Indien Reisebericht
ANKE´s Dreiradententour 2007/08

Indien

Planet Indien (Nord) – 23. März bis 13. April 2008

Gorakhpur, Faizarabad, Allahabad, tausendjährige Tempelstadt Khajuraho, Tempel und Paläste in Orcha, Taj Mahal in Agra, danach über Bareilly hoch in den Himalayah mit u.a. den Stationen: Ranikhet, Gauchar, Rishikesh, Shimla, Rampur, Sangla/Chitkul, Mandi, Pathankot, dann über Amritsar nach Pakistan

Wir sind jetzt seit neun Monaten in der „Welt“ unterwegs und haben bisher noch keinen „Urlaub vom Reisen" genommen. Fahren, Fahren, Fahren, Aufnehmen, Planen, Organisieren, Staunen, jeden Tag agieren und re-agieren in neuen Situationen. Die Einsichten sind zuweilen recht spannend und unerwartet. Ein Jahr in diesem Tempo ist allerdings schlicht zu viel. Zu wenig Verarbeitungszeit. Wir lieben es sehr, aber "die-Welt-genießen" seems to be hard work sometimes... Wir sind momentan nicht die Entspanntesten und bitten dies bei unserer Schilderung von Indien zu berücksichtigen.

Unbedingt: Wir haben die Inder immer als offen, interessiert, freundlich und hilfsbereit kennen gelernt!

klein_5739.JPG Annette schrieb in ihre erste Indien-Mail:
Indien ist schlicht unbelievable! Ohne Worte. Einfach heftig. Wir sind in einer der Menschen- und Tier-dichtesten Gegenden im Norden Indiens. Massen. Verkehr höllisch. Ständiges Hupen. Jeden Tag sehen wir schwere Unfälle. Internet wird rarer und immer langsamer. Stromausfälle. Es ist verdammt heiß und trocken hier. Unbelievable! klein 3 man fluechtet besser.JPG klein besser als laufen.JPG
Wir haben von Indien-Reisenden tolle Geschichten über Indien gehört und können sie ausnahmslos bestätigen. Unsere Reise hat uns nur durch einen sehr kleinen Teil dieses großen Landes geführt, ob es anderswo grundsätzlich anders ist, wissen wir nicht aus eigener Erfahrung. Die Bergregion, die wir besucht haben, unterscheidet sich mit Ausnahme der Stadtdurchfahrten deutlich von der Ebene. Im Straßenverkehr konnten wir weder mit der Blechkarosserie eines Autos noch der Schmalheit eines Motorrades punkten. Und für die Leute, die vor 30 Jahren in Indien waren, sei angemerkt, dass sich die Bevölkerungszahl seit Anfang der 70er Jahre mehr als verdoppelt hat!!! - Tendenz steigend.. IndienBevoelkerungsentwicklung.jpg Die Einreiseformalitäten in Sunauli laufen freundlich und unproblematisch, nur will der Zoll tatsächlich die Fahrgestell- und Motornummer sehen. Nach kurzem Hin- und Her: Wir sind in Indien.

Unser erstes Ziel ist Gorakphur ca.100 km südlich der Grenze. Schon auf den ersten Kilometern lernen wir, dass die Straße nicht Verkehrsraum sondern Lebensraum ist. Jeder und alles ist auf der Straße und ALLES wird genau dort erledigt, wo man gerade steht, liegt, hockt, sitzt oder fährt. Den Lebensraum teilen sich: Hunde, Hühner, Affen, Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde, Kamele, Fußgänger, Schläfer, Karrenschieber, ein- oder zweispännige Ochsen- oder Pferdefuhrwerke, Traktoren, Fahrräder, Mopeds, Autos, Tuk-Tuks, Tempos, Fahrradrikschas, Sammeltaxis, Lkw's und Busse.
Und wir mittendrin mit unserem Gespann. klein_6244.JPG Das an sich würde eigentlich schon reichen, erschwerend kommt aber noch eine Eigenart bei der Fortbewegung hinzu:
"Der Inder" hat ein Ziel und das steuert er unbeirrt an. Die Welt um ihn herum hat auf seinen Wunsch, stehen zu bleiben, abzubiegen, loszufahren, in die falsche Richtung zu fahren (natürlich aus Sicht des anderen) zu reagieren. Blinker, Bremsleuchten oder Rückspiegel braucht man da natürlich nicht. Letztere stören im Verkehr ja nur, also werden sie, wo noch vorhanden, einfach weggeklappt. Die einzige immer funktionierende Einrichtung aller Fahrzeuge ist die Hupe und sie wird für ALLES eingesetzt. Das heißt, man betätigt sie und fährt los. Egal, ob vor einer Kurve, ob Gegenverkehr, im dicksten Stadtgewimmel, Hauptsache hupen und fahren. Auch wenn es nicht den geringsten Sinn macht, dafür aber wenigstens Krach. klein voller Wagen.JPG
Im Stadtverkehr wird überall dort gefahren, wo "der Inder" glaubt, dass Platz ist. Die Flussrichtung spielt dabei überhaupt keine Rolle. Kreisverkehre werden grundsätzlich nach dem Prinzip des kürzesten Weges durchfahren. Sammeltaxis, Busse, Tuk-Tuks oder Tempos halten grundsätzlich mitten auf der Straße um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Auf einer eineinhalbspurigen Straße kommt da Freude auf. klein Kies.JPG Reparaturen wie Reifenwechsel oder ähnliches werden grundsätzlich da gemacht, wo man den Schaden bemerkt, sprich AUF der Straße, auch wenn daneben zwei Meter Grünstreifen ist. Wenn's hoch kommt wird alles "gesichert" durch ein paar Zweige oder Steine – nicht mit Abstand, nein, direkt hinter dem Fahrzeug auf der Straße platziert. klein 1 Auto in Kurve.JPG
Das größte Gottvertrauen aber haben offensichtlich diejenigen, die den warmen Asphalt als den geeigneten Schlafplatz ansehen und sich mitten auf die Straße legen und schlafen. Dass das mit dem Gottvertrauen offensichtlich nicht ganz ausreicht, zeigen die vielen schweren Unfälle, die wir gesehen haben. Wobei wir uns gewundert haben, dass nicht mehr passiert. klein_5399.JPG klein Parkstellung.JPG Eine weitere Herausforderung ist die Orientierung in den Städten. Gorakphur hat fast 700 000 Einwohner, was für indische Verhältnisse nicht besonders groß ist, aber es gibt keine Straßenschilder. Da es in indischen Städten (wir sind erst einen Tag in Indien!) keine Wohnhochhäuser gibt, haben sie eine riesig Ausdehnung. Immerhin wissen wir, das „unser“ Hotel in der Nähe einer Bank liegen soll. Unsere Versuche nach dem Weg zu fragen verlaufen erfolglos.
Wir haben in Gorakphur an diesem Tag niemanden gefunden, der auch nur ein Wort englisch gekonnt hätte. Also fahren wir auf gut Glück in der Stadt umher. Es ist Sonntag und es ist relativ wenig los. Unser Bild von Indien beginnt zu wanken, Die Nation, die unser deutsches IT-Spezialistenproblem mittels Greencard lösen soll?
Irgendwann stehen wir tatsächlich vor der „National Bank of India“, gegenüber ein Schild mit dem Namen „unseres“ Hotels. Etwas zurückversetzt von der Straße. Also, geht doch! klein_5395.JPG Als wir das Gebäude sehen: Hier sind wir falsch, viel zu teuer!. Drinnen holt uns die Realität ein! Das dritte gezeigte Zimmer (weiter suchen??) nehmen wir trotzdem. Vorkasse! Wir haben aber noch keine indischen Rupien! Palaver! Schließlich wird akzeptiert, dass wir erst Geld „organisieren“ müssen (alles ohne gemeinsame „Sprache“). Wir „richten“ uns ein und gehen in die Stadt.

Vor der Bank steht bewaffnetes Personal. Maestro Card – kein Problem! Aber es gibt nur umgerechnet 50 €. Also zur nächsten Bank. Diesmal etwas zurückgesetzt von der Straße und ohne „Personal“. Uns ist schon ein wenig komisch, die Armut hier ist bei jedem Schritt zu spüren! Ich habe lange überlegt, wie ich das beschreiben soll. Mir fehlen die Worte! Mit den „Taschen voller Geld“ ziehen wir los um einzukaufen. Bier, Klopapier, Wasser und Gemüse stehen auf der Liste.

Die Stadt ist trostlos, obwohl wir im Bankenviertel sind! Katmandu war dreckig, bettelnde Kinder, aber hier.... . Zum Fotografieren konnten wir uns hier nicht überwinden... Die Leute schlafen auf der Straße, Kühe „plündern“ die Müllhaufen und überall Siff und Dreck übelster Art. Unsere Ausbeute beschränkt sich auf genügend Wasser und wir erreichen ziemlich entnervt unser Hotel und begleichen unsere „Schulden“.

Nächste Übung: Moskitonetz irgendwie über den zusammengerückten Betten aufhängen, denn es wimmelt hier nur so vor Mücken und das Zimmer ist alles andere als "dicht", so dass auch die radikale Methode keinen Erfolg verspräche. Erstaunlich auf welche Ideen frau/mann im Laufe einer solchen Reise kommt.
Im Hotelrestaurant - erstmals sizzler, stuffed paratha und baked vegetables, sehr gut! - sind wir abends die einzigen Gäste, komische Stimmung. Indien hatten wir uns schwierig vorgestellt, aber sooo.. .

Andere Reisende hatten uns erzählt, dass ihre Tagesetappen ca. 200 km auseinander gelegen haben. Nach unserem ersten Indientag glauben wir das gerne, und nehmen uns für morgen nur 120 km vor. Den Garmin (Navi) habe ich eigentlich die ganze bisherig Tour nur als Tacho benutzt, jetzt sind wir heilfroh ihn zu haben. Denn während der ersten Tage versanden die Landstraßen, die in eine Stadt führen, grundsätzlich in kleinsten Gassen oder sogar Märkten. Größere Hauptrouten durch die Städte oder gar Umgehungsstraßen gibt es hier nicht. Wir fahren mit der „World-Map“. Um die schilderlosen indischen Städte zu verlassen, ist der Garmin „Gold“ wert. Den Weg nach Varanasi sparen wir uns, wir haben in Nepal Ghats gesehen.

In Faizarabad lernen wir den Service der Mückenspirale kennen. Sie wird sofort bei Bezug des Zimmers angezündet. Erst wundern wir uns noch, das macht doch keinen Sinn? Dann entdecken wir wieder einen recht kapitalen Spalt zwischen Tür und Fußboden zum Außengang raus und dicke Ritzen in der Außenwand wo die "Klimaanlage" eingesetzt wurde. Wir lieben unser Mückennetz! kleinKlima_5413.JPG Am nächsten Tag nach Allahabad. Wieder keine Straßenschilder, wir brauchen fast zwei Stunden, bis wir uns in der Stadt orientiert haben. Jeder befragte Inder - auch die Polizei - schickt uns sehr freundlich und überzeugt in die falsche Richtung. Wenn wir nicht einen eigenen Stadtplanauszug dabei gehabt hätten, würden wir heute noch suchen! Das angepeilte Hotel Ramkrishna ist definitiv nicht mehr existent, also nehmen wir den Tourist Bungalow (1155,- Rupien), direkt am Busbahnhof in der Innenstadt, „Big Basar“, nachts lauter Lärm, wir können schon wieder nicht schlafen, aber das Mückennetz ist klasse! ... und die Dusche im Bad funktioniert. Dank Garmin kommen wir morgens recht gut aus der Stadt raus. Wir wollen zur 1000-jährigen Tempelanlage Khajuraho. klein_5407.JPG Ich/wir haben nichts gegen Indien/Inder, nur dieser Teil des Landes ist echt Hardcore. Zelten kommt nicht im Ansatz in Betracht, es sind überall Menschen, selbst das Rauchen einer Zigarette wird zum Ereignis: Die Inder zeigen sich uns sehr neugierig, eigentlich ja eine gute Angewohnheit.... !
Zur Verdeutlichung: Im Bundesstaaten Bihar liegt die Bevölkerungsdichte bei 800-1000 Einw./km², in Uttar Pradesch bei 600-800 Einw./km² und in den Bergen von Uttarakhand und Himachal Pradesch bei ca. 120 Einw./km². Deutschland liegt durchschnittlich bei ca. 220 Einw./km².

Was uns immer wieder auffällt sind die vielen Werdetafeln für private Schulen. Da stehen dann meist recht große Gebäude in der Landschaft, die angeblich Schulen oder sogar Universitäten sein sollen und niemand ist drin. Wir besorgen uns – wenn möglich – englischsprachige Tageszeitungen. Im Anzeigenteil findet man genau diese Schulen, die Hausmeister, Lehrer für alle Fächer und Direktoren suchen. Jetzt meine Spekulation: offensichtlich kann man Staatsknete kassieren wenn man eine Bildungseinrichtung eröffnet. Ob sie dann auch wirklich ihre Arbeit aufnimmt, scheint dabei nicht zwingend zu sein.

Und flächendeckende Bildung würde diesem riesigen Land gut tun. Klar, es gibt viele staatliche Schulen, aber wir sehen sehr viele Kinder und Jugendliche zur „besten“ Schulzeit auf der Straße herum lungern (trotz Schulpflicht im Alter 6-14 Jahren). Die Alphabetisierungsrate liegt bei ca. 64%, d.h. in Indien leben etwa 500 Mio. Menschen ohne jede Schulbildung! Deutschland hat ca. 80 Mio. Einwohner...

Noch eine Geschichte, die verdeutlicht, wie Bilder und Gerüchte über „ferne“ Länder entstehen. In den BBC World News wurde während unseres Indienaufenthaltes ein Beitrag zur Verteuerung der Lebensmittel in Asien ausgestrahlt. In dem Beitrag beklagt eine Inderin, dass die ihr von der Regierung zur Verfügung gestellte verbilligte Reismenge nicht zum Leben reichen würde, schließlich habe sie zwölf !! Kinder. Sie müsse jetzt auf dem Schwarzmarkt Reis beschaffen. In der nächsten Kameraeinstellung sieht man die Frau und die Reporterin in einem Laden mit Reissäcken und Preisschildern stehen. Schwarzmarkt mit Preisschildern? Das Ganze ging unkommentiert über den Sender. einkauf_8031.JPG
Zumindest in dem von uns bereisten Teil von Indien konnte man überall Lebensmittel in jeder Menge kaufen. Das die Preise steigen liegt doch eher an der permanent steigenden Nachfrage und einem Beharrungsvermögen bei der Art des Essens. Ein kg Reis kostet z.Zt. ca. 22 Rupien und ein kg Weißkohl 4 Rupien! gewuerze_7658.JPG In Indien tickt unserer Meinung nach eine Zeitbombe auch wenn westliche Wirtschaftsexperten Indien boomen sehen, vielleicht sollten die einmal „über Land“ fahren und nicht nur die Prestigeobjekte der indischen Regierung anschauen. Indien plant z.B. 5 neue Großflughäfen, einer wurde gerade eröffnet, mit dem Geld könnte man viele Lehrer ausbilden. klein_7426.JPG Die Tempelanlage in Khajuraho steht offensichtlich bei den Pauschaltouristen neben dem Taj Mahal in Agra ganz oben auf der Liste. Entgegen den Beschreibungen im Internet ist die Straße in einem erstaunlich guten Zustand und mit erfreulich wenig Verkehr. Die Landschaft wird hügelig und wir fahren sogar wieder einmal Kurven. Den Tigerpark besuchen wir nicht, den Rummel haben wir aus Thailand noch in guter Erinnerung. Außerdem wird es zunehmend heißer, was unseren Tatendrang zusätzlich bremst. klein_7487.JPG Irgendwann biegen wir rechts ab, natürlich ist kein Schild da. Wir passieren den Flugplatz, plötzlich wird die Straße vierspurig, neben einem Eselskarren sind wir aber die einzigen Verkehrsteilnehmer (man glaubt es kaum). Welches Bild von Indien soll den anfliegenden Touristen hier wohl vermittelt werden? Es gibt erstaunlich viele „sehr teure“ Hotels in denen aber - zur Zeit? - keiner wohnt!
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Wir nehmen das erste Hotel südlich der West-Tempel-Anlage, dass vom LP empfohlen wird - Hotel Jhanka k - 10% Discount 1190,- Rps. pro Nacht, inkl. Tax. Unsere Unterkunft ist dann auch recht luxuriös - komfortabler Raum mit neuen Fliesen und fast neuen Armaturen im Bad, endlich mal! Nach einigen Verhandlungen auch zu einem akzeptablen Preis. klein_7432.JPG
Es tut gut wieder einmal in einem sauberen Zimmer mit funktionierenden Sanitäreinrichtungen zu sein. Vor allem die Klimaanlage ist eine Wohltat. Auch dieses Restaurant kann sich am ersten Abend nicht mit Annette's Wunsch nach „not hot spicy“ anfreunden, aber am zweiten, yeah!! Dafür machen sich die Köche jetzt nicht mehr die Mühe für Kai noch zu würzen, obwohl ausdrücklich erbeten...!!! Kai is not very amused... klein_7446.JPG
Am nächsten Morgen: Weltkulturerbe, d.h. gesalzene Eintrittspreise (500,- Rps.), der Gebrauch einer Videokamera kostet extra. Dafür liegen die acht bis 15 Tempel in einer wunderschön gepflegten Parkanlage. Blühende Bäume und Blumen, tolle riesige Feigenbaumallee, Affenhorden, Streifenhörnchen, ein Iltis, sehr friedlich, unser erster ruhiger Tag in Indien. klein_7477.JPG Die Tempel haben den Spitznamen „Porno Tempel“, weil ein Teil der sie zierenden Reliefs doch recht freizügig ist, selbst Sex mit Tieren ist kein Tabu. Die hier lebenden Affen scheint das nicht zu stören. Mittags flüchten wir in unser klimatisiertes Zimmer, draußen sind über 40° C und der Ort bietet ansonsten nichts Interessantes. klein_7443.JPG Der Weg nach Orcha geht durch flaches ausgetrocknetes Land. Staubig, heiß und eher langweilig. Im und um den Ort gibt es zwei riesige Paläste und viele Tempel. Wir suchen das Hotel Ganpati, das uns Diane und Haydn empfohlen haben. Es liegt etwa 20 m ab von der Hauptstraße in einer sehr schmalen Sackgasse mit vielen Blumenkübeln und einem 30 cm hohen Absatz zur Hauptstrasse. Die beiden hatten bei ihrem Aufenthalt Jack (so nennen sie ihr Motorrad) in der Eingangshalle des Hotels geparkt. Nur, unsere Ente passt nicht mal durch die Gasse, fürchten wir. 1_7546.JPG Der Hotelbesitzer ist aber sehr daran interessiert, dass wir bleiben. Er muss ein perfektes Augenmaß haben. Auf jeden Fall werden die schweren Blumenkübel weggeräumt, Steine an den Absatz gelegt und siehe da rechts und links passt zwar nur noch ein Blatt Papier zwischen Wand und Ente aber sie steht in der Eingangshalle. Jetzt noch Möbel rücken damit ich sie in der Halle drehen kann, geht doch. Wie wir da wieder raus kommen werden wir dann sehen. 2_5622.JPG 3_5627.JPG In dem kleinen Garten des Hotels kann man herrlich ruhig sitzen und hat einen schönen Blick auf die beiden Paläste. Abends beim Suchen eines Restaurants trifft uns dann wieder die volle Härte des „Touristenfangens“, d.h. jeder Ladenbesitzer, Straßenhändler oder Bettler macht dich an. Will man dann tatsächlich etwas kaufen, versuchen sie einen dermaßen über den Tisch zu ziehen, das es keinen Spaß macht. Da wird das Kaufen von Wasser zur stressigen Aktion. 4_7534.JPG 5_7574.JPG Der Hotelbesitzer organisiert mir netterweise zwei Flaschen indisches Bier. Am nächsten Morgen habe ich Kopfschmerzen. Ob es an den angeblichen Zusätzen im Bier oder an etwas anderem liegt, weiß ich nicht, auf jeden Fall lasse ich zukünftig die Finger davon. 6_7654.JPG Besichtigung der Paläste: Der Eintrittspreis - er gilt für alle Anlagen zusammen - ist zwar günstiger als in Khajuraho dafür muss hier aber selbst für die Fotokamera extra bezahlt werden! Auch hier wieder beeindruckende Architektur. Über schmale Treppen geht es Stockwerk um Stockwerk höher hinauf. Da ich nicht „schwindelfrei“ bin kapituliere ich beim letzten Aufstieg, obwohl er gar nicht so hoch ist. 7_7627.JPG 8_7630.JPG
Wir besuchen wunderschöne Tempel und Paläste, Weltkulturerbe, die aber letztendlich Ausdruck einer sehr menschenverachtenden Einstellung ihrer „Erbauer“ zu verdanken sind. Es wurde soviel Liebe zum Detail, soviel Prunk und Schönheit in Bauwerke investiert, dass der heutige (zahlende) Betrachter allzu oft vergisst, zu welchem Preis diese „Schönheiten“ entstanden sind.
Die Menschen haben keine Rolle gespielt, Hauptsache die Herrschenden hatten einen neuen Spielplatz. Der war dann aber wirklich angenehm. 9_7613.JPG Bemerkenswert sind bei dieser Anlage auch die „Klimaanlagen". Obwohl draußen fast 40° C herrschen, ist es in den Schlafgemächern angenehm kühl. Die Architekten haben sich ein wirkungsvolles System von Luftschächten ausgedacht, das selbst bei größter Hitze angenehme Temperaturen in den Schlafräumen sichergestellt hat. Wir sehen zwar Baugerüste, insgesamt scheint man aber die Paläste ihrem Schicksal zu überlassen. 10_7653.JPG Als wir zurück zum Hotel kommen, bemerken wir eine frisch erstellte „Mauer“ am Übergang zur Hauptstraße. Na Klasse! Hier kommen wir nicht mehr so einfach raus. Schauen wir mal. Langsam müssen wir uns auch entscheiden ,was wir nach dem Taj Mahal in Agra, unserer nächsten Etappe machen, da uns unser Pakistan-Visum im Nacken sitzt. Entweder nach Südwesten zu den Sehenswürdigkeiten Rajasthans und in die Wüste oder nach Nordwesten in die Berge, obwohl wir wohl nicht nach Leh kommen werden, zu früh im Jahr, die Pässe sind noch gesperrt! 11_7576.JPG Da der Wetterbericht für Dehli bis zu 47° C in Aussicht stellt und uns beiden die Hitze und vor allem die Menschenmengen in der Ebene ziemlich auf die Nerven gehen, ist die Reiserichtung bald klar.

Am nächsten Morgen sehen wir den Grund für die Mauer. Sie dient der Abstützung einer Erdrampe die der Hotelbesitzer hat aufschütten lassen, damit wir problemlos auf die Straße kommen. Sagenhaft! Vielen Dank! 12_7674.JPG In Agra sehen wir die erste Ampel seit Thailand: Reine Stromverschwendung, da keiner sie beachtet!! Und noch etwas Nettes haben sie sich hier ausgedacht: In unmittelbarer Nähe des Taj Mahal dürfen nur Elektrofahrzeuge und Anwohner mit ihren Fahrzeugen passieren. Eine Maßnahme um die Luftverschmutzung und den sauren Regen einzudämmen, Agra ist eine Industriestadt mit 1,4 Mio. Einwohnern. Aber Glaube versetzt ja bekanntlich Berge, wahrscheinlich lenkt er auch Wolken um.

Wir suchen lange in der Stadt herum - mit den Schildern haben sie es auch hier nicht so - und kommen natürlich genau an diese Straßensperre. Uns trennen ca. 500 m Luftlinie von unserem angepeilten Guesthouse, aber die Polizisten lassen sich nicht erweichen. Wir müssen zurück und von der anderen Seite anfahren. Ist eine unserer Lieblingsbeschäftigungen: in indischen Städten durch enge und verstopfte Gassen „nach Kompass“ zu fahren. 1Taj_7700.JPG Das erste Guesthouse hat keine Unterstellmöglichkeit für die Ente, im Zweiten wird rangiert, gerückt und geräumt bis wir auf den Hof passen. Wir bekommen das letzte freie Zimmer unter der Dachterrasse und ohne Klimaanlage. Annette geht es nicht gut und die Hitze belastet sie zusätzlich. Im Zimmer steht die Luft trotz Deckenventilator. Der Ausblick von der Dachterrasse auf das Taj Mahal hat was, leider ist es dunstig. Von anderen Reisenden erfahren wir, dass die Tore erst um 8°° Uhr geöffnet werden, nicht wie im Reiseführer beschrieben um 6°° Uhr. Man sollte früh da sein, denn gegen 10°° kommen die Touristenbusse aus Dehli. 2Taj_7702.JPG Der Eintritt ist für Touristen gesalzen: 750 Rupien pro Person (unser Zimmer kostet 600 Rps.), Inder zahlen 20 Rupien. Darin enthalten sind das Rote Fort und zwei weitere Sehenswürdigkeiten. Alles darf aber nur einmal betreten werden und nur an einem Tag. Macht nicht wirklich Sinn und freut die Hotelbetreiber in Agra bestimmt nicht besonders. Über Kontrollen am Eingang hatten wir gelesen, aber dass es Leibesvisitationen sind, bei der mein Taschenmesser beanstandet wird, das dann zusammen mit Annettes Mandarinen! in die Aufbewahrung wandert, finden wir etwas übertrieben. 3Taj_7691.JPG Man hat ja viel davon und darüber gehört, teils verzückte Schwärmerei. Ich finde das Taj Mahal aufgrund seiner Symmetrie eher langweilig, ist halt Geschmackssache. Annette gefällt es, vor allem die Einlegearbeiten, aber mir hat der Petersdom in Rom noch besser gefallen. 4Taj_7713.JPG Annette geht es gesundheitlich leider nicht besser, so brechen wir das Ganze nach knapp 2 Stunden ab und sie verschwindet wieder im Bett. Wir passen so gründlich beim Essen auf, benutzen selbst zum Zähneputzen Mineralwasser. Mein Urin ist dunkelbraun, erst dachte ich, ich würde Blut pinkeln. Offensichtlich kämpft auch mein Körper mit irgendetwas. Noch geht es mir aber gut. 5Taj_7734.JPG Am nächsten Morgen quält sich Annette hoch, aber wir wollen endlich ins Kühle. Über Bareilly fahren wir nach Nainital in die Berge, endlich ist es kühler. Leider haben wohl auch ganz viele indische Touristen so wie wir gedacht. Der Ort ist ziemlich überlaufen. Wir organisieren Geld und fahren weiter nach Ranikhet. Hier ist nichts los, wir bekommen eine „Suite“ mit zwei Zimmern für ganz kleines Geld. Der Besitzer räumt sein Auto aus der Garage und die Ente wird weggeschlossen. Prima. Das Guesthouse liegt außerhalb des Ortes und wir genießen die Ruhe und den Frieden. Abends brauchen wir sogar wieder einen Pullover, wunderbar. Wir bleiben ein paar Tage und Annette erholt sich. Mein Urin ändert seine Farbe nicht. 1_5777.JPG 2_5704.JPG 3_5712.JPG 4_5740.JPG 5_5747.JPG 6_5729.JPG 7_5918.JPG 8_5921.JPG 9_5932.JPG Als nächstes wollen wir einen Abstecher nach Auli machen. Nach unserer Karte sind es nur ca. 160 km, sollte ein gemütlicher Tag werden. Als wir die Strecke unter die Räder nehmen, verstehen wir schnell warum die “Australier“ zwei Tage gebraucht haben. Für die ersten 110 km brauchen wir fast 8 Stunden!! In Gauchar finden wir ein Zimmer - Hotel Colonel's Cottage (250,- Rps.). Hierhin scheinen sich nur sehr selten westliche Touristen zu verirren. Beim Gang durch die Stadt auf der Suche nach einem Restaurant werden wir angestarrt als kämen wir vom Mars. IMG_7834.JPG Es ist eigentlich immer etwas schwierig den Leuten klar zu machen, dass Annette ein absolut nicht scharfes Essen braucht. Heute Abend esse ich zweimal ihr Essen, bis der „Koch“ es im dritten Anlauf schafft die Gewürze weg zu lassen.

Am nächsten morgen entscheiden wir, das Auli ausfällt und wir lieber direkt in die indische Yoga Metropole Rishikesh fahren. Die Fahrerei macht hier wieder Spaß auch wenn die Straßen nicht immer das Gelbe sind. Es herrscht relativ wenig Verkehr und es sind kaum Menschen auf der Straße. Man kann tatsächlich anhalten und sich an der Landschaft erfreuen, ohne direkt belagert zu werden. Eine Wohltat nach der Stresserei in der Ebene. 1_6089.JPG 2_6167.JPG 3_6083.JPG IMG_7836.JPG IMG_7847.JPG n Rishikesh findet Annette mit dem Bhandari Swiss Cottage ein sehr gutes Guesthouse (600 Rps.). Sauber, Balkon mit schöner Aussicht über die Stadt und den Fluss, gutes Restaurant und Internetcafe. Leider erwischt es mich diesmal und ich schlafe fast 24 Stunden. Dann ist es besser, aber richtig fit sind wir beide irgendwie nicht. Den nächsten Tag verbringen wir auf dem Balkon und schauen über die Stadt ohne den geringsten Drang zu verspüren sie zu besuchen. Es sind viele junge, westliche Touristen hier, die Yoga- und/oder Meditationskurse besuchen, wie einst die Beatles. Hier entstand ihr weißes Album. klein_7855.JPG Direkt neben unserem Bhandari Swiss Cottage gibt es einen kleinen Laden, mit Büchern, Postkarten und "indischen" Kleinigkeiten, die Europäer gerne kaufen. Und genau in diesem Laden gibt es „Q-TIPS“. In Indien!! Es sind die kleinen Dinge, die das Leben angenehmer machen.

Wir umfahren Chandigarh auf kleinen Straßen, hier herrscht zwar weniger Verkehr, aber in der hügeligen Landschaft ziehen sich die Kilometer auf den engen Sträßchen. Abends landen wir in Dharampur. Das Guidebook preist das Visco Resorts als tolle Unterkunft an. Der Ausblick auf die umliegenden Hügel ist auch wirklich klasse. Wir sind wieder einmal die einzigen Gäste. Abends im Restaurant lernen wir eine neue Variante vom indischen Service kennen. Mein Essen kommt nach der üblichen halben Stunde (es wird immer frisch zubereitet) nur Annette wartet vergebens. Auf unser Nachfragen bekommen wir zunächst zur Antwort wir hätten ja nichts bestellt! Später kommt der „Chef“ mit der Begründung, auf dem Markt hätte es kein Gemüse gegeben. Hallo!! Annette ist begeistert! Zum Glück haben wir immer einen Vorrat an Obst und Gemüse dabei, so das sie ohne Hunger ins Bett kommt. IMG_6461.JPG IMG_6408.JPG IMG_6438.JPG IMG_6452.JPG Der Weg nach Rampur führt durch das Satluj Valley. Sehr reizvoll, ein bisschen wie in Nepal. 50 km vor dem Abzweig ins Baspa Tal beginnt die Baustelle zu einem Wasserkraftwerk und die „Straße“ ist in einem erbärmlichen Zustand:
Wasserdurchfahrten, Schlamm, Staub und viele, viele Löcher. Speziell die Schlammpassagen sind mit den Autoreifen der Ente immer wieder eine Herausforderung. Mit einer Enduro und Stollenreifen sicherlich deutlich einfacher zu meistern. Wir schlingern manchmal ganz schön durch die Gegend, zum Glück herrscht nicht viel Verkehr, so dass wir „Platz“ haben. Es geht langsam voran. Die Baustelle wird wohl noch einige Zeit/Jahre bestehen. Nichts für Freunde sauberer Motorräder. 3_6596.JPG 4_8028.JPG 5_6544.JPG 6 Steine aufladen.JPG IMG_6193.JPG Nach dem Abzweig wird es nicht wirklich besser mit der „Straße“, das Guidebook beschreibt sie als eine der haarsträubendsten in ganz Indien. Dafür wird die Aussicht spektakulärer, sozusagen als Entschädigung. In engen Schotterserpentinen geht es in ein Hochtal, in dem gerade der Frühling ausbricht. Es ist einfach schön!! Die Menschen wohnen in ihren traditionellen Häusern und nicht in dem Betoneinheitsbrei wie er in den Städten der Ebene üblich. Ein bisschen lässt Tibet grüßen, in dem ja gerade der Bär tobt. Wir bekommen nicht viel mit, hoffen aber für die Menschen, dass die chinesische Regierung die Nerven behält. IMG_6608.JPG IMG_6609.JPG IMG_6610.JPG IMG_6626.JPG IMG_6635.JPG IMG_6641.JPG IMG_6642.JPG IMG_6652.JPG IMG_7964.JPG Wir passieren Sangla, es gibt erstaunlich viele Guesthouses. Da noch keine Saison ist, ist es aber ruhig. Kommen hierher so viele Leute? Auf 3000 m die ersten Schneefelder. Dann sehen wir einen Straßenfeger!! Was das soll, ist uns völlig schleierhaft. Wir grüßen freundlich und bedanken uns für seine Tätigkeit. Freundlich wird der Gruß erwidert. Die „Straße“ klettert bis auf 3400 m durch Bäche und über Geröll und irgendwann stehen wir im „Neubaugebiet“ von Chitkul. Auch hier scheint man voll auf Tourismus zu setzen, wenn das mal gut geht. Es scheint im Moment aber nur eine der Unterkünfte bereits geöffnet zu haben. IMG_6711.JPG IMG_6731.JPG IMG_6739.JPG IMG_6740.JPG IMG_6763.JPG IMG_6792.JPG IMG_6904.JPG IMG_7983.JPG IMG_7950.JPG IMG_6820.JPG Wir fahren auf den „Hof“ und ich palavere mit der „Mannschaft“. Da kommt ein indischer Geländewagen mit vier Leuten. Nach kurzer Verhandlung beziehen sie ihre Zimmer im ersten Stock. Sie haben sogar ihr eigenes Bettzeug inklusive Decken und Kopfkissen dabei. Offensichtlich haben sie wie wir Schwierigkeiten mit der „Sauberkeit“ indischer Hotelbetten. Annette gibt mir Zeichen, mein Palaver mal zielführend werden zu lassen. Ok. Können wir uns mal das Zimmer ansehen? Im ersten Stock gibt es nur zwei Zimmer und die sind ja gerade belegt worden. Die Zimmer im Erdgeschoss sind feuchte Drecklöcher... Tja, knapp zu spät ist auch zu spät. Wir sind beide nicht sonderlich begeistert, denn jetzt müssen wir die 30 km bis Sangla noch zurück fahren. Eigentlich reicht es für heute! Zur Entschädigung finden wir ein neues Guesthouse (Madhu Guest House, Zi. 404, 450 Rps. inkl. Frühstück) mit einem tollen Zimmer und einer Terrasse mit einem noch tolleren Ausblick auf die schneebedeckten Berge. Da wir die einzigen Gäste sind, können wir ungestört genießen! Ein sehr schönes und friedliches Fleckchen Erde. Der Weg hier hinauf hat sich gelohnt, sehr schade, dass die Zeit drängt! IMG_7967.JPG Am nächsten Morgen entdeckt Annette im Vorbeifahren einen „Eisenwarenladen“. Wir brauchen Ersatz für unser verlorenes Kistenschloss. Auch in diesem Laden ist leider, wie schon beim ersten Versuch vor ein paar Tagen, der Bügel zu dick. Aber der freundliche Besitzer zeigt uns den Weg zu einem anderen Laden, in dem wir es versuchen sollen. Draußen hängen Taschen und Kleidungsstücke, drinnen öffnet der Besitzer eine Schublade mit Handyschalen und eben Vorhängeschlössern. Er rät mir dringend kein indisches zu kaufen sondern statt dessen eines aus China zu nehmen. Die indische Qualität sei nicht mit der chinesischen zu vergleichen (wir sind in Indien!!). Nach kurzer Verhandlung einigen wir uns auf umgerechnet 30 € Cent und ein neues Schloss made in China ziert unsere Kiste.

Da die nordwestliche Strecke über den Kunzum La noch nicht passierbar ist, müssen wir wieder durch die Baustelle in Richtung Shimla fahren. Da die Ente ziemlich zugesaut ist, wollen wir ihr eine Wäsche gönnen. In einer Werkstatt mit „Waschplatz“, schauen wir und die gesamte Belegschaft dem „Lehrling“ zu, wie er versucht den Dreck von der Ente zu kriegen. Hatte ich in Thailand nach unserem Kambodscha-Ausflug die Thais bremsen müssen, weil sie es zu perfekt machen wollten, breche ich hier die Geschichte ab, da der gute Junge den Dreck nur umverteilt. Er ist zwar danach genauso nass wie die Ente, sauber ist aber etwas anderes. Na wenigstens ist der grobe Schlamm ab. Indien!

Da man uns auf der Herfahrt im HTPDC Hotel in Rampur abgezogen hat, fahren wir zum 15 km weiter südwestlich gelegenen River Rock Hotel - direkt an unserer Route. Das Zimmer (Nr. 201) ist prima, sogar einen kleinen Balkon haben wir. Beim Abendessen passiert die selbe Geschichte wie ein Paar Tage zuvor in Dharampur. Annette's Essen wird einfach vergessen. Ob da irgend etwas Grundsätzliches dahinter steckt, vielleicht die betonte not-spicy-Bestellung?

Eigentlich wollen wir über den Jalori La (Pass, 3220 m) nach Mandi fahren, aber irgendwie finden wir den Weg nicht. Stattdessen geht es auf einer katastrophalen „Straße“ durch ein wunderschönes Tal, vorbei an vielen sehr ursprünglich wirkenden Dörfern, fast ohne jeglichen Verkehr. Klar auf der „Straße“ fährt nur der, der unbedingt muss. IMG_8014.JPG Über Mandi geht es vorbei Mc Lend Ganj, dem Sitz der tibetischen Exilregierung und dem Asyl-Ort des Dalai Lama. Ursprünglich hatten wir hier Station machen wollen, trauen uns jetzt aber wegen der angespannten Lage nicht. Wir fahren weiter in Richtung Amritsar, wieder einmal die 200 km Regel missachtend.

In Pathankot haben sie versucht das Müllproblem in Angriff zu nehmen. Mit einer aus unserer Sicht fragwürdigen Lösung. An der südlichen Stadtausfahrt Richtung Amritsar fährt man kilometerlang an Müllbergen rechts und links entlang der Straße vorbei. Indien! Eigentlich wollten wir versuchen bis Amritsar zu kommen um den Goldenen Tempel zu besuchen, aber wir haben die Rechnung ohne die Straßenverhältnisse gemacht. Wir fahren zwar auf einem National Highway, der zweithöchsten Straßenkategorie, aber es ist ein Alptraum. Dichter Verkehr und Löcher über Löcher. Löcher sind hier Asphaltein- oder ausbrüche von einer Tiefe bis zu 30 cm in denen man leicht einen Pkw versenken kann. IMG_7079.JPG IMG_7119.JPG So versucht jeder im Slalom den Löchern auszuweichen. Interessant wird es besonders wenn der Gegenverkehr auch gerade ausweicht, oder wenn man vor dem Überholen ein Loch weiter vorne übersehen hat. Da die Berge hinter uns liegen kommt dazu noch die Hitze. Extrem nervend, anstrengend und nicht ungefährlich!

Die Gegend hier scheint aber ein „Heiratsparadies“ zu sein, denn wir passieren bestimmt ein Duzend Heiratshallen. Das sind turnhallengroße Gebäude mit Plastikstühlen und Tischen und einem meist eben so großen gartenähnlichen Vorplatz. So eine Feier muss verdammt teuer sein, den es finden locker mehr als 100 Leute Platz. Leider bieten sie uns keinen Übernachtungsplatz. Die Landschaft ist von Landwirtschaft geprägt und nicht sonderlich abwechslungsreich. Es ist spät geworden und wir haben beide eigentlich genug für heute, aber es will partout kein Hotel kommen.

Ca. 20 km vor Amritsar passieren wir ein brandneues Heiratsressort, das auch klimatisierte Zimmer auf dem Werbeschild anpreist. Das Teil ist riesig, aber es sind keine Gäste da! Dafür lungern mindestens. acht sehr junge „Angestellte“ herum. Die Ente ist wieder einmal die Attraktion und alles wird genau „begriffen“. Die Zimmer sind sauber und gefliest, endlich mal kein völlig verdreckter Nadelfilz, nur ohne Klimaanlage. Die Preisverhandlungen sind langwierig, sieht man uns unsere Müdigkeit an? Die Ente kommt in die Tiefgarage in die mindestens 100 Autos passen!! Das Moskitonetz bleibt in der Kiste, bei so einem neuen Gebäude werden wir es wohl nicht brauchen, denken wir.

Als wir die Vorhänge weiter zuziehen wollen, sehen wir, warum auf dem Werbeschild mit klimatisierten Zimmern geworben wird. Die Aussparung dafür ist bereits im Glas vorhanden und bietet den Plagegeistern ungehinderten Zugang. Und wir dachten, wir hätten mittlerweile alle „Zimmercheckpunkte“ im Griff. Auf unsere Bitte, die Öffnung zu schließen, kommt ein Angestellter mit einer Zeitung und vier kleinen !! Klebestreifen, damit die Mücken auch bloß weiterhin freien Zugang zum Licht und der Futterstelle haben... Aber im Befestigen des Moskitonetzes haben wir ja mittlerweile einige Übung.

Eigentlich wollten wir ja in Amritsar den Goldenen Tempel besichtigen... Aber als wir uns am nächsten Morgen Amritsar nähern, herrschen endgültig wieder
„indische Verhältnisse“.
Verkehrschaos pur!!
Und während wir uns in den Vorstadtbezirken durch Massen von johlenden Indern im Dreck, mitten in einer undurchdringlichen Staub- und Abgaswolke auf Schlaglochpiste in die Stadt vorkämpften, millimeternah an anderen Fahrzeugen, Menschen und Fahrzeugen vorbei, mit schmerzender Lunge, wieder keine Schilder, kein Hinweis, wo´s langgeht, ständig angebrüllt von Neugierigen, die uns am liebsten mit bloßen Händen einfangen würden, kamen wir beide gleichzeitig auf denselben Gedanken:
niemand zwingt uns - WIR entscheiden! IMG_7083.JPG IMG_7085.JPG Den Goldenen Tempel können wir uns auch im Internet oder in einem Reiseführer anschauen. Hier suchen wir nur wieder stundenlang ein Hotel, schlafen dann im Dreck, umgeben von distanzlosen Neugierigen und Begeisterten und zum Tempelbesuch müssen wir mit bloßen Füßen (vorher waschen!), Kopfbedeckung und Ganzkörperbekleidung antreten. Soweit o.k., nur das gemeinschaftliche Fußpilze tauschen in diesem Dreck behagt mir persönlich (Annette) überhaupt nicht, abgesehen davon, dass diese "Männers" sich mit ihren religiösen Orten und Frauen ganz besonders haben... Und daran werde ich auf der weiteren Reise noch genug "Spaß" haben. Lange Rede kurzer Sinn wir haben umgedreht und sind straitemang spontan zwei Tage früher als geplant nach Pakistan eingereist.

Auf dem Weg zur Grenze noch einmal unvorstellbare Dreckmengen neben der Straße und in den offenen Abwasserkanälen. Eine gute Entscheidung. Wir haben gerade keine Nerven mehr dafür.

Bei der Ausreise zeigen sich die Inder wieder von ihrer besten Seite. Super freundlich, es gibt Gebäck und Chai. Alles völlig problemlos. Es war und ist schade um die Berg-Pässe in Ladakh, und die Inder sind uns wirklich (fast) alle sehr sehr freundlich und offen begegnet, aber ich (Kai) glaube wir kommen so schnell nicht wieder auf diesen Planeten.