sehr holprig. Er macht sich aber schon am nächsten Morgen auf den Weg. Suerte! P1160750.JPG Dafür kommt ein deutscher Expeditions Lkw an. Die Besatzung: ein älteres, deutsches Paar. Er verbreitet ziemlich schlechte Stimmung. Offensichtlich ist er mit sich und der Situation in SA nicht im Reinen. So gehen wir uns wo es geht aus dem Weg. Sie wohnen in ihrem Truck wir in der Halle. Aber die beiden sind Frühaufsteher - kann uns eigentlich egal sein - wenn sie nicht jeden morgen den Inhalt ihres Chemie Klos in "unserem" Badezimmer ausleeren würden. Leute wer das schon einmal gerochen hat weiß warum ich das hier erwähne! Pfui Teufel!!

Ruven organisiert für uns noch einen Besuch in einer Mate Fabrik in Bella Vista. P1160737.JPG Dort bekommen wir eine äußerst nette und höchst kompetente Führerin. P1160734.JPG So erfahren wir eine Menge über das "Kontinentale - Nationalgetränk". P1160727.JPG ANNETTES Fakten Auch über die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung gibt sie, wenn auch deutlich zurück haltender vor der Halle Auskunft. In den Hallen dürfen wir leider keine Fotos machen? Die Maschinen stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Wertarbeit und viele Menschen haben Lohn und Brot(chen). P1160723.JPG P1160744.JPG Mittlerweile hat sich das Wetter wieder entschieden jeden Nachmittag die Schleusen zu öffnen. Eigentlich hatten wir vor den Besuch bei Nike und Jörg mit der Ente zu machen. Aber er hatte uns gewarnt. Die Straße zu ihrem Haus ist noch nicht gepflastert und hat eine lang gezogene Steigung. Das sei bei Regen kein Vergnügen.
Heute regnet es besonders stark und so melden wir uns bei den beiden und er holt uns im 4x4 mit Straßenbereifung ab. Es wird auf den Naturstraßen ein ziemliches Geschlinger. Aber zum Glück weiß Jörg wo er Gas geben muss und tut das auch!
Ihr schönes haus mit Garten, großen Bäumen und Pool liegt auf einem Hügel am Rande von Hohenau. Wir werden herzlich empfangen und haben wie immer Probleme all das Angebotene "abzuwehren". Beide müssen früher gut Geld verdient haben und dann kam die Gesundheit ins Spiel. Zuerst haben sie versucht sich in Spanien anzusiedeln. Dort ist es ihnen aber zu "voll" geworden, so leben sie seit einiger zeit in Paraguay. Es ist noch nicht alles so fertig wie sie es gerne hätten. Es gibt auch Probleme. Manche Dinge müssen mühsam und teuer aus Deutschland beschafft werden, aber sie scheinen sich in ihrer neuen Heimat wohl zu fühlen und schauen optimistisch in die Zukunft.

Von ihnen bekommen wir einen kleinen Einblick in die Wirtschaft des Landes und die beklemmend großen sozialen Unterschiede die hier herrschen. Diese Bobachtungen hatten wir bisher nicht gemacht. Manchmal muss man die Augen geöffnet bekommen um zu sehen wie es wirklich ist.

Paraguay produziert sehr viel Soja, ein hoch proteinhaltiges Lebensmittel!!!, und verkauft die Ernte fast ausschließlich nach Brasilien um dort Bio-Kraftstoff daraus herzustellen und somit den Wirtschaftsmotor am laufen zu halten. (deja vü: als ich vor 30Jahren im damaligen Obervolta war haben die Leute auch gehungert, weil Mc .... die Soja Ernte gekauft hat um es an die Rindviecher zu verfüttern - never ending Story??)
Die Ernten hier sind seit Jahren Wetter bedingt schlecht - es ist zu heiß. Die Farmer haben einen enormen Kapitalbedarf, den die Banken mit 20% Zinsen befriedigen. (bei uns nennt man das glaube ich Wucherzinsen?) Auf der anderen Seite brauchen die Banken Geld. Ergo legt man sein Geld in Paraguay auf die Bank wird das mit bis zu 16% honoriert. Wenn man etwas Geld hat kann man hier recht gut von den Zinsen leben.

Auf der anderen Seite steht die meist landlose Landbevölkerung. Sie leiden extrem unter der Situation. Sie wohnen teilweise in ärmlichsten Verhältnissen ohne fließendes Wasser, Strom oder Kanalisation. Ihr Hauptnahrungsmittel ist Maniok (Brötchen-Supermärkte gibt es auf dem Land nicht). Es soll laut Jörg auf Dauer die "Verblödung" fördern. (wird in Deutschland viel Maniok gegessen?)
Er erzählt von einem Arbeiter der bei der Erstellung des Pool´s mitgearbeitet hat. Der hat sich eine Woche!!! lang von einem Ochsenschwanz!!! ernährt. Jeden Abend ein Stück abgeschnitten, aufs Messer gespießt und über dem Feuer "gebraten". Ich könnte vor Scham im Boden versinken!! Da erhält der Begriff Ochsenschwanzsuppe eine völlig neue Dimension.

Im Haus der beiden lernen wir auch den Begriff "Eisen Holz" kennen. Hatte ich noch nie gehört. Ist wohl auch hier selten, damit teuer und schwer aufzutreiben. Sie haben den kompletten Dachstuhl daraus errichten lassen. Man braucht nicht zu versuchen einen Stahlnagel ohne vor zu bohren ein zu schlagen. Für die Ewigkeit!
Die zeit vergeht hoch interessant wie im Flug. Sie bieten uns an in ihrem Gästezimmer zu wohnen: großes Zimmer, großer LCD Fernseher, Tür zum Garten und eigenes Bad!! Wir lehnen ihr großzügiges Angebot ab. Wir lieben "unserer" Halle. Außerdem wollen und müssen wir langsam weiter.
Sie bringen uns noch zurück zum Camp. Wir verabschieden uns von zwei offenen und netten Menschen. Vielen Dank!!
Für Nachfahrer: die beiden würden sich über Motorrad fahrende Gäste freuen: Nike_Wiktoria@yahoo.de Bitte richtet liebe Grüße von uns aus!!

Zwei Tage später sind wir wieder unterwegs. Es soll in Bella Vista eine Fähre über den Parana geben. Das würde knapp 100 km sparen. Also machen wir uns auf zum Parana. P1160771.JPG P1160775.JPG Es gibt tatsächlich ein Polizei/Zollgebäude. die Türen sind offen aber kein Mensch zu sehen oder zu hören. Also wenn jemand mal einen Computer braucht! Rufen, herumlaufen. Irgendwann kommt jemand von der Baustelle am Fluss. ja die Fähre gab es. Nun wird mangels Nachfrage nur noch der Personenbetrieb fortgesetzt. P1160781.JPG P1160779.JPG War wohl nix! Also wieder zurück zur Grenze in Encarnation. Der Weg über Ciudad del Este wäre zwar kürzer, aber wir wollen uns den "Zirkus" in der Stadt ersparen. Gleich sind wir wieder in Argentinien.