Chile Reisebericht 1
ANKE´s Dreiradententour 2011/12
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Chile 1

Reiseroute Chile 1: Valparaiso, Rapel Navidad, Salto del Laja, Pucón - (Argentinien)
erste Einreise: 29. Dezember 2011 bis 07. Januar 2012

Grenze Argentinien - Chile:

Die Personeneinreise von Argentinien nach Chile zwischen Las Cuevas und Portillo ist reine Formsache. "90 Tage?" "Kein Problem." Dann die Ente, parallel dazu die erste Gemüsekontrolle – mit Hund! Es gibt also tatsächlich Gemüse-Hunde! Während ich die Papiere beim Zoll abgebe, schwänzelt dieses Tier um die Ente, um dann völlig verzückt in den Seitenwagen zu springen und Annettes „Tagsüber-Schnellzugriff-Fach“ in Angriff zu nehmen. Hier drin ist eine Tüte, in der noch vor einer halben Stunde zwei Bananen waren. Jetzt ist sie leer! Das arme Tier ist völlig aus dem Häuschen. P1120087.JPG In der Zwischenzeit sind sich die Zöllner einig geworden, dass ich das falsche Formular ausgefüllt habe. „Habe ich doch von EUCH bekommen!“ „Nein, wir brauchen ein anderes.“ „Donde? Wo?“ Man zeigt auf das Gebäude, wo die LKW’s abgefertigt werden. Ich stelle mich dumm und bitte die Zöllnerin mit mir zu kommen. Sie lehnt ab, sie muss ja hier arbeiten. Aber man hat Mitleid und ein anderer Mitarbeiter bringt mich zum richtigen Schalter. Nur, welches Formular? Es wird gesucht! Irgendwann kommt ein Formularblock zum Vorschein, der richtig zu sein scheint. Das gleiche Formular, nur in blau! Ich denke mir meinen Teil und fülle es artig aus. Jetzt darf auch die Ente nach Chile. P1120081.JPG Wir denken, wir sind abgefertigt, wollen los – nein, der Stempel von der Lebensmittelkontrolle fehlt noch. Aber die war doch eben... Denkste! Jetzt werden ALLE Kisten geöffnet, dann alle Beutel und Dosen in den Kisten. Getrocknete Bananen sind o.k., getrocknete Pflaumen nicht. Gewürze und Teebeutel sind o.k., Mandeln und Paranüsse werden weg genommen. Misstrauisch werden meine Tabakreste beäugt und beschnüffelt – o.k.. Alles verläuft sehr höflich und ordentlich, nur eben langwierig. Nach 2,5 Stunden reisen wir nach Chile ein. P1120109.JPG Es geht über 25 durchnummerierte Doppelkehren von etwa 3000 m auf 500 m abwärts. Die LKWs haben schwer zu kämpfen. Es wird heiß. Bis Los Andes führt die Straße durch ein Flusstal, dann öffnet sich die Ebene. Der Verkehr in der Stadt ist europäisch gesittet. Geldautomat: kein Problem. Kai parkt, sagen wir mal, unkonventionell und verschwindet in den Banken, Annette spielt Enten-Guard und sieht Parkticketwächter und Polizisten nahen. Erstaunlicherweise werden Annette und die Ente freundlichst von allen Offiziellen ignoriert!

Dann der erste Supermarkt – Jumbo! Es gibt Bierdosen! Klar, nicht ökologisch – sie ersparen aber die leidige Pfanddiskussion bzw. den Leergut-Transport. Insgesamt sind die Preise nicht nennenswert höher als in Argentinien. Obst und Gemüse sind wieder von guter Qualität. Bei der Wartezeit an der Grenze hatten wir uns mit vielen Argentiniern unterhalten, die zum Urlaub nach Chile fahren. „Für uns ist es da günstiger.“ – Jetzt verstehen wir ein bisschen, warum.

Der Weg durch die Ebene Richtung Pazifik ist heiß und recht langweilig. Alles „Kultur“Landschaft! Obst, Gemüse, manchmal Wein. Man könnte glauben, man fährt durch Italien. Kurz vor Valpo passieren wir einige Einfamilien-Reihenhaus-Siedlungen. Leute, nicht für geschenkt wollen wir hier wohnen! Es ist aber ein gutes Zeichen für den größer werdenden Mittelstand.

Valparaiso

Der Weg nach Valpo führt durch den reichen Ort Viña del Mar. Man wähnt sich in Südfrankreich. Gepflegt, neu oder super restauriert, hier ist Geld. Valparaiso klebt an den Hängen um die Bucht. Es muss einmal sehr reich gewesen sein. Heute liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 40 Prozent. Entsprechend unterschiedlich ist der Erhaltungszustand der meist alten Häuser. P1120313.JPG P1120310.JPG

Villa Kunterbunt

Die Villa Kunterbunt (S 33°01.870 W 71°38.297), die wir ansteuern, liegt in einem ruhigen Stadtviertel oberhalb des Hafens, etwas abseits des Zentrums. Der Name passt! Als sich das Tor öffnet, trauen wir unseren Augen nicht. Ein kanadisches Ural-Gespann und eine Africa-Twin mit AZ-Kennzeichen parken im Hof. Stefan kommt aus Bechtheim, zehn Kilometer von uns entfernt. Die Welt ist klein und rund. P1120333.JPG
Stefan hat Tracy und Miles in Kanada getroffen und seitdem fahren sie zusammen. Die Ural, ein 2WD, ist von Kanada bis Valpo gelaufen! Reparaturbedarf: vier gebrochene Speichen !!!!!!! So was kommt bei uns auch in den Stall! Die beiden sind mit allen Verkehrsmittel viel gereist. Dies ist ihre erste Gespanntour. Die drei fahren jetzt abschließend mit einem Mietwagen für eine Woche nach Patagonien. Stefan muss dann nach Hause. Die beiden Kanadier fahren weiter rüber nach Buenos Aires und dann mit einem Grimaldi-Frachtschiff rüber nach England. Von Miles bekommen wir gute Infos über Grimaldi und die eMail-Adresse eines englischen Agenten. Über diesen buchen wir dann unsere Rückreise für den 3. Mai. P1120189.JPG Einen Tag später schlagen auch Simon und Panny in der Villa auf. Sie sind in Santiago leider nicht mit der Verfliegung der Motorräder weiter gekommen. Dafür ist das schwammige Fahrwerk behoben. In Mendoza hatten wir an beiden Hondas die Lenkkopflager ohne Besserung des Fahrverhaltens nachgezogen. Bei Panny hatte sich zum zweiten Mal bei seinem Metzler Hinterradreifen das Profil gelöst !!! Beide Mopeds bekamen neue Hinterradreifen, siehe da, sie laufen, wie es sein soll. Ob Metzler auf die eMail geantwortet hat, wissen wir im Moment nicht. P1120223.JPG In der Villa wird viel erzählt, gegessen und getrunken. Valpo und Chile sind fast europäisch - gar nicht südamerikanisch. Man kann als Fußgänger über die Straße gehen und die Autos bremsen. Es gibt alles zu kaufen - leider zu fast europäischen Preisen. Es ist noch sauberer als in Argentinien und es gibt auch nicht mehr so viele Straßenhunde. Am Abend wird Asado gemacht. Enzo ist der Grill-Chef. Miles hat einmal Koch gelernt und zaubert in der Küche zusammen mit Martina Fisch auf Kartoffel-Gemüse-Gratin. Für die Vegetarier lassen sie den Fisch weg und würzen bisi anders. Sehr lecker. P1120207.JPG Im wirklichen Leben ist Miles im Weingeschäft tätig. Nebenbei ist er auch amtierender Formel-2-Champion in Kanada. Wenn man die beiden sieht, denkt man an Herrn und Frau Biedermann. Hier täuscht der äußere Eindruck mal wieder total. Bemerkenswert ist auch ihr Reisegepäck. Sie haben EINE Gepäckrolle - in Worten: "eine" - für zwei Leute! Darin haben Schlafsäcke und Zelt, zwei Laptops!!! und alles andere (?) - Wir haben es gesehen! Und können es immer noch nicht glauben. Miles macht sich auch ziemlich über unsere Kisten lustig, die ja wirklich nur das Nötigste enthalten...

Valpo ist für sein Silvester-Feuerwerk bekannt und so kommen über eine Million Besucher in die Stadt. Das mag auch damit zusammen hängen, dass das private Abfeuern von Feuerwerk nicht erlaubt ist. Entsprechend gibt es hier auch nichts zu kaufen. Vom Turmzimmer der Villa haben wir einen tollen Blick über die Stadt und die Bucht und genießen zwanzig Minuten lang das Feuerwerk.

Mittags fahren Simon und Panny in die Stadt. Als sie zurück kommen, erzählen sie, dass Panny unter dem Helm gestochen wurde. Keiner denkt sich in diesem Moment etwas dabei. Dann wird Panny blaß und muss sich setzen. Ihm geht es offensichtlich nicht gut. Er versucht, eine Wasserflasche zu greifen und greift voll ins Leere. Seine Augen verdrehen sich und er geht zu Boden. Ohnmächtig! Leute, wir haben Panik! Miles bringt ihn in die stabile Seitenlage. Er ist mehrere Minuten lang nicht ansprechbar. Leute, da gehen einem Gedanken durch den Kopf! Er kommt glücklicherweise wieder zu sich. Das Vieh hatte ihn offensichtlich in die Schläfe gestochen, in der die Giftverteilung möglicherweise besonders wirkungsvoll ist. Der Tag ist für ihn gelaufen und Simon ist wohl ein Steinbruch vom Herzen gefallen, als er die Augen wieder aufgemacht hat.

Nachmittags kommen die Teschs in der Villa an und die Stimmung verändert sich. Panny und Simon fahren am nächsten Tag noch eine Runde in den Norden Chiles. Suerte - hoffentlich treffen wir euch wieder. Stefan, Miles und Tracy fahren mit dem Mietwagen in den Süden.
Wir bleiben noch einen Tag, da wir auf die Antwort der Schifffahrtsgesellschaft warten.

Abends kommen dann Herbert und Gisela in der Villa an. Gisela muss zurück zur Arbeit nach Deutschland und nimmt netterweise meine Kamera mit. Vielen Dank!. Herbert fährt allein weiter in den Süden, wir werden ihn noch zwei mal treffen und ein paar schöne Stunden mit quatschen verbringen. Die Tage in der Villa waren locker, aber auch wir ziehen am nächsten Tag weiter.

Nationalpark Conguillo mit dem Vulkan Llaima

Die Fahrt nach Rapel ist eher langweilig. Chile ist in der Mitte langweilig. So machen wir am nächsten Tag auf der Ruta 5 Kilometer und fahren nach Salto del Laja und dann auf kleinen Straßen nach Pucon ins Seen-Gebiet. Auf dem Weg kommen wir durch den Nationalpark Conguillo mit dem Vulkan Llaima. Er ist 2008 zum letzten Mal ausgebrochen und so schlängelt sich die Piste durch Araukanienwälder und gewaltige Lava-Felder. Sehr beeindruckend und wir bekommen den Hauch einer Vorstellung, welche Gewalten hier gewirkt haben. P1120595.JPG P1120695.JPG P1120604.JPG P1120703.JPG P1120625.JPG Am nächsten Tag tuckern wir ein wenig durch den Nationalpark Villarrica. Sehr schön. Und trotz der Touristen finden wir ruhige beschauliche Plätze, an denen wir die Natur genießen. Annette möchte Klaus und Claudia in El Bolson besuchen und so machen wir uns wieder auf in Richtung Argentinien. Die Grenze liegt auf dem Passo Mamuil Malal. Als wir ankommen, ist es ziemlich kalt, aber der einsetzende Schneeregen dauert zum Glück nicht lange.

Anmerkung zur Verschiffung und Rückflug-Buchung:

Die Verschiffung über "In Time" haben wir schon gelobt. Auch alle, die wir getroffen haben und die mit Olaf Kleinknecht verschifft haben, sind voll des Lobes. Nur bleibt die "Hafen- und Zollarbeit" am Ankunftshafen - und die ist meist teuer, zeit- und nervenaufwändig. Während unseres Valparaiso-Aufenthaltes in der Villa Kunterbunt haben wir den Service von Martina und Enzo sowohl bei Stefan als auch bei den Teschs live mit erlebt.
Leute, für die paar Dollars (160,- ?) macht man sich keinen Stress. Martina und Enzo kennen das Spiel ganz genau und wickeln die Geschichte in kürzester Zeit professionell ab.

Sicherlich nicht die preiswerteste Art, aber mit Sicherheit die problemloseste und nervenschonendste Art nach SA zu kommen bzw. wieder nach Hause zu verschiffen.

Bei den Rückflügen sollte man einen Flug von Santiago aus buchen, auch wenn man von Buenos Aires aus fliegt. Die Santiago-Flüge gehen fast ausnahmslos über Buenos Aires, sind aber deutlich preiswerter. Auch sollte man die Buchungsseite bzw. die Preise immer auch in spanisch anschauen. Da sind manchmal drastische Preisunterschiede zu den englischen Seiten - beim selben Flug !!
Vorsicht: nicht nur "auf spanisch" schauen, sondern auch "spanisch bezahlen", also nicht mit europäischen Kreditkarten, sondern z.B. in SA in der Bank einzahlen. Sonst fliegt ihr als "zu melkender" Europäer wieder auf.