Iran
Iran 05.05.2008 – 15.05.2008
Aus Pakistan kommend: Zahedan, Bam, Yazd, Esfahan, Qazvin, Tabriz; in die Türkei
Besondere strafrechtliche Vorschriften im Iran:
[...] Frauen müssen die islamischen Bekleidungsvorschriften einhalten
(Kopftuch, Mantel, keine Sandalen),
vermehrte Straßenkontrollen werden durchgeführt. [...] Quelle: Auswärtiges Amt
Schon beim Betreten der Grenzanlage wird klar: hier beginnt eine andere Welt und das liegt
nicht nur daran, dass Annette ab sofort ein Kopftuch - oder ihren Helm - tragen MUSS.
Nein hier ist es sauber, ordentlich und gepflegt. Bei der Grenz-Polizei geht es schnell
und ohne Probleme - wenn auch stimmungsmäßig ähnlich ernsthaft wie in der alten DDR. Wir
rücken in langen Schlangen sehr ordentlich bis zur gewichtigen Kontrolle am Schalter vor.
Allerdings eröffnet man uns, dass wir nach der Zollabfertigung wiederkommen müssen, man
wird eine Eskorte für uns organisieren. Und wir dachten, dieser Zirkus wäre vorbei... - nee,
es geht jetzt erst richtig los!
Beim Zoll ist der Teufel los und wir bekommen keine Sonderbehandlung wie in Pakistan.
Wir rennen zunächst etwas irritiert in der Halle umher, die Lkw Fahrer haben es eilig,
entsprechend hektisch geht es zu.
Im Polizeigebäude hatte ich einen Bankschalter gesehen, also versuchen wir unser Glück.
Da wir Pakistan schneller verlassen haben als ursprünglich geplant, haben wir noch einiges
an pakistanischen Rupien. Die beiden Bankangestellten bedauern, aber sie dürfen diese
Währung nicht tauschen. Ich solle mich setzen, sie würden sehen, was sie tun können. Es
wird zweimal telefoniert, dann verschwindet der eine, um fünf Minuten später mit einem
weiteren Mann wieder zu erscheinen. Ein privater Geldwechsler. Er macht einen vernünftigen
Kurs und wir sind bald einig. Im Iran wird man schnell zum Millionär, ein Euro entspricht
etwa 14500 iranischen Rial.
So, nun schauen wir mal, was die Polizei mit uns vor hat. Man lässt uns zunächst warten.
Das nervt besonders, wenn man nicht weiß worauf. Immerhin bekommen wir unsere Pässe zurück.
Nach einer Weile eröffnet man uns, dass Annette im Taxi fahren soll - welches wir natürlich
selbst bezahlen müssen - und „unser“ Wachmann im Beiwagen. Nein, auf gar keinen Fall!
Weder das eine noch das andere! Gut, dann fährt unsere Bewachung im Taxi, aber bezahlen
müssen wir auf jeden Fall. Hallo? WIR wollen doch gar keinen Wachmann! Im Gegenteil!
Nach einigem Hin und Her wird ein Taxi gefunden, dessen Ziel sowieso Mir Javeh ist und
„unseren“ Mann mitnimmt. Die Straße ist zweispurig und in einem perfekten Zustand. So
etwas hatten wir seit Singapur selten. Es gibt Straßenschilder sowohl in arabischer als
auch in lateinischer Schrift. Der pure Luxus! Ich muss mich ein wenig konzentrieren, da
wir ab hier wieder auf der rechten Straßenseite fahren.
Die 10 Kilometer nach Mir Javeh sind schnell gefahren und wir wundern uns, warum „unser“
Taxi in den Ort abbiegt. Wir hatten doch gesagt, dass wir bis nach Zahedan wollen. Des
Rätsels Lösung: Es ist Wachablösung oder Zuständigkeitsbereichsende. Nur hier sprechen
sich die Polizeistationen nicht wie in Pakistan ab, sondern die nächsten zuständigen
Polizeiposten werden scheinbar immer aufs Neue mit uns überrascht. Also werden auch immer
wieder unsere Papiere kontrolliert und wir müssen auf einen „frischen“ Mann warten.
Endlich geht es weiter, aber die Freude währt nur ca. 60 Kilometer. Neuer Posten,
wieder warten, Kontrolle, neues Glück.
Diesmal läuft es nicht so einfach. Es sind eine ganze Reihe „wichtiger“ Leuten hier,
die alle etwas zu sagen haben. Alle sind „gut“ bewaffnet. Die Stimmung ist gereizt.
Wir wollen endlich weiter, es ist heiß und wir stehen in der Sonne. Als uns dann ein
noch sehr junger Uniformierter erklärt, er würde unsere Pässe jetzt behalten und sie
demonstrativ in die Hosentasche steckt, reicht es Annette endgültig. Sie macht ihm
laut und entschieden klar, dass diese Pässe Eigentum der Bundesrepublik Deutschland
sind, in unsere eigenen Hände gehören und wir uns keinen Meter bewegen werden, solange
wir unsere Pässe nicht haben. Dabei geht sie auffordernd immer weiter auf ihn zu
(als Frau im Iran!!!!), mir rutscht fast das Herz in die Hose. Wenn sie ihm jetzt
noch „an die Hose“ geht, landen wir im Knast... Ich übernehme den Part "guter Bulle",
Annette spielt mit, entfernt sich. Die letzten zwei Wochen haben an unseren Nerven genagt.
Ich wiederhole, dass wir keinen Meter ohne unsere Pässe fahren werden. Palaver.
Schließlich wird der Vorgesetzte geholt, der uns die Papiere zurück geben lässt und
seinen Untergebenen zurecht weist. Der schaut betreten und irritiert, denn bestimmt
hatte er "von oben" die ausdrückliche Anweisung, die Pässe einzubehalten! Armer Kerl.
Diese Aktion hat jetzt fast eine Stunde gedauert - in praller Sonne in der Wüste.
Weiter geht's
Aber unser Glück dauert nur bis zur Stadtgrenze von Zahedan. Das Spiel geht von vorne los.
Hier ist wohl so eine Art Checkpoint an dem jeder kontrolliert wird. Auch Taxifahrer
müssen irgendwelche Papiere abstempeln lassen. Als wir nach einer dreiviertel Stunde
versuchen, einfach weiter zu fahren, werden wir mit vorgehaltener Waffe (!) daran gehindert.
Moment., wir sind doch Besucher hier, oder? Annette setzt den Helm ab, sofort kommt wieder
ein Uniformierter, der entschieden auffordert, sofort den Kopf zu bedecken. Sie setzt den
Helm wieder auf, noch ist sie nicht so weit, sich wirklich ein Kopftuch umzubinden.
Irgendwann kommt dann ein Polizeiwagen, der uns in die Stadt eskortiert.
Es geht zum Polizeipräsidium, wo wir wieder kontrolliert werden. Dann steuern sie mit
uns ein Hotel an. Der Besitzer weigert sich trotz der Polizeibegleitung, uns ein Zimmer zu geben!
Irgendwie hatten wir uns das ein wenig anders vorgestellt. Nun haben unsere Begleiter ein Problem,
sie müssen uns ja „irgendwie unterbringen“. Also telefonieren sie herum und schließlich steuern
wir ein recht versteckt gelegenes Hotel an. Da das Zimmer in Ordnung ist, der Preis stimmt und
die Ente sicher stehen kann, willigen wir ein, obwohl unsere Pässe vom Hotel einkassiert werden
und zur Polizei wandern. Wenn wir nicht einverstanden seien, könnten wir gleich wieder
gehen... Morgen früh um sieben Uhr seien die Pässe wieder da. Normative Kraft des Faktischen!
Das Zimmer ist o.k., im Stil deutscher Jugendherbergen der 70er Jahre eingerichtet, hat
einen Kühlschrank, einen Fernseher selbst der Gebetsteppich fehlt nicht.
Seit der Einreise in Pakistan muss Kai alle „Verhandlungen“ führen, da fremde Männer nur Männer
ansprechen dürfen und die Geschäfte in aller der Regel von Männern geführt werden. Im Iran
kommt jetzt noch der Kopftuchzwang dazu. Annettes Stimmung ist insgesamt nicht so toll, da
das normalerweise eher ihr Part ist.
Trotz Empfehlung der Polizei und der Hotelbetreiber, nicht aus dem Haus zu gehen, sondern
nur um die Ecke einzukaufen, treibt uns der Hunger und die Neugier später in die Stadt.
Es gibt Bürgersteige, diese sind sauber, es gibt öffentliche Abfalleimer! Bäume, Hecken,
Blumen schaffen Atmosphäre - besonders bemerkenswert, da außerhalb der Stadt Stein- und
Sandwüste herrscht. Es scheint alles zu geben, der Autoverkehr präsentiert sich absolut
diszipliniert und ohne Gehupe. Hier können wir wieder ohne Häschen-Zickzack über die Straße
gehen. Die meisten Pkw sind relativ neu und stammen auffallend oft aus französischer Produktion.
Auch alle anderen europäischen Marken sind vertreten. Die Lkw sind fast ausnahmslos aus dem
Schwäbischen, beziehungsweise iranische Lizenzbauten.
Wir wandern planlos durch die Straßen und nehmen diese so „zivilisiert“ wirkende Welt in uns
auf. Ein deutlicher Unterschied zu „Asien“ - inklusive Pakistan. Klar schauen uns die Leute
hier auch neugierig an, Touristen sind selten, aber es ist nicht dieses Starren. Außerdem sind
relativ wenige Menschen unterwegs.
Allein - ein Restaurant finden wir nicht. Ich spreche einen jungen Mann an. Top gekleidet,
wie aus einem italienischen Männermagazin. Ich in meinen schmuddeligen Klamotten, ein echter
Kontrast. Und er ist kein Einzelfall, der "jüngere" männliche iranische Stadtbewohner ist top
modisch gekleidet, die "jüngere" Frau ebenso, nur die Älteren kleiden sich eher traditioneller,
die Frauen tragen dann oft Burka. Letztere bekommen von mir den Spitznamen Raben, obwohl ich,
wie vielleicht auch ein Teil von ihnen (?), es nicht wirklich lustig findet.
Unser Angesprochener spricht leider kein Englisch, deutet aber eine Richtung an. Wir sind
etwas ungläubig und Annette spricht einen "Raben" an. Die Dame reagiert völlig aufgeschlossen
und da auch mit ihr die Verständigung schwierig ist spricht sie (!) einen jungen Mann an
(ob sie sich kannten, haben wir nicht wirklich heraus finden können). Er ist Student und
begleitet uns zu einem Restaurant, welches wohl schon unsere erster Wegweisende gemeint hatte.
Er betritt mit uns die Restauration, die völlig leer ist und führt für uns die „Verhandlungen“.
Wir glauben, er ist am Ende enttäuschter als wir, als der Besitzer uns nichts anbieten will.
Auf der anderen Straßenseite entdecken wir eine Pizzeria. Er rät uns zwar davon ab, das Essen
sei bestimmt nicht gut, aber wir haben Hunger. Wir bedanken uns bei ihm, verabschieden uns und
betreten das Restaurant. Das Personal hat offensichtlich auch „Schwierigkeiten“ mit uns - sie
schauen uns kaum in die Augen, aber wir werden bedient und das Essen ist nicht wirklich schlecht,
nur relativ teuer.
Es ist bereits dunkel als wir aufbrechen und zu unserer Überraschung treffen wir „unseren“
Studenten wieder. Er erkundigt sich, wann wir die Stadt verlassen, denn er und seine
Kommilitonen würden gerne mit uns über Tourismus sprechen. Sie hätten nicht häufig so
eine Gelegenheit. Wir sind positiv überrascht und würden uns sehr gerne mit ihnen treffen!
Andererseits wollen wir unter diesen belastenden Bedingungen keinen weiteren Tag in Zahedan
bleiben. Zumal auch er uns schon gewarnt hat, lieber wieder ins Hotel zurück zu gehen.
Es wären zwar bestimmt nicht viele, die uns hier böse wollten, aber diese könnten uns
wirklich gefährlich werden. Wir bedauern, ihn und seine Mitstreiter nicht unter günstigeren
Bedingungen kennen gelernt zu haben, bitten aber um sein Verständnis, dass wir nicht länger
bleiben wollen.
Als wir uns zum zweiten Mal verabschieden, rät er uns erneut auf Leib und Geld aufzupassen.
Irritiert ziehen wir ins Hotel, immerhin haben wir ihm unsere Hoteladresse verraten. Was,
wenn ER zu den nicht so Freundlichen gehört? Waren wir zu gutgläubig? Aber unsere
Befürchtungen waren glücklicherweise umsonst.
Morgens ist die Ente mal wieder zugeparkt und unsere Pässe sind natürlich um sieben Uhr
auch nicht wieder da. Dabei wollen wir so früh wie möglich los - wir werden wieder in der
großer Hitze unterwegs sein und bis nach Bam, unserem nächsten Ziel, sind es 330 km. Um
acht Uhr endlich können wir mit Polizeibegleitung Richtung Stadtrand fahren. Dort wiederholt
sich dann das „Schauspiel“ vom Vortag: Passkontrolle. Warten. Sinnlos kostbare morgenkühle
Zeit verschwenden - Fluchen nutzlos!
Die Fahrt nach Bam geht wieder durch die Wüste. Eigentlich lieben wir beide diese
Landschaften, aber hier können wir weder bewundern noch genießen, zu widrig sind die
Begleitumstände. Bei der zweiten oder dritten Aufforderung am Straßenrand in der
glühenden Sonne auf die Übergabe zu warten, haben wir die Nase endgültig voll
und fahren einfach weiter. Das Fahrzeug, das uns übernehmen soll, kommt uns irgendwann
entgegen, hupt und dreht. Sie haben uns wieder, aber diesmal ohne Warterei.
Zum Glück machen sie keinen Ärger. An der Stadtgrenze von Bam lassen sie uns
komischerweise alleine in die Stadt fahren.
Die Stadt ist eine einzige Baustelle, das Erdbeben vor einigen Jahren scheint
wirklich „ganze Arbeit“ geleistet zu haben. Wir stoppen einen Autofahrer und fragen
nach dem Weg, er versteht offenbar nicht genau, bedeutet uns aber ihm zu folgen. Bald
stehen wir vor einem leider geschlossenem Guesthouse. Jetzt wollen seine Kinder erst
einmal auf der Ente Probe sitzen. Scheint o.k. zu sein. Erneuter Erklärungsversuch,
ich schreibe ihm den Namen unseres Ziel-Guesthouses auf. Er fährt wieder voraus,
kurz darauf stehen wir vor dem Akbars Tourist Guesthouse. Dem einzigen derzeit
geöffneten GH in der Stadt. Vielen Dank für die Hilfe! Vor der Stadt hatten wir
zwar ein riesiges Hotel gesehen, ist aber nicht unser Fall.
Der Empfang im Akbar Tourist Guest House ist locker und entspannt. Der Sohn begrüßt uns
mit einem Grinsen: „Setzt euch erst einmal und esst und trinkt etwas, abkochen tue ich
euch später“. Wir bekommen Chai und Melone, offenbar wissen die Besitzer um die nervige
Anfahrt und hören es von uns nicht zum ersten Mal.
Das Gasthaus ist basic, Gemeinschaftstoilette und -dusche, dafür sauber, sehr
freundlich mit Innenhof, abendlichem gemeinschaftlichem Essen mit der Familie und mit
20 US Dollar gut bezahlt. Eben Angebot und Nachfrage. 180.000 iranische Rial = 12,40
Euro plus 50.000 IRR Familienessen = 3,45 Euro plus Getränke 23.000 IRR.
Unsere Pässe wandern in den Tresor, die Polizei werde bestimmt kontrollieren kommen!
Die Ente passt leider nicht durch das Tor und steht die Nacht über draußen neben
einer ziemlich ramponierten Enfield. Diese hat das Erdbeben „überlebt“ ihr damaliger
Besitzer leider nicht. Macht betroffen, irgendwie eine Sch... Art eine Reise zu beenden.
Ich will die ruhige Atmosphäre ausnutzen und mich ein wenig um die Ente kümmern.
Im Akbars gibt es einen Azubi, der das Hotelfach erlernen will. Er würde, wenn wir
es wollen, mit uns in die „Stadt“ fahren. Prima, da kann ich ja den Vorderradreifen
wechseln lassen. Der Radausbau ist etwas mühsam, da die Aludistanzen durch die
dauernde Rüttelei mit der Achse „verwachsen“ sind. Es hilft nur Gewalt, dabei
verhunze ich die Achsmutter ziemlich. Als es losgehen soll eröffnet man mir, dass
jetzt zunächst die Polizei verständigt werden muss. Ausländer dürfen sich momentan
nicht alleine in Bam bewegen. Klasse! Hätten sie auch vorher sagen können, dann
hätte ich die Aktion gelassen. Und wieso durften wir dann alleine in die Stadt fahren?
Der Besitzer versucht mich zu beruhigen, er tue nur, was die Polizei ihm vorschreibe.
Die sitzen am längeren Hebel. Sein Guesthouse sei schließlich geöffnet und er wolle
auch, dass es so bleibe. Kann ich verstehen!
Mit sehr gemischten Gefühlen lasse ich den „Lehrling“ alleine mit dem Rad und der
verhunzten Mutter losziehen. Eine halbe Stunde später ist er mit dem Mechaniker wieder
da, der wissen will wie rum er den Reifen montieren soll. Der hätte ja schließlich
einen Laufrichtungspfeil. Mit soviel Sachverstand hatte ich nicht gerechnet! Nach einer
weiteren halben Stunde ist das Rad und eine neue Mutter wieder eingebaut (100.000 IRR).
Der alte Reifen wird vom Akbars Besitzer „eingelagert“, wer weiß, ob ihn nicht
jemand mal braucht!
Während des gemütlichen abendlichen Essens kommen tatsächlich vier bewaffnete Polizisten
und verschwinden für eine Weile im „Büro“. Als sie das Haus verlassen, grüßen sie Annette
und mich freundlich - oder ist es anders gemeint? Wir können die Lage nicht einschätzen.
Nachdem sie gegangen sind, unterhalte ich mich lange mit dem Sohn des Besitzers, der den
Laden zusammen mit seinem Vater aufgebaut hat. Er liebt sein Land! Als ich ihm eröffne,
dass wir die Nase voll hätten und eigentlich nur schnell dieses Land wieder verlassen
wollen, hält er ein feuriges Plädoyer.
Die Situation in diesem Teil des Landes habe nichts mit dem Rest zu tun.
Ab Mahan würden wir einen anderen Iran kennen lernen. Die Iraner seien Weltmeister
in punkto Gastfreundschaft und die Städte sehr schön. Das Problem hier „unten“ habe
nichts mit Taliban oder Al Kaida zu tun! Gangster und Schmugglerbanden würden sich
hier bekämpfen.
Vor sechs Monaten sei ein belgisches Ehepaar entführt worden. Sie sind zwar wieder
freigekommen, da die iranische Regierung im Gegenzug zwei von den Gangstern aus dem
Gefängnis gelassen habe. Vor fünf Monaten hätte nun wahrscheinlich die selbe Gruppe
einen japanischen Radfahrer auf dem Weg nach Zahedan entführt. Angeblich seien japanische
Rauschgifthändler hier aktiv. Da die Regierung einen weiteren Austausch ablehnt, ist der
Japaner immer noch gefangen.
Seit fünf Monaten!!
Seine Entführer haben angekündigt sich noch mehr Touristen zu schnappen, um den Druck
auf die Regierung zu erhöhen. Deshalb sei die Lage hier so nervös und angespannt.
Hätte uns das mal jemand an der Grenzstation erklärt!
Wenn im Iran etwas passiere, würde die Welt sofort den ganzen Staat verurteilen. Ein großer
Imageverlust. Er könne ja verstehen, dass uns das Verhalten der Polizei nicht passt, aber
es sei wirklich nur zu unserem Schutz. Und wie gesagt, ab Mahan würde es sich zum Guten wenden.
Ich habe vorher noch nie jemanden so leidenschaftlich für sein Land werben hören, erstaunlich!
Und vielen Dank!
Für den nächsten Morgen verabreden wir noch, dass er ein halbe Stunde bevor wir starten
wollen, der Polizei Bescheid gibt. Vielleicht geht es dann einmal pünktlich. Klappt
natürlich nicht, wir starten wieder mit einer halben Stunde Verspätung, um nach ganzen
zwei Kilometern wieder auf die Ablösung zu warten.
Bei den nächsten „Übergaben“ halten wir nicht mehr an sondern fahren einfach weiter.
Ab Mahan ist der Spuk tatsächlich zuende. Wir sind wieder „allein“, ein gutes Gefühl!
Da die Straßenverhältnisse weiterhin ausgezeichnet sind, fahren wir über Kerman weiter
bis nach Yazd. In der Stadt herrscht emsiges Treiben, alles sehr organisiert. Die einzigen,
die sich nicht immer an die Regeln halten sind wir bzw. ich. Bei der Suche nach dem Hotel
fahre ich schon das eine oder andere nicht ganz saubere Manöver. Ich betone das so, weil
wir seit Singapur nicht mehr so geordnete Verhältnisse hatten.
Das angesteuerte Silk Road Hotel ist belegt, aber im benachbarten Oasis/Orient
(die beiden Hotels gehören zusammen und das Oasis war für uns auch die bessere Wahl)
bekommen wir ein wunderschönes Zimmer, ohne Vorkasse, ohne Passkontrolle, einfach nur
freundliche und hilfsbereite Menschen! Hier sind saubere Handtücher wieder genauso
selbstverständlich wie ein funktionierendes und sauberes Bad! Welcher Luxus! Bitte
nicht falsch verstehen, aber so etwas kann man als extrem angenehm empfinden. Das
Beste aber sind die schöne Atmosphäre und diese Ruhe.
Das Haus ist im traditionellen Stil gebaut, d.h. die Zimmer liegen um einen großen
Innenhof mit Blumenbeeten, Springbrunnen mit Teppichen und Liegen zum Entspannen.
Uns kommt es nach den letzten Wochen vor wie im Paradies. Wir ruhen uns aus. Mein
Rücken rebelliert sowieso gerade wieder, ich kann kaum laufen. Annette liegt im
klimatisierten, kühlen Zimmer mit Blick auf den Hof, ich döse im Garten. Herrlich!
25 US Dollar inkl. Frühstücksbuffet pro Nacht für uns beide zusammen.
Am frühen Abend lerne ich Robert kennen [http://robert.xbr.de/]. Er ist mit seiner
XBR über die Vereinigten Arabischen Emirate und Dubai in den Iran gekommen.
Der erste Motorradreisende seit Nepal. Über die Türkei und den Balkan will er wieder
nach Hause. Die gesamte Tour in drei Wochen, dagegen sind wir ja „Waisenknaben“.
Abends essen wir zusammen auf der Dachterrasse des Hotels mit einem großartigen Blick
über die Stadt und auf die angestrahlte Moschee. Hier lerne ich auch wie man mit
einem Fünf-Euro-Stativchen Nachtaufnahmen macht. Selbstauslöser! Die einfachen Dinge
sind ja bekanntlich die Schwierigsten. Hätte ich auch selbst drauf kommen können,
bin ich aber nicht! Danke für den Tipp!
Robert fährt am nächsten Morgen weiter nach Shiraz. Wir hören seinen Motor und
drehen uns gerne noch einmal um.
Später gehen wir zur Bank. Bewaffnetes Wachpersonal, aber wir werden ohne Kontrolle
durchgelassen. Ein Hinweisschild in lateinischer Schrift weist uns den Weg in den ersten
Stock. Freundlich werden zwei Zettel ausgefüllt. Dann warten wir bis ein weiterer
Angestellter diese unterschreibt. Wir werden zurück in die Halle geschickt. Hier fehlen
leider die lateinischen Beschriftungen. An der insgesamt vierten Station bekommen wir
unser „Geldbündel“ überreicht. Es ist nicht wie bei uns üblich, dass man das Geld
vorgezählt bekommt, das macht eine Maschine. Sie wird solange mit dem Geldstapel „
gefüttert“ bis auf der Anzeige der richtige Betrag erscheint. Kann man jetzt glauben oder nicht.
Die Angestellten sitzen hinter „Windows Computern“ und in der Halle stehen große LCD
Fernseher, in denen Werbung läuft, wie bei uns! Handelsembargo? Erfreulicherweise sehen
wir in der Bank auch “normale“ Frauen, natürlich mit Kopftuch, aber durchaus modisch
gekleidet und geschminkt, die ihre Geldgeschäfte erledigen. Macht uns Hoffnung für die
Menschen. Die gesamte Aktion hat zwar etwas gedauert und wirkt auch etwas umständlich,
ist aber unproblematisch.
Ich bekomme den Rest des Tages frei (Rücken) Annette geht alleine los zum Einkaufen.
Später lernen wir Tanja und ihren Mann kennen. Sie leben in Dubai, sie ist selbstständig
mit Kinderbekleidung und er arbeitet als Unternehmensberater für eine deutsche Firma.
Zwischen ihm und mir entbrennt eine sehr kontroverse Diskussion über Indien. Er gehört
zu den Experten, die Indien boomen sehen. Die beiden Firmen, die er besichtigt habe,
hätten auf ihn einen sehr guten Eindruck gemacht. Vor allem das indische Kleinwagenprojekt
hat es ihm angetan, was ich für völlig unsinnig halte. Indien hat meiner Meinung nach ganz
andere Probleme. Wir verabschieden uns mit einer Wette um ein Abendessen. In fünf Jahren
wollen wir sehen, was aus dem Projekt geworden ist. Leider reisen sie am nächsten Morgen ab.
Ich bin sicher, dass wir sie irgendwann in Dubai wieder sehen werden!
Heute müssen wir leider nach nur zwei Nächten das Hotel wechseln, da das gesamte Haus mit
einer Gruppe österreichischer Studenten belegt wird. Schade. Bei der „Umsiedelung“ merke
ich, dass der Reservekanister offen ist. Er war seit Nepal gefüllt. Die Brüder haben uns
doch tatsächlich den Sprit geklaut. Im Iran! Wo für einen Iraner der Liter Benzin sage und
schreibe 8 Cent (richtig gelesen!) kostet. Wir Touris müssen (ohne Berechtigungsschein)
das Vierfache, unglaublich günstige 32 Cent berappen!
Das Problem liegt aber nicht im Preis, sondern in der Verfügbarkeit. Der Iran hat zwar
die zweitgrößten bekannten Erdölreserven, aber kaum Raffineriekapazität zur Kraftstoffproduktion,
deshalb wurde der Kraftstoff rationiert: Jeder private Pkw 90 l, Motorräder 30 l im Monat.
Wie es bei Lkws ist, wissen wir nicht, nur stehen die armen Kerls oft in sehr langen
Schlangen an der Tanke, um ihren Diesel zu bekommen. Getankt werden kann nur mit einer
Plastikkarte, dem Bezugsschein. Wir Touristen sind auf das Goodwill des Tankwarts angewiesen.
Jede Tankstelle hat anscheinend ein bestimmtes Kontingent, das sie zum vierfachen Preis
verkaufen kann. Wenn diese „Karte“ leer ist, gibt es eben nichts mehr. Wir hatten nur einmal
Probleme Sprit zu bekommen. Reisende, die aus der Türkei kommen, sollten aber trotz des super
Preises nicht „trocken“ in den Iran kommen. Von Dieselfahrern haben wir von Problemen bis
300 Kilometern hinter der Grenze gehört.
Zum Glück haben uns unsere "Diebe" den Kanister da gelassen, den brauchen wir noch mal.
Vor dem Silk Road Hotel stehen zwei norwegische Landrover über und über mit Sponsorenaufklebern
bedeckt. Die Norweger haben in Teheran einen perfekten Fake eines Carnets erstellt, da in
ihrem Pakistan ausgeschlossen war. Ist für das nächste Mal eine sehr bedenkenswerte Option!
Sie wollen nach Australien, alles in drei Monaten! Wenn sie da mal nicht die Rechnung ohne
die asiatischen Straßenverhältnisse gemacht haben. Sie fanden in ihren Geländewagen schon
die türkischen Straßen nicht besonders. Enjoy (?) and save travel!
Nachmittags fällt mir ein älterer Herr mit Bügelfalten in der Hose auf! Ihm und seiner
Frau Fraukje gehört der dritte Landy vor dem Hotel. Sie haben gerade Afrika hinter sich,
wobei sie jedes (!) bereisbare Land besucht haben. WOW! Wie gesagt mit Bügelfalten in der Hose,
der Landy sieht aus, als käme er frisch aus dem Ausstellungsraum! Ihr nächstes große Ziel,
sie wollen ihre Tochter in Kuala Lumpur besuchen. Und dann...? Vielleicht ist dann ja China
„offen“. Was für liebe nette Leute!! Hoffentlich sehen wir sie noch einmal wieder. Die Welt
ist ja bekanntlich klein und man trifft sich immer zweimal. Enjoy and save travel!
Eine gute Sache ist der Büchertausch auf Reisen. In vielen Unterkünften kann man eins gegen
eins kostenlos tauschen, in Läden je nach Sprache mit geringem Aufpreis. In unserm Silk Road
Hotel besteht wieder einmal diese Möglichkeit und Annette findet ein berührendes Buch über die
Situation der Frauen in Iran, geschrieben von einer iranischen Professorin, die mittlerweile
in die USA ausgewandert ist ( Reading Lolita in Teheran, Azar Nafisi, ISBN 0-8129-7106-x).
Am nächsten Tag verlassen wir Yazd in Richtung Esfahan (Isfahan). In Na`in treffen wir durch
Zufall die Tourismus-Studenten wieder, mit denen ich in Bam kurz beim Entencheck gesprochen
hatte. Sie arbeiten hier und bieten uns an, einen Benzinbezugsschein für uns zu besorgen. Zu
diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es auch ohne funktioniert und willigen ein.
Kann ja nichts schaden. Was nun folgt, ist ein wildes Gekurve durch die Stadt, immer wieder
die selben Sprüche in den unterschiedlichsten Büros. Immer muss Annette draußen auf uns warten.
Auch nicht so toll für sie. Nach einigen Stunden geben die Studenten sich geschlagen, sie können
uns trotz ihrer „Drähte" nicht weiterhelfen. Ähnlich wie in Zahedan wissen wir nicht, wer nun
enttäuschter ist. Sie haben sich mächtig ins Zeug gelegt! Danke!
Von Naín biegen wir nach Westen ab. Wir haben ordentlich Wind, in der Ferne sieht man immer
wieder Sandhosen. Irgendwann stehen wir in einem Sandsturm, wir müssen anhalten, weil ich nichts
mehr sehen kann, außerdem mache ich mir um den Motor Sorgen. Ich parke mit der Luftfilteröffnung
entgegen der Windrichtung. Wir warten. Nach ein paar Minuten ist der erste Spuk vorbei. Wir fahren
weiter um nach ein paar Kilometern noch einmal so ein Schauspiel zu erleben. Zum Glück ist es
nicht wirklich ein ausgewachsener Sandsturm. Je näher wir der Stadt kommen umso mehr beruhigt
sich das Wetter.
Rund um Esfahan mit seinen zwei Millionen Einwohner liegt ein wenig schöner Industriegürtel,
in der Stadt selber merkt man davon zum Glück nichts. Wir fahren durch eine saubere und moderne
Stadt in die Nähe des alten Zentrums und finden ein gutes, modernes Hotel, das Safir. Nach recht
langwierigen Verhandlungen sinkt der Zimmerpreis von anfänglich 81 auf immer noch stolze 40 US
Dollar inkl. Frühstücksbuffet. Das Zimmer ist aber nur für zwei Tage frei. Haydn hatte vor ein
paar Wochen sogar 38 US Dollar geschafft, vielleicht war es da nicht so voll.
Als wir später das Hotel verlassen, sehen wir Roberts XBR neben der Ente parken, wie gesagt, man
trifft sich immer zweimal. Wir fragen an der Rezeption nach und eine Viertelstunde später ziehen
wir alle gemeinsam los.
Auf der Straße werden wir Zeugen einer Szene, die „Hoffnung“ macht. Ein älterer Mann beschimpft
zwei junge Frauen (wir verstehen natürlich nichts), die sehr schick „westlich“ gekleidet und
geschminkt sind, mit einem Hauch von Kopftuch. Die beiden wehren sich lautstark gegen seine Attacke,
eine tritt ihm sogar in die Hacken und versucht, ihn zu verscheuchen. Den Begleiter der beiden sehen
wir wohl sehr ratlos an und daraufhin erklärt er uns, das der schimpfende Mann halt spinne.
Im Gegensatz zu Pakistan werden im Iran die Frauen nicht „weggeschlossen“, zumindest sind sie
im Stadtbild ganz normal vertreten. Gerade in den Städten mit den vielen jungen Leuten (fast
die Hälfte der iranischen Bevölkerung ist unter 25 Jahren alt) hätten doch die Sittenwächter
keine Chance, wenn die Bevölkerung sich einig wäre! Es ist hoffentlich nur noch eine Frage der
Zeit, dass die Demagogen in den Moscheen nicht mehr ein ganzes Volk unterdrücken. [Unsere Reise
war gut ein Jahr vor den Unruhen, bei dem das Internet eine große Rolle spielte...]
Wir wandern weiter zum Meydan-e Imam (großer Platz) und bestaunen die Auslagen der vielen
kleinen Geschäfte. Man kann den Künstlern mit Hämmerchen und Meißel zu schauen, wie sie unermüdlich
Ornamente in Silber oder Kupfer treiben. Da es schon spät ist, sind nicht mehr viele Menschen
unterwegs, auch ist die Moschee schon geschlossen. Es soll in der Gegend ein traditionelles
Restaurant geben, das wir bald finden. Hier liegt man zu Tische, mit bis zu vier Personen auf
einem mit einem Teppich belegten Holzgestell. Es ist schon zu dritt recht eng, wem´s gefällt?!
Damit es dann aber ein bisschen hygienischer zugeht, wird vor dem Essen eine Einmalplastiktischdecke
ausgebreitet. Sieht einfach sch... aus . Annette und ich finden das Essen dann eher na ja, während
Robert vor allem von seinem völlig süßen Nachtisch begeistert ist. So unterschiedlich sind halt
die Geschmäcker :-)
Zum Abräumen werden einfach die vier Enden gleichzeitig nach oben gezogen, es scheppert, fertig.
Unser Zimmer im Safir ist das erste im Iran mit Fernseher. Nachmittags hatten wir schon nach
BBC gesucht, aber nur das Logo mit einem gestörten Bild gefunden. Jetzt kurz nach 22 Uhr
können wir eine Kultursendung ungestört empfangen. Die Nachrichten am nächsten Tag sind dann
plötzlich wieder gestört. Zufall oder Zensur? Wir wissen es nicht, können es aber auch nicht
noch einmal an einem anderen Ort probieren.
Am nächsten Morgen gehen wir zurück zum Meydan-e Imam. Bevor es losgeht, muss Annette noch
ihren „Kopftuchkampf“ durchkämpfen. Es geht ihr extrem auf die Nerven und bedeutet für sie
jedes Mal ein echtes Opfer. Dabei drapiert sie ein Halstuch so sparsam wie möglich nur oben auf
dem Kopf, der Hals bleibt frei - der verlangte "scarf on the head" eben. Sie erntet dafür
sowohl zwinkernd verständnisvoll lächelnde Blicke als auch böse Blicke von Frauen.
Es sind mehr Menschen als am vorigen Abend unterwegs, auch einige westliche Touristen. Aber
ihre Anzahl steht wie überall auf unserer Asienreise in keiner Relation zu den angebotenen Waren.
Die einzigen, die hier gute Geschäfte zu machen scheinen, sind die Eisverkäufer. Iraner lieben
offenbar Eiscreme.
Am Eingang zur großen Imam-Moschee ziehen wir uns den Unmut einiger Jugendlichen zu, deren
Führerdienste wir freundlich ablehnen. „Entschuldigung, wir wollten euch nur helfen“! Auch hier
sind für alles Eintrittsgelder üblich. Mit umgerechnet 0,40 Euro aber im Vergleich sehr moderat.
Mir gefällt die Moschee, vor allem die Farben. Auch hier war nichts zu teuer oder zu groß. Nur
die heutige „Benutzung“ hinterlässt einen unguten Nachgeschmack, wobei diese nur noch als Museum dient.
Wir schlendern um den Platz, bestaunen die vielen kleinen Kunstwerke, die hier angeboten werden,
die aber eigentlich niemand braucht. Annette hadert ein wenig, bleibt aber „vernünftig“, sprich
sie kauft nichts. Sie besteigt den Thronsaal des Palastes und sieht das ganze Treiben auch von
oben. Ich erspare mir die Treppen.
Der angeschlossene Bazar befindet sich in einer Art Markthalle. Gute Idee, es ist angenehm kühl,
blöderweise fahren sie auch mit Autos und Motorrädern hier herum, so das die Luft nicht die beste ist.
Vor dem Bazareingang entdecken wir ein Motorrad, dessen Besitzer immerhin schon einmal über das
Tragen eines Helmes nachgedacht hat. Ob er die Funktion richtig einschätzt, darf bezweifelt werden.
Aber es ist ein Anfang!
Durch einen schönen Park erreichen wir die UNI. Wir wollen einen Blick in die Bibliothek werfen.
Leider werden wir schon am Eingang „abgefischt“, Zutritt nur für Studenten! „Wir wollen doch
nur einen Blick hinein werfen!“, „No, sorry!“. Was könnten wir hier wohl ausspionieren? Dann
eben nicht. Aber der Park ist schön. Überhaupt ist auch hier wieder die Stadt „grün“ gestaltet,
viele Bäume und Blumenbeete säumen die Straßen, könnte sich manche europäische Stadt einmal
anschauen.
Vor dem Naturhistorischen Museum stehen merkwürdig anmutende Plastikdinosaurier, haben die
die Requisiten von Spielberg gekauft? Durch eine weitere Parkanlage gelangt man zum Palast der
40 Säulen. Diese Säulen sind aus Holz und imposant hoch, sie müssen gute Statiker gehabt haben.
Im Inneren sind alte Teppiche, Wandgemälde, Bücher und andere Gegenstände ausgestellt. Vor allem
die Bücher und die Teppiche haben es uns angetan. Es sind einfach beeindruckende und schöne Stücke.
Hier herrscht auch zum ersten Mal so ein bisschen etwas wie Andrang, allerdings von iranischen
Touristen.
Über eine der Hauptstraßen der Stadt ziehen wir in Richtung Fluss. Die Si-o Se Pol soll laut
Reiseführer eine Brücke mit 33 Bögen sei. Da mir die Rialto Brücke in Venedig gut gefällt, will
ich mir diese hier gerne anschauen. Wir passieren unzählige Bekleidungsgeschäfte, von denen
viele auch Damenmode anbieten. Schöne, teilweise sehr weibliche Kleider, nur wo werden die
getragen? Auch Unter- und Nachtwäsche stehen den Modellen in europäischen Läden in nichts nach.
Iranische Frauen scheinen größtenteils wohl ein Doppelleben führen zu müssen. Wenn schon
Allah nicht durch Betondecken gucken kann, können es die hiesigen Sittenwächter sicherlich
auch nicht. Auch alle anderen (westlichen) Konsumgüter kann man hier kaufen.
Von der Brücke bin ich enttäuscht. Funktional mag sie eine Meisterleistung sein,
optisch finde ich sie nicht toll. Vielleicht wird mein Blick auch durch die „Raben - Prozession“,
die auf der Brücke stattfindet getrübt. Der Anblick dieser „vermummten“ Frauen geht uns nah
und hier treten sie geballt auf. Wir machen, das wir wegkommen. Den Weg zur Pol-e Khadjou
sparen wir uns, obwohl sie noch „schöner“ seien soll.
Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir Ausschau nach einem geeignetem Restaurant für den Abend.
Wir haben uns mit Robert zum Essen verabredet. Wir passieren das Hotel Abbasi, das über ein
sehenswertes Restaurant verfügen soll. Es ist ein sehr großes und teures Hotel und ich habe
Bedenken, ob sie mich hinein lassen. Aber es wird ein netter Abend mit einem ausgezeichneten
Essen zu moderaten Preisen. Der Speisesaal könnte hervorragend für eine Kulisse in einem
„Sissi Film“ herhalten. Allein der Treppenaufgang zur Galerie ist gigantisch. Hier müssen
einmal viele reiche Gäste logiert haben. Heute Abend ist außer unserem Tisch nur noch ein
zweiter der bestimmt 50 Tische besetzt. Entsprechend aufmerksam, aber nicht aufdringlich
ist das Personal.
Später passiert dann noch eine komische Geschichte, die so gar nicht in unser bisheriges Bild
vom Iran und seinen Menschen passt. Robert hat seine Sonnenbrille verloren, Annette und ich
waren Nachmittags an mehreren Optikern mit jeder Menge Sonnenbrillen im Schaufenster vorbei
gekommen. Hier trägt eigentlich niemand eine Sonnenbrille! Robert und ich werden von einem
smarten jungen Mann in Empfang genommen, der sofort erzählt, er hätte in den USA gelebt, es
aber nicht lange ausgehalten. Die Menschen seien so kalt und unfreundlich, da wäre er in den
Iran zurückgekehrt und würde jetzt hier im Laden aushelfen.
Endlich kommen wir zu unserem eigentlichen Anliegen: den Sonnenbrillen. Er zeigt Robert
verschiedene Modelle namhafter Hersteller - ich kenne keinen, Robert scheint sich aber
auszukennen. Nur, an diese teureren Modelle will Robert nicht ran. Irgendwann ist die
Entscheidung für eine Brille gefallen. Das kleine Preisschild, das an einem Faden an der
Brille befestigt ist, weist einen Preis von 150.000 Rial aus. Unsere „Aushilfe“ gibt dem
Chef (?) die Brille, der sich am Computer zu schaffen macht, um die Rechnung zu schreiben.
Die reicht er Robert: 350.000 Rial. Wir gucken uns an, was soll das, der Preis ...,
auf dem Preisschild...!? Es wird erfolglos im Papierkorb gekramt. Dann eröffnet man uns,
da wir so nette..., müssten wir nur ..... . Robert zahlt die 150.000 und wir verlassen
den Laden Kopfschüttelnd.
Die Sache erinnert mich an eine Geschichte in Pakistan, da sollte ein Zimmer bei der
Besichtigung 100 Rps kosten, an der Rezeption aber plötzlich 1000 Rps.
Wir verabschieden uns. Robert will entlang der Irakischen Grenze zum südlichen Übergang
in die Türkei, wir über Tabris zum nördlichen. Am nördlichen passiert man den Ararat und
kann ihn hoffentlich auch sehen, ein langes Wunschziel von mir. Alles Gute und noch viel
Spaß, Robert!
Die Fahrt nach Qazvin verläuft gut. Qom besuchen wir nicht, da die Sehenswürdigkeiten für
Nichtmoslems gesperrt sind, „und sie umrunden um einen Blick hinein zu erhaschen“ wie es
in einer Reisebeschreibung sinngemäß heißt, ist uns dann auch zu blöd. Später passieren wir
Teheran, gewaltig erstreckt sich die Stadt an einer Hügelkette entlang. Es muss in der Stadt
sehr viele sehr große Moscheen geben, wir sehen unzählige Minarette. Wir sind heilfroh nicht
in diesen über 10 Millionen Einwohner zählenden Moloch zu müssen. An der Stadtumgehung fallen
die originellen Handy Reklamen auf. Und wir hatten gedacht dieses Land sei vom Westen isoliert.
Nach Teheran haben wir es noch mit einem übereifrigen Streifenwagen zu tun. Der Fahrer meint uns
klar machen zu müssen, das wir mit dem Motorrad nichts auf der Autobahn zu suchen haben.
Die Mautstationen hatten uns bis dahin immer freundlich durch gewunken, ohne Maut, versteht
sich. Wir „verstecken“ uns auf einem Parkplatz und geben ihm reichlich Vorsprung, dann fahren
wir auf der Autobahn unbehelligt bis Qazvin.
Im Ort suchen wir das Alborz Hotel, das uns die schweizer „Käferfahrer“ Rene und Madeleine
(kennen gelernt in Siam Reaph, Kambodscha) empfohlen hatten. In der Stadt gibt es ein
Einbahnstraßensystem, das uns Nerven und Zeit kostet --- erinnert sich noch jemand an Werner,
der seinen Führerschein bei der Polizei abgibt, um endlich die fehlenden 100 m fahren zu
können??! Außerdem ist der Hotelname nur in arabischer Schrift ausgewiesen..., wir merken uns:
grün mit Blümchen. Der Chef des Alborz Hotels hat auch nicht wirklich die Freundlichkeit
erfunden, dafür hat er eine bewachte Tiefgarage und ein passables Zimmer
(400.000 IRR ohne Frühstück!).
Westliche Touristen scheinen sich nicht allzu oft in diese Stadt zu „verirren“, zumindest
nicht in diese Ecke, da die Suche nach einem Restaurant wieder mit Starren verbunden ist.
An einer großen Kreuzung stehen bestimmt 40 Taxis, alle! wollen uns fahren, nur wir wollen nicht.
Vier Jugendliche quatschen uns blöd von der Seite an. Sie hängen halt gelangweilt auf der Strasse
herum, da sind wir eine gefundene Abwechslung. Bei uns in Deutschland haben es Jugendliche
in den Städten ja schon nicht sonderlich einfach sich draußen „sinnvoll“ zu beschäftigen,
aber hier! Offiziell wird von 12,5 % Arbeitslosigkeit gesprochen, die Zahl dürfte genauso
falsch sein wie bei uns, inoffiziell werden 25 % plus X „gehandelt“. Das trifft vor allem
die Jugendlichen in den Städten – weiterer Sprengstoff in diesem Land.
In den Restaurants gibt es erst um 20°° Uhr etwas zu essen. Wir haben aber jetzt um 18°°
Uhr schon Hunger. Also Selbstversorgung. Ich stelle mich in die Schlange vor einer Bäckerei.
Hier kommen über ein Fließband fast einen Meter im Durchmesser messende super dünne Nams aus
dem Ofen. Die Teile würden auch gut als Tischdecke funktionieren.
Es folgt der Einkauf von Wasser, Käse, Gemüse - irgendwie ist es heute mühsam.
Als wir wieder im Hotel einlaufen, ist es fast 20°° Uhr, das war ein echter Zeitgewinn!
Wieder um ein paar Erfahrungen reicher.
Annette sucht im Fernsehen BBC, findet aber "nur" das ZDF! So schauen wir abends
das „Heute-Journal“ im Iran, ein komisches Gefühl.
Die Landschaft in Richtung Tabriz wird gebirgiger und wir haben heftigen Gegenwind.
Im 4-ten Gang ist bei knapp 70 km/h Schluss! So geht es einige Zeit langsam voran, dann
„spuckt“ die Ente, o.k. linken Benzinhahn auf Reserve. Hilft nichts!? Also auch
den Linken. Auch das geht nur ein paar Kilometer gut. Die Ente steht.
Ich bin zunächst etwas ratlos, dann... klar! Ich wollte ja schon in Pakistan die Zündkerzen
wechseln. Bevor ich die Kerzen wechsele, wird am Spritfilter gewackelt, da bewegt sich was!
Nach dem Kerzenwechsel tut sich nichts! Sch...!
Schwimmerkammer ab, da lacht mich zwar etwas Dreck, aber kein Tropfen Sprit an. O.k. wir haben
36 Liter auf nicht ganz 300 km verbraucht und auf der linken Seite hat sich offensichtlich
das Reserveröhrchen verabschiedet.
Also Reservekanister in die Hand und einen Lkw stoppen. Mit sehr gemischten Gefühlen
lasse ich Annette alleine bei der Ente.
Die Verständigung mit den beiden Truckern ist nicht ganz einfach. Sie haben einen Gaskocher
(!) zwischen sich stehen und ich bekomme Chai und Kekse.
Die Tankstelle besteht aus nur einem Tank mit Pumpe. Vor mir tankt gerade einer der wenigen
privat Pkw, die hier unterwegs sind. Ich „frage“, ob ich auf seine Karte drei Liter Benzin
tanken kann und biete ihm 3 US Dollar. Er nimmt mir den Kanister aus der Hand, macht ihn
randvoll und weigert sich dann Geld von mir zu nehmen. Ich habe keine Chance! Vielen Dank!!
Auf der anderen Straßenseite will mich der erste Truck nicht mitnehmen, beim zweiten klappt es.
Wieder der Gaskocher. Diesmal gibt es keinen Tee, stattdessen werde ich zum „Rauchen“
eingeladen. Der Beifahrer wirft den Kocher an. Holt einen Draht, an dem ein Shitklumpen
klebt und hält ihn in die Flamme. Dann reicht er mir ein Pappröhrchen und fordert mich auf
zu probieren. Das ich dankend ablehne, kann er zunächst überhaupt nicht verstehen. Er und der
Fahrer (!) nehmen ein paar Züge und bieten mir Kekse an. Wir „sprechen“ über Fußball.
Zum Glück ist es nicht so weit und ich bin heilfroh, Annette und die Ente unversehrt wieder
zu sehen. Annette hatte sich hinter der Ente „versteckt“, so dass man(n) sie von der Straße
aus nicht sehen konnte. Die Ente hat offenbar keinen der paar Lkw-Fahrer interessiert.
Nach der „Fütterung“ geht es zunächst problemlos weiter. Kurz vor Tabriz deutet Annette auf
den Seitenwagenboden: Öl, der Filter leckt schon wieder, nicht schlimm, aber es tropft. In
Tabriz finden wir unser angepeiltes Hotel nicht und landen wieder einmal in einer zwar billigen,
aber recht erbärmlichen Absteige, erfreulicherweise mit Tiefgarage. Wir entscheiden, morgen
hier in Tabriz nach einem Ölfilter zu suchen. Wir glauben, dass es hier einfacher ist als in
der Osttürkei. Tabriz ist das iranische Zentrum des Fahrzeugbaus.
Beim Starten der Ente am Morgen bin ich ziemlich angespannt. Hält das Filter! Er hält! Und wir
steuern die erste Werkstatt an, die wir finden. Natürlich steht sofort die gesamte Mannschaft um
uns herum. Unser Problem ist zum Glück ja gut sichtbar, das erspart schwierige Erklärungen. Sie
haben keine Ersatzteile, es wird beraten.
Ein befreundeter Taxifahrer wird „beauftragt“ mit mir ein Ölfilter und Öl zu besorgen.
Ich habe nur ein Problem, wir haben kaum noch Rial, wir wollten ja heute das Land verlassen.
Ich bitte ihn bei einer Bank anzuhalten, aber versteht mich irgendwie nicht. Nach einer
Stunde habe ich zwei iranische Nachbauten des benötigten MAN Filter und vier Liter
gutes Öl. Alles hat der Fahrer bezahlt.
Zurück bei der Werkstatt will ich ihm sein Geld zurück geben, nach langem Drängeln nimmt er es auch,
spricht danach aber kein Wort mehr mit mir. Als er weg ist; erklären mir die Mechaniker, dass
ich ihn gekränkt hätte, wir seien doch Gäste!!
Ich wechsele das Öl und montiere das neue Filter. Startversuch, es sifft schlimmer als vorher!
Einhellige Meinung der Mannschaft: "Das liegt an den schlechten iranischen Nachbauten." Ich
müsse ein europäisches Filter finden! Annette sitzt die ganze Zeit mit Helm (!!!) auf einem
Stuhl am Straßenrand. Ich weiß nicht, für wen von uns die Situation bescheidener ist...
Ein junger Mann bietet mir an, mich zu begleiten. Wir brauchen nur noch einen fahrbaren
Untersatz. Ich möchte mit einem Taxi fahren, das findet er zu teuer. Ein Freund würde kommen.
Warten! Nach etwas mehr als einer Stunde kommt der Freund. Es geht kreuz und quer durch die
Stadt, durch unzählige Läden. Nebenbei entdecke ich das Hotel, das wir gestern nicht gefunden
hatten. Nur ein Filter können wir nicht finden. Etwas außerhalb des „Auto-Viertels“ versuchen
wir es erneut. Der Besitzer kommt nach einigem Suchen mit einem Filter „Made in UK“ wieder:
10 US Dollar!! Er scheint meine Situation zu riechen!?
Nach drei Stunden bin ich wieder bei einer geduldig wartenden Annette. Das Filter ist schnell
montiert, die ganze Mannschaft steht um die Ente herum. Startversuch. Fast gut! Der Chef greift
zum Filter und zieht es ein wenig fester. Ich will protestieren, aber es ist danach dicht.
Was soll ich sagen? Danke!!!
Jetzt wird eine Flasche (!) Benzin geholt und der Chef persönlich „reinigt“ den Seitenwagenboden.
Wir wollen uns irgendwie für ihre Hilfe erkenntlich zeigen, was aber strikt abgelehnt wird.
Im Gegenteil, als wir nach dem Hotel fragen, organisieren sie noch einen Mopedfahrer, der
uns hin bringt. Vor dem Hotel zeigt unser Führer mir noch stolz Bilder seiner
restaurierten CB 750 Four. Im Iran!
Das Hotel hätte jetzt nur noch ein Zimmer für uns frei (?) haben müssen - wir ziehen frustriert
ab. Eigentlich war es genug für heute. Auf der Hauptstraße Amam Ava entdecken wir ein einfaches
Hotel. Nachdem die Frage des Parkplatzes geklärt ist und wir in US Dollar bezahlen können,
interessiert uns der Zimmerzustand nicht mehr so sehr. Djahan Nama-Hotel, 11 US Dollar.
Abends unternehmen wir noch den Versuch Annettes Postkarten in den Briefkasten zu bekommen.
Was leichter gesagt als getan ist. Die Kästen, die wir für Briefkästen gehalten haben, sind
Stromverteiler. Na, da fragen wir doch einfach nach dem Postamt. Postkarten scheinen für die
Iraner, zumindest für die, die wir fragen, keine Selbstverständlichkeit zu sein. Es dauert auf
jeden Fall immer eine Weile bis unser Gegenüber versteht, was wir eigentlich suchen. Dann wer
den wir aber von einer Richtung in die andere geschickt. Ohne Erfolg!
Nach fast einer Stunde sind wir kurz vorm aufgeben. Da ich bis jetzt immer nur Männer gefragt habe,
spricht Annette jetzt eine Frau an. Vielleicht erledigen sie ja diese Dinge. Und siehe da,
die beiden angesprochenen Mädchen bedeuten uns ihnen zu folgen. Nach einer Weile stehen wir
vor einem Haus, ohne Schild oder sonst einem Hinweis darauf, dass hier eine Post sein könnte.
Die Drei verschwinden im Keller. Ein paar Minuten später tauchen sie wieder auf, Annette sieht
zufrieden aus. Wir bedanken uns für ihre Hilfe, alleine hätten wir das nie gefunden!
Zum letzten Mal sehen wir die gut sortierten Läden und den krassen Unterschied zwischen top modisch
gekleideten Männern und immer noch vielen Burka tragenden Frauen. Wir sehen ein kleines Mädchen
mit wunderschönen roten Haaren und denken beide nur, schade in ein paar Jahren darf sie niemand
mehr sehen. Wir bringen unsere letzten Rial „unters Volk“ u.a. für Zigaretten. Hier scheint Allah
nicht so genau hinzuschauen, denn die gab es immer problemlos zu kaufen. Bis zur Grenze darf
jetzt halt nichts mehr passieren.
Beim morgendlichen Startversuch bin ich angespannt wie ein Flitzebogen. Es geht auf kurvigen
Straßen durch hüglige Landschaft und farbig gemaserte Felsformationen Richtung Grenze. Wo es
Wasser gibt, sind Felder angelegt. Auf den kargen Böden „grasen“ Ziegenherden. Nach der
Ortsumgehung von Maku liegt ER vor uns. Der (große) Ararat und sein kleiner Bruder. Nur
die Spitze ist in Wolken gehüllt - deshalb kann man auch leider die Arche nicht sehen. Wir
haben ja viele höhere Berge gesehen, aber ER hat etwas Besonderes, wie er da so alleine aus
der Ebene empor steigt. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, warum sich so viele Mythen um
diesen Berg ranken.
Hier wollte ich immer schon einmal hin:
Nach der Legende ist auf dem
Ararat die Arche Noah "gestrandet"!
Jetzt liegt er und sein "kleiner Bruder" einfach so am "Wegesrand"!!
Der Grenzübergang liegt außerhalb von Bazargan auf einem Hügel. Als wir den Eingang zur Grenzanlage
passieren, geht es in vielen Kurven den Hügel hinauf. Dann sehen wir die riesige Schlange von
wartenden „Transits“ und Lkws. Sollte Robert recht gehabt haben, als er uns erzählte, hier könne
die Ausreise 12 Stunden und länger dauern? Langsam fahren wir an der Schlange vorbei in Richtung
Zollgebäude. Keiner protestiert! Oben gibt es einen großen Platz und wir werden, auf unser Nachfragen,
auf den richtigen Weg geschickt. Drei Stationen und ca. 20 Minuten später ist die Sache auf der
iranischen Seite erledigt.
Wir schieben die Ente auf Platz 7 vor ein großes Tor, dessen Öffnung von der türkischen Seite
gesteuert wird. Wir beobachten „Fußgänger“, die nach einigem Worten das Tor passieren dürfen.
Offensichtlich kennt man sich im kleinen Grenzverkehr. Nach einiger Zeit öffnet sich das Tor und
drei ganze Fahrzeuge werden durch gelassen. Irgendwann bemerken uns die Türken und winken uns nach
vorne. Völlig unnötig, denn die Fahrzeuge, die vor uns warten, werden mit uns durchs Tor gelassen!
Nun beginnt die längste Einreise der gesamten Reise!!