Pakistan Reisebericht
ANKE´s Dreiradententour 2007/08

Pakistan

Pakistan 13.04.2008 – 05.05.2008

Aus Indien kommend: Lahore, Islamabad, Muzaffarabad, Kakaorum Highway (KKH): u.a. Skardu und Gilgit, Passu - der anschließende Pass war leider noch zu...; Besham, Taxila, Sargodha, Multan, Sukkur, Quetta, Dalbandin, Taftan; in den Iran Spontan fahren wir zwei Tage früher als geplant am Sonntag, dem 13. April 2008, über die Grenze nach Pakistan

So einen komfortablen Grenzübergang hatten wir schon lange nicht mehr! Zu unserem Glück waren wir die einzigen sowohl an der indischen Ausreise- als auch an der pakistanischen Einreisestation. Zwar waren beide Abwicklungen sehr umständlich und etliche Posten zu absolvieren, aber alles ging freundlich und geordnet seinen Gang. Immer wieder hatten wir Small-Talk, Tee- und Sitzangebote und sogar Süßigkeiten wurden uns auf beiden Grenzseiten gereicht.

Großzügige und gut eingerichtete Räumlichkeiten erwarten uns auf beiden Seiten, vor allem auf pakistanischer – verwunderlicherweise mit allen Schikanen wie Metalldetektorenrahmen, X-Rays und Duty free Shops. Der Grenzübergang ist nagelneu eingerichtet, wie auf einem europäischen Flugplatz. Hier sind richtig US Dollar geflossen, offensichtlich auch in die Ausbildung des Personals. Wir werden mit Handschlag und „Welcome to Pakistan“ begrüßt. Hatten wir auch noch nie! Die Formalitäten werden super freundlich und professionell erledigt. Alle sehr weitläufigen Räume sind komplett leer, nur mit Personal besetzt. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass es schon Mittag war und die „Massen“ morgens abgefertigt worden waren – wer weiß.

Indische Rupien dürfen nicht ausgeführt werden. Aufgrund der vorgezogenen Ausreise haben wir davon natürlich noch etliche im Portemonnaie. Bei der Ausreise aus Indien hat keiner nach Rupien gefragt, dafür sprach uns in Pakistan sofort ein Moneychanger an. Er hatte eine uns seltsam anmutende enge Beziehung zu den tätigen Grenzoffiziellen: sie begrüßten sich, quatschten, ließen ihn Papiere für sich ablegen, ließen ihn an die offiziellen Unterlagen... Wir haben dankend verzichtet bei ihm zu tauschen, wahrscheinlich wäre es schlicht bequem gewesen, aber wir wollten kein Risiko eingehen. Die „Grenz-Bank“ erwies sich dann leider als zu einem Hotel gehörig und zudem geschlossen. Wir fuhren also ohne Geld nach Pakistan ein. IMG_7166.JPG IMG_7150.JPG Auf der breiten Straße nach Lahore sind wir anfangs fast alleine unterwegs. Ab und zu ein Ochsengespann oder Fahrrad, sehr angenehm. Es geht an vielen kleinen Ansiedlungen und „Ziegeleien“ vorbei Richtung Westen. Die Situation ändert sich schlagartig, als wir in den „Dunstkreis“ der Megastadt Lahore eintauchen. Sie hat offiziell 5,2 Mio. Einwohner, es dürften aber wesentlich mehr sein. Und „Alle“ sind auf der Straße! Wir haben das Gefühl vom Regen in die Traufe geraten zu sein. Es sind knapp 40°C und dann dieses Verkehrschaos. Viel Staub und Abgase, viele Tiere - einige sichtlich an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, viele sehr arme Menschen, ähnlich, doch auch anders als in Indien. Lahore selbst erweist sich in Dreck, Armut und Gewimmel ähnlich wie die indischen Ebene-Städte. Allerdings: es sind noch Frauen im Straßenbild vorhanden. IMG_7152.JPG IMG_7168.JPG Wir passieren das berühmte Fort, verspüren aber nicht die geringste Lust hier anzuhalten. Nur wieder raus aus diesem Hexenkessel. Vor allem die Zweitakt-Rikschas, keine Ahnung mit welchem „Brennstoff“ sie betrieben werden, sind „atem(be)raubend“ und die Augen brennen von ihren Abgaswolken. Da es auch hier keine Hinweisschilder gibt, fahren wir wieder nach „Kompass“ und verfahren uns prompt. Aber auch Lahore hat irgend wann ein Ende und es gibt ja eine Autobahn nach Islamabad.

Da die Autobahn kostenpflichtig ist, wird wohl kaum Verkehr herrschen. Wir hatten gehört, dass sie für Motorräder gesperrt sein soll, aber wir haben ja kein „Motorrad“. Am Kassenhäuschen der Auffahrt sieht man das leider anders. Sehr freundlich aber bestimmt werden wir gebeten umzudrehen. Kein Verhandeln hilft: „wir sind doch keine 100er Honda, wir haben doch drei Räder und sind so breit wie ein Pkw....“ auch unser Angebot mit US Dollar zu bezahlen (wir haben noch gar kein pakistanisches Geld) öffnet die Schranke nicht. Also wieder zurück in den dicken Verkehr auf der Hauptstraße. Sie wird vierspurig ausgebaut und so kommt eine Baustelle nach der anderen, d.h. der gesamte Verkehr geht alle paar km auf die Schotterpiste.

Auf einem Asphaltstück setzt sich ein Polizeiwagen vor uns und drängt uns anzuhalten. Was ist jetzt los? Wir hatten über „gute“ und „schlechte“ Polizisten im Guidebook gelesen, geht jetzt die Abzockerei los? Unsere Befürchtungen sind zum Glück völlig unbegründet, sie wollen uns nur zum Tee vor ihrer Polizeistation einladen und ein wenig plaudern. Sehr nett! Ich bin neugierig und nehme die Einladung an. Annette ist es aber in diesem Moment nicht wirklich recht! Wie gesagt es ist heiß und staubig und die „Party“ findet am Straßenrand in der knallen Sonne statt. Die „Unterhaltung“ ist dann auch schleppend, da unsere Gastgeber kein Englisch sprechen. Mit Annettes Blicken im Nacken beende ich das Ganze nach 10 Minuten, mit dem Hinweis, wir hätten noch einen langen Weg bis Dina.

Der Punjab ist hier flach und langweilig. Die Straßen werden immer besser, die Städte immer mehr Thailand-ähnlich, großzügige Straßen-Anlagen, Mischung aus Thailand und Indien, mit für uns erkennbaren Geschäften, Häusern und Fabriken. Wir passieren viele Städte, Ortsumgehungen gibt es keine, aber wir müssen ja nur geradeaus. Im Gegensatz zu Indien geht das Geradeausfahren hier :-)

In Gujranwala sehen wir im Vorbeifahren einen ATM und ein Hotelschild. Schnell sind wir uns einig, dass es für heute langt. Am ATM bekommen wir mit der Maestro Card Geld. Wie sich später zeigen wird hatten wir damit wieder einmal richtig Glück. Dann folgen wir dem Hotelschild zu einem recht großen und nobel wirkenden Gebäude. Sieht eigentlich zu teuer aus und einen Türsteher haben sie auch. Nach unseren Indien-Erfahrungen probieren wir es trotzdem. Drinnen herrscht eine entspannte Atmosphäre, anders als in Indien, und der Herr an der Rezeption empfängt uns sehr freundlich. Leider sind die Zimmerpreise ab 5000,- Rps. (ca. 50,- Euro) nichts für uns, etwas preiswerteres kann er uns nicht anbieten. Wir müssen ziemlich frustriert ausgesehen haben, denn er kommt uns zur Ente hinterhergelaufen und erklärt uns den Weg zu einem preiswerteren Haus. Sehr nett!! IMG_7170.JPG Das beschriebene Hotel haben wir zwar leider nicht gefunden, aber dafür das New City Hotel. Das Zimmer ist alt, schmuddelig, mit kaputtem Fenster, Hock-Klo, Stockflecken (wie fast immer), unsauber. Dafür wollten sie 1800 Rps. haben, Kai hat sie auf 1200 (ca. 12 Euro) herunter gehandelt, wir waren nur einfach froh im neuen Land – ohne Kenntnis der Preise, etwas für die Nacht gefunden zu haben. Na ja, für eine Nacht wird es gehen. Solche Sachen kann man nur schwer beschreiben, so einen Zimmerzustand muss man in natura gesehen haben, aber wir sind ja mittlerweile einiges gewohnt. Die Ente kommt auf den Parkplatz des Besitzers vor das Haus, wird abgedeckt und „zugeparkt“, damit sie nicht weg geschoben werden kann. Sehr nett und umsichtig! Nachts werden sie und das Hotel von einem mit einem Gewehr bewaffneten Aufpasser bewacht. Ein sehr komisches Gefühl, dass wir hier ständig Menschen mit Waffen sehen.

Später ziehen wir los, wir brauchen Zündkerzen, Motoröl und haben Hunger. Auf der Straße gibt es niemanden, der sich nicht nach uns umdreht. Wir haben Glück, direkt an der Durchgangsstraße liegen einige Läden mit Autoteilen. Im Gegensatz zu Indien scheint es hier (fast) ALLES zu geben, man kann sogar wieder die Ölsorte aussuchen. Wie fast überall in „unseren“ asiatischen Ländern gibt es auch hier keine Preisschilder und ein "Europäer" scheint ein gefundenes Fressen für ein gutes Geschäft zu sein. So wird freundlich aber hart gefeilscht. An einer Tankstelle stimmt der Preis dann auf Anhieb und wir bekommen drei Liter gutes Öl für kleines Geld. Zündkerzen gab's leider keine, die Autos hier fahren Wärmewert 6 (NGK) nicht 7. Dafür konnte Annette noch Obst kaufen. Die Aktion hat insgesamt fast eine Stunde gedauert.

Während unserer Einkaufaktion hatten wir beschlossen, dass wir bei diesem Dreck "eigentlich" lieber kein Risiko mit dem Essen eingehen wollen... Kurz drauf sehen wir einen Kentucky Fried Chicken! In Pakistan! Klimatisiert und mit einer Preistafel! Zu Hause besuchen wir diese Art von Läden nie, aber heute ist es eine Wohltat. Manchmal wollen wir nicht feilschen, sondern einfach nur Ruhe haben. Aber das verstehen wahrscheinlich nur die Leute, die diese Situationen auch durchlebt haben? Schweine-teure Preise, wie wir im Nachhinein feststellen, z.B. ein Stück (kein kompletter) gegarter Maiskolben 60 Rps. Dafür gibt’s in pakistanischen Restaurants eine ganze Schale mixed Vegetables oder Dall Mash oder sechs bis zehn Chapatis. Zwei Eiskugeln (köstlich) für 100 Rps., dafür gibt’s fünf bis zehn leckere Pastries in den pakistanischen Bakeries! IMG_7250.JPG IMG_7251.JPG IMG_7253.JPG IMG_7270.JPG IMG_7272.JPG IMG_7278.JPG Was uns auffällt ist die Höflichkeit und die Freundlichkeit der Menschen, aber auch, das nur wenige Frauen auf der Straße sind. Wir werden lernen, dass es hier noch viele waren. Der Pastriesverkäufer im Laden neben unserem Hotel war einfach zauberhaft charmant und seine Pastries göttlich (Baba. Aber dieser Ort war für mich/Annette als Frau auch Spiesrutenlaufen. Jeder männliche Pakistani – und Frauen sieht man wirklich selten – gafft! Manche gaffen sogar so, dass ihnen komplett das Gesicht entgleist. Dabei bin ich weder jung noch schön noch provozierend angezogen – immer langärmlig und weit flatternd.

Abends im Hotel klopft es an unsere Tür. Der Hotelbesitzer und ein Mann, der sich als Polizist vorstellt, stehen vor der Tür. Er trägt keine Uniform. Er fragt nach unseren Namen und ob wir verheiratet seien. Schon merkwürdig, aber alles in sehr höflichem Ton.

Fünf Minuten später steht er wieder vor der Tür, wir sind zunehmend irritiert und lassen uns diesmal zunächst seinen Dienstausweis zeigen. Ist natürlich Show, denn lesen können wir das Ding ja sowieso nicht. Er zeigt uns seinen Ausweis und wir tun so als ob wir zufrieden seien. Diesmal will er unsere Pässe sehen und versucht die Passnummern aufzuschreiben. Scheinbar hatte er noch nie einen deutschen Pass in den Händen. Ich helfe ihm und er zieht ohne Erklärung ab. Komische Geschichte! Von Diane und Haydn, den Australiern, wissen wir mittlerweile, dass sie im Süden mit Polizeieskorte unterwegs waren. Fängt bei uns der Quatsch etwa schon hier an? Am nächsten Morgen steht dann aber zum Glück nur „unser“ Wachmann vor dem Hotel und kein Polizeifahrzeug.

Da wir noch relativ nah an der indischen Grenze sind, versuchen wir am nächsten Morgen unsere indischen Rupien einzutauschen und gleichzeitig Traveller Cheques zu wechseln. Der Money Changer an der Grenze hatte uns überhaupt nicht gefallen, außerdem dürfen keine Rupien ausgeführt werden. Man weiß ja nie! In der Bank sind wir wieder DIE „Attraktion“, nur tauschen sie unser Geld bzw. die Cheques nicht um. Wir waren in bestimmt zehn Banken, immer wieder bewaffnete Wächter, die Leibes- und Taschenvisitation machten (bei Annette verzichteten fast alle, aber nur fast...). Eine Bank hatte sogar ein großes Reklameschild im Verkaufsraum zur Ausstellung von American Express Traveller Cheques, wollte aber ebenfalls keine eintauschen... O.k., wir haben diese Aktion also zunächst auf Islamabad verschoben. IMG_7228.JPG IMG_7285.JPG IMG_7289.JPG Die Landschaft wird in Richtung Islamabad hügliger und hat sogar wieder ein paar Kurven, auch die Baustellen haben ein Ende. Auch Hinweisschilder tauchen wieder auf, hatten wir schon lange nicht mehr!
Islamabad ist eine saubere, moderne Stadt, nichts vom üblichen südwestasiatischen Chaos. Eine Wohltat. IMG_8052.JPG Ich will auf den Campground, aber Annette gewinnt, da das Wetter durchwachsen ist. Sie findet ein kleines Hotel direkt am Bazar gegenüber dem Campground. Nein, die Wahrheit ist, der Besitzer findet UNS, er kommt direkt auf uns zu, als er uns in der Nähe seines Hotels sichtet und wirbt uns mit viel Charme an. Guter Kompromiss!

- New Islamabad Hotel, Zimmer für 1900,- Rps. - sollte ursprünglich 2500,- kosten. -
Es beginnen ein paar ruhige und erholsame Tage in einer Großstadt! Wir ziehen über den Bazar, es gibt wirklich Alles, nur jeder starrt uns an. Zum Glück gucken sie nur, attackieren uns aber nicht. Nachmittags gibt es ein Gewitter, binnen weniger Minuten stehen die Straßen unter Wasser. Kanal gibt es keinen. Wie sieht das wohl in der Regenzeit im Juli und August aus?

Da ich seit einigen Tagen „richtige“ Rückenschmerzen habe und nur sehr schlecht sitzen kann, bleibe ich abends vor der „Tür“ des Internetcafes. Ich höre die Geräusche wie bei einer Sportübertragung. Da wir seit Nepal sehr häufig an Cricket spielenden Menschen vorbei gekommen sind, ich das Spiel aber nicht verstehe, gehe ich neugierig um die Ecke. Vielleicht habe ich ja Glück und verstehe es, wenn ich länger zuschaue. Um die Ecke sitzt ein ca. 20-Jähriger vor einem TFT-Bildschirm und „spielt“ Cricket. Ich schaue ihm zu. Nach ein Paar Minuten kommt Kundschaft, denn der Computer ist die Geschäftsgrundlage des jungen Mannes.
Der Kunde gibt ihm sein Handy und er nimmt die Speicherkarte heraus und setzt sie in einen USB-Adapter, den er am Computer anschließt. Der Bildschirm ist jetzt voller Dateiordner. Die beiden verhandeln kurz. Dann wandern einige der Dateien auf die Speicherkarte. Als der Kunde sein Handy danach wieder einschaltet und auf den Bildschirm schaut macht er ein sehr zufriedenes Gesicht. Ich verstehe nur Bahnhof. Dann wechselt Geld den Besitzer und der Kunde geht offensichtlich hoch zufrieden seines Weges. IMG_7194.JPG Erklärung seitens des Besitzers: Er sei „Software Manager“ für Handys. Im Klartext: Er zieht Aktfotos und Pornos aus dem Netz und verkauft sie. Klar, dass hier Handys mit großem Display der Hit sind. Gerade als er mir anbietet doch ein Filmchen zu schauen, kommt der nächste Kunde. Das Geschäft läuft gut, erklärt er mir später, er habe in der Stadt noch zwei „Filialen“. Später lernen wir, dass die Auffassung: “Allah könne nicht durch Betondecken schauen“ weit verbreitet ist. Ihre Frauen schließen sie weg, aber selber... . Als auch der zweite Kunde „befriedigt“ ist, unterhalten wir uns.

"Woher kommst Du?"," Beruf?", "Verheiratet?", "Kinder?", Deutschland sei ein gutes Land, in dem man einfach Geld verdienen könne – nicht wie hier. Woher er das wisse? "Man hört es und auch aus dem Fernsehen." Dann fragt er mich ob ich an Gott glaube, ich bin über die Frage erstaunt. Als ich verneine, ist er schon fast ein bisschen entsetzt und versucht mich zu überzeugen, dass doch alles Gottes Wille sei. „Gott sei Dank“ kommt in dem Moment Annette um die Ecke und wir beenden die Unterhaltung. Wieder draußen, sehe ich das Phänomen der raren Frauen auf den Straßen mit noch kritischeren Augen. Scheinheilige Männerwelt.

Auf dem Rückweg zum Hotel finden wir eine Bäckerei mit einem herrlichen Angebot an Kuchen, Keksen, Brot und Käse. Wie haben mir die Kekse zu meinem Frühstückskaffee gefehlt und das letzte Käsebrot ist auch schon eine ganze Weile her. Es wird ein leckerer Abend, ergänzt mit vegetarischen "Burgern" vom Straßengrill.

Am nächsten Morgen ist wieder ein wenig Arbeit angesagt. Nachdem wir an acht (!!) Geldautomaten vergeblich versucht haben Geld zu ziehen, wollen wir Traveller Schecks umtauschen. Laut Internet und unserem Guidebook soll es in Islamabad einen American Express Travel Service geben. Da das Büro in der Stadt liegt, ist die Taxifahrt gleichzeitig eine nette Sightseeingtour. Sie wird länger als geplant.

An der angegebenen Adresse gibt es zwar eine Bank, die nimmt aber seit Februar keine Schecks mehr. Man nennt uns die Adresse einer anderen Bank, die schickt uns zu einer ihrer Filialen, die schicken uns zur Citibank, wo wir eine hier lebende Engländerin treffen. Sie warnt uns ausdrücklich vor der Benutzung von pakistanischen ATMs, da diese schon mal das Geld vom Konto holen aber nicht auszahlen. Nur die Citibank sei sicher. Im Citibank-Haus treffen wir auf einen sehr hilfsbereiten Mitarbeiter. Er kann die Schecks zwar auch nicht einlösen, kennt aber eine private Wechselstube, die uns weiterhelfen kann. Vorsichtshalber ruft er sogar für uns dort an um nachzufragen. Es geht dort professionell zu, der Kurs ist o.k. Geht doch! (Ich habe leider die Quittung mit der Adresse verschlampt.)

Am Nachmittag gehen wir auf den Campground, vielleicht ist ja jemand da, der gerade aus dem Iran gekommen ist. Der Platz ist gut bewacht. Ein toller französischer Iveco eines älteren Paares „Nie mehr India“, ein junges französisches Paar mit einem „Schrott“ Wohnmobil, ein Deutscher mit einem 207-er Mercedes und zwei spanische Radfahrer (haben wir leider nicht persönlich getroffen) „bevölkern“ den Platz. Alle warten sie hier auf ihr Iran Visum, dessen Ausstellung zwei Wochen dauert. Aber man bekommt es! Die Lkw-Besatzung hat ähnliche Erfahrungen wie wir in Indien gemacht und genießt jetzt ebenfalls die pakistanische Freundlichkeit und Ruhe. Sie wollen zurück nach Frankreich, nach ihren Häusern schauen, ein paar Reparaturen am Fahrzeug machen und dann nach Afrika. Good luck and save travel !!

Das “Schrott” Wohnmobil hatten deutsche Urlauber (die deutschen Nummernschilder sind noch dran) auf einem südfranzösischen Campingplatz stehen lassen, angeblich, weil es nicht mehr fahrbereit sei. Die beiden Franzosen haben das Öl gewechselt und sind die Seidenstraße bis Kirgisien gefahren, von dort für 1000,- € durch West China (so was geht also, aha...) und dann den Kakaorum Highway (KKH) nach Islamabad. Jetzt müssen die vorderen Traggelenke gewechselt werden. Die beiden treffen wir ja vielleicht auf der Rückfahrt wieder...
Die erhofften Iran-Infos erhalten wir zwar leider nicht, aber es macht großen Spaß wieder einmal mit anderen Reisenden zu sprechen.

Auch wenn es nicht so aussieht, versuchen wir, auf unser Fahrzeuggewicht zu achten und so werden regelmäßig überflüssige Dinge nach Hause geschickt. Also ziehen wir, bepackt mit Reiseführern und Landkarte, zur Hauptpost. Paket-Kartons hatten bisher immer dort bekommen.

Die Post stellt sich als eine riesige Halle mit bestimmt 30 Schaltern heraus und wird wie alle wichtigen Gebäude von stark bewaffneter Polizei bewacht. Nach etlicher Fragerei landen wir dann auch am richtigen Schalter. Formulare wechseln die Schalterseiten. Irgendwann bemerkt unser "offizielles" Gegenüber, dass wir ja gar kein Paket haben. Wir werden zu jemanden geschickt, der unsere Sachen „verpacken“ soll.
Der überlegt kurz, bedeutet uns dann zu warten und verschwindet durch eine Tür in hinteren Bereichen. Zurück kommt er mit weißem Betttuchstoff, Nadel und Faden. Schon richtig gelesen! Wir protestieren freundlich, aber bestimmt und versuchen zu erklären.... .Er verschwindet und kommt nach einer Weile mit einem leeren Fotokopierpapier-Karton wieder. Klasse! Wir haben noch Klebeband aus Thailand und so „bauen“ wir ein richtiges Paket --- denken wir. Als wir fertig sind nimmt er es uns aus der Hand und näht es sehr sorgfältig in den Stoffbezug ein. Wat mut dat mut! IMG_9414.JPG Mit unserem „Nähzeug“ gehen wir zurück zum „Paketschalter“. Man ist zufrieden, jetzt braucht man nur noch eine Kopie unserer Pässe und der Visa. Wozu auch immer? Also ziehe ich los, einen Kopieshop suchen. Da die Herren vor mir am Kopierer auch ihre Ausweise kopieren, lasse ich jeweils zehn Kopien machen. Wer weiß, wer hier noch welche haben will?

Mein Rücken tut wieder ziemlich weh und ich gehe ziemlich schief durch die Gegend. Neben dem Kopieshop habe ich einen Buchladen gesehen, hier wollen wir versuchen eine Straßenkarte von Pakistan zu bekommen. Der Besitzer, ein Herr um die siebzig, bietet uns Chai an. Als ich die Aufforderung mich zu setzen mit der Begründung ablehne, nur unter Schmerzen auf einem Stuhl sitzen zu können, versucht er mich zu „heilen“. Ich soll mich mit dem Rücken zu ihm stellen, er „legt“ mir die Hand auf die rechte Schulter, ohne sie jedoch zu berühren, und murmelt wahrscheinlich ein Gebet. Es hilft natürlich nichts, aber der gute Wille zählt. Als er hört, dass wir auch in den Iran wollen, rät er mir dringend dort einen „Geistlichen“ aufzusuchen. Werde ich bestimmt nicht...
Mit einer Landkarte kann er uns leider nicht weiterhelfen. In Rawalpindi gäbe es einen Laden, der solche Dinge hätte. In Islamabad würden wir so etwas mit Sicherheit nicht finden. Schon komisch!

Auf dem Rückweg besuchen wir ein großes Hotel, hier soll es einen Shop mit Ansichtskarten geben. Wie schon die Post ist hier alles streng bewacht. Offensichtlich hat man ziemliche Angst, dabei ist die Atmosphäre nach unserem Gefühl sehr friedlich. Postkarten gibt es und andere nützliche Dinge, wie eine Puppenküche oder Plastikautos. Was steigen hier für Leute ab? Es war übrigens dieses Hotel, auf dass einige Wochen später ein Anschlag verübt wurde...

Am Nachmittag gehen wir noch einmal zum Campground und wundern uns über die starke Polizeipräsenz. Der Grund steht ca. 100 m von hier entfernt im Sportstadion: Die olympische Fackel. Deshalb ist auch die Zufahrtsstraße gesperrt. In unseren ersten Tagen in Pakistan sehen wir mehr Gewehre / MP und Pistolen als auf der ganzen bisherigen Reise. Wir kommen da schon ins Grübeln. Was uns die Franzosen über den Streckenzustand auf dem KKH erzählen, hört sich erst einmal nicht so toll an, leider vergesse ich nach dem Schnee zu fragen. Sie sind die Strecke mit ihrem WoMo gefahren, da sollten wir keine Schwierigkeiten haben. Nur, in welcher Form ist das gestrige Gewitter in den Höhen herunter gekommen? Wir werden es sehen!

Als wir am nächsten Tag Islamabad verlassen wollen, versucht uns der Hotelbesitzer umzustimmen. Er bietet uns das Zimmer für den halben Preis an. Ihm scheint es trotz aller anders lautender Beteuerungen auch nicht so besonders gut zu gehen. Doch wir wollen weiter, er hat keine Chance. IMG_8438.JPG IMG_8439.JPG Wir fahren parallel zum KKH Richtung Norden. Es wird langsam bergig und geht langsam voran auf der recht schmalen Straße. In Muzaffarabad biegen wir dann in Richtung KKH ab. Mittags werden wir an einer Polizeisperre gestoppt. Das Spiel mit den großen Büchern kennen wir ja schon aus Russland. Hier werden das Datum, die Personalien, Fahrzeugdaten und der Ausgangs- und Zielort sowie die Uhrzeit eingetragen. Aber von den Touristen selbst, d.h. hier kann keiner lesen was da steht, aber sie wollen es halt so.

Heute ist es offensichtlich nicht mit dem Buch getan. Sie wollen uns nicht weiterfahren lassen. Sie fragen im Hauptquartier nach, weil wir kein Permit haben. Wir stehen neben einer Werkstatt und die Mechaniker haben Annette einen Stuhl gebracht, nur leider keinen Schatten. Es vergeht eine Weile, dann teilen sie uns mit, dass wir Begleitschutz bekommen, ich solle auf die andere Straßenseite fahren und warten. Der Begleitschutz kommt in Form eines Mannes, den wir auf der Ente mitnehmen sollen. Nein, wirklich nicht! Es geht hin und her! Die pakistanischen Polizisten sprechen fast ausnahmslos kein Wort Englisch. Sie bedeuten uns zu warten bis ein Fahrzeug kommt, das ihren Mann mitnimmt. Irgendwann dann erlauben sie uns doch zu fahren... Wo ihr Begleitschutz abgeblieben ist, wissen wir nicht. Uns soll es egal sein!

Bisher sind wir einem Tal gefolgt, jetzt müssen wir eine Bergkette überqueren. Die Straße ist schlecht, schmal und extrem kurvig. Die Aussicht entschädigt, trotzdem ist es anstrengend. In Mansahra verfransen wir uns total, kurven fast eine Stunde in der Stadt umher bis wir endlich auf dem KKH sind. Nach Batgram sind es noch 60 km. Zum Glück ist die Straße im unteren Teil des KKH in einem passablen Zustand.

Es dämmert schon als wir endlich am angepeilten Hotel am Stadtrand ankommen. Hier zeigt man uns absolutes Desinteresse, entweder wollen oder können sie uns kein Zimmer geben. Klasse! Entnervt ziehen wir weiter. Mitten in der Stadt, im dicksten Gewimmel, finden wir das Thai Hotel. Wir verursachen wieder einmal einen Menschenauflauf. Ich komme kaum bis ins Hotel um nach einem Zimmer zu fragen. Solche Sätze schreiben und lesen sich schnell und einfach, aber nach einem langen Tag ist eine solche Wirklichkeit manchmal alles andere als spaßig.
Präsentiert wird uns ein großes "Luxus"-Zimmer für drei Personen für 2500,- pakistanische Rupien, genommen haben wir ein kleines bescheidenes für 600,- Rps. Die Ente darf im Hof nächtigen, zwar offen, aber wenigstens "um die Ecke". Abends im Restaurant bekommen wir ein ausgezeichnetes Essen, die Bedienung ist die Aufmerksamkeit in Person. Um uns herum nur Männer, eine komische Stimmung. IMG_7292.JPG Für die nächsten Tage wird der Indus unser ständiger Begleiter. Die Straßenverhältnisse bis Chilas sind fürchterlich, dafür wird die Landschaft immer spektakulärer. Heute Morgen passieren wir die „Swinging Bridge“, was hatte ich davor für eine Angst! Ich hatte alle Reiseberichte immer so verstanden, dass man auf dem KKH mehrere dieser Hängebrücken passieren muss und ich bin doch nicht schwindelfrei. Für Leidensgenossen: Man fährt an unzähligen dieser Brücken vorbei, muss aber nicht eine überqueren. Wo es keine Brücken gibt werden „Seilbahnen“ eingesetzt, die ich nicht für Geld benutzen würde... br/>
Die Abstände zwischen den Orten werden jetzt größer und die Anzahl der Tankstellen entsprechend kleiner. Es empfiehlt sich immer zu tanken, es ist uns zweimal passiert, dass es nur Diesel, kein Benzin gab. Es herrscht halt wenig Verkehr und dann meist Lkws. Der Individualverkehr beschränkt sich fast nur auf „Hondas“ oder Taxis.

In einem Dorf stehen am Ortsausgang Kinder an der Straße. Zwei deuten an, mit Steinschleuder auf uns schießen zu wollen, grinsen aber danach. Ein weiterer Junge deutet mit einem Kuli an auf uns zu schießen und wiederholt die Geste, als ich irritiert reagiere. Ein Junge schneidet eine Grimasse und auf meinen fragenden Ausdruck hin, macht er es noch einmal, grinst danach. Kleine Kinder, einer greift Erde und Steine und schmeißt nach uns, ich höre Aufschlag, Kai bekommt den Dreck ins Gesicht. Er bremst scharf, dreht und fährt nah an den Übeltäter heran. Dieser bekommt jetzt Panik, angstverzerrt schreiend rennt er weg, die Böschung runter, versteckt sich hinter einem Baum, lugt hervor. Kai schimpft ihn auf deutsch scharf aus. Ich drohe ebenfalls und schüttele den Kopf.

Die anderen Kinder sind neugierig herbei gekommen. Ich nicke ihnen zu, lächele, winke, um klar zu machen, dass wir nicht grundsätzlich die Bösen sind, sondern ihrem Kollegen nur klar machen wollen, dass solches Verhalten nicht o.k. ist. Die Kinder sind neugierig, bleiben locker, lächeln sogar. Auch unser Übeltäter lugt. Ein Wagen hält, Kai erklärt, dass der junge Mann uns mit Steinen beworfen hat und dass das nicht funny sei. Sie nicken. Wir drohen dem Jungen nochmal mit dem Finger, verabschieden uns dann winkend. Alles o.k.

Kinder, die sich so verhalten, haben ihren Grund, sei er im Touristenverhalten, in der Einstellung der Eltern und/oder in der Generalisierung vorher gelernter Verhaltensweisen zu suchen. Die Erwachsenen hier verhalten sich durchweg positiv, offen oder zumindest neutral uns gegenüber. Bisher war kein offen gezeigtes ablehnendes Verhalten zu spüren. Aber Erwachsene hier werfen ebenfalls mit Steinen und zwar nach Tieren oder sie zielen neben sie, um sie zur Richtungsänderung zu bewegen. Vielleicht ist es also „nur“ eine Art Kontaktaufnahme mit den Fremden, die vorüber fahren, denn oft haben wir bemerkt, dass Erwachsene und Kinder unsere Aufmerksamkeit erregen und uns zum Halten bewegen wollen. Von anderen Reisenden hatten wir schon vom Steinewerfen gehört. Zusammenfassend können wir (bisher) trotzdem nur sehr positiv von den Menschen – auch Kindern hier sprechen – durchweg sind sie freundlich, hilfsbereit, offen. Wir werten das Werfen der Steine nicht als negativ motiviert.

Mit jedem Kilometer gewinnen wir an Höhe. Vor Chilas wird die Strecke wieder wirklich „unkomisch“. Der Ort selbst begeistert uns auch nicht wirklich. Wieder reine Männergesellschaft, deshalb ist das Restaurant des Hotels "Panorama" (500,- Rps.) für uns geschlossen, man(n) feiert. Die Zimmer gehen von einem außen liegenden „Gang“ ab. Ein “Gast“ lässt demonstrativ die Zugangstür vor uns ins Schloss fallen. Offensichtlich sind westliche Touristen nicht bei jedem beliebt. Die Reden, die gehalten werden, verstehen wir nicht. Zum Glück tagen die Herren nicht die ganze Nacht! IMG_8437.JPG IMG_8433.JPG IMG_8088.JPG IMG_8089.JPG IMG_8092.JPG IMG_8112.JPG IMG_8107.JPG IMG_8134.JPG IMG_8101.JPG Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen, wir wollen nach Skardu, ca. 170 km östlich vom KKH gelegen. Doch aus der frühen Abfahrt wird nichts. Der Parkplatz ist eigentlich groß genug, trotzdem hat man es geschafft die Ente so zuzuparken, dass wir nicht wegkommen. Es dauert lange bis man sich bequemt das Auto weg zu fahren, es herrscht eine merkwürdige Stimmung. IMG_7418.JPG Die Straße ist bis zum Abzweig nach Osten in einem guten Zustand. Wir sichten zum ersten Mal das Nanga Parbat Massiv (8125 m). Bevor es weitergeht, müssen wir den Indus auf einer einspurigen Brücke überqueren. Auf der anderen Flussseite wartet wieder eine „Bücherwurm“ Station. Da wir warten müssen, bis die drei Lkws von der anderen Seite die Brücke passiert haben, macht Annette Fotos, auch von der Brücke. Ein Fehler!

Auf der anderen Seite angekommen macht der „Bücherwurm“ richtig Zucht und gibt erst Ruhe als Annette die Bilder vor seinen Augen löscht. Dann ist er wieder umgänglich und warnt uns vor der Strecke. Die sei gefährlich und wir sollen auf die Lkws aufpassen. Mit der „Straße“ hat er recht, aber die Landschaft ist grandios. Schade, dass ich fahren muss, da bleibt nicht sehr viel Zeit zum Schauen, die „Straße“ erfordert meist die gesamte Konzentration. IMG_8163.JPG Erst geht es durch ein relativ breites Tal, das der Indus aus dem Gebirge gefressen hat. Wenn der Fluss nicht wäre, könnte es zeitweilig das Hoggar Gebirge in der Zentralsahara sein. Mondlandschaft und Sanddünen im Hochgebirge! Bei Sassi knickt der Fluss dann fast rechtwinklig nach Süden, um ab Shengus wieder in südöstliche Richtung zu fließen. Das Tal wird hier enger. Zu beiden Seiten ragen die Berge in den Himmel. Die Aussicht auf den Nanga Parbat ist von dieser Seite noch grandioser und Schilder weisen auf die Aussicht auf den „Killer“ hin.

Auf der anderen Seite des Flusses kleben vereinzelt Dörfer am Berg oder auf den Bergvorsprüngen. Ihr „Draht zur Welt“ besteht meist nur aus einem über den Fluss gespannten Drahtseil mit einem Korb zur Lasten und Personenbeförderung. Ein Leben unter extremen Bedingungen, aber sie bleiben und trotzen dem bisschen Boden offensichtlich genug zum Leben ab. IMG_7510.JPG Die Strecke verläuft am nördlichen Ufer des Indus immer einspurig, manchmal in den blanken Fels gehauen. Es gibt nur wenige Ausweichstellen an denen überholt werden kann. Die Lkw Fahrer „feiern“ uns meist sogar ein wenig und lassen uns rücksichtsvoll passieren.
Ein richtiges Ärgernis dagegen - noch dazu ein gefährliches - sind die Sammeltaxis auf der Strecke. Die „Jungs“ fahren, als würde ihnen der Teufel im Nacken sitzen - ohne Rücksicht auf ihr (?) Material oder andere Verkehrsteilnehmer.

Bei Kachura wechselt die Strecke wieder das Flussufer, das Tal öffnet sich wie der Vorhang im Theater und die Straße wird schlagartig besser. Vor uns türmen sich weit entfernt der K2 (8611 m), Broad Peak (8047 m), Gasherbrum II (8034 m) und der Gasherbrum I (8068 m) auf. Was für ein Anblick, davor das weite Tal des Indus mit seinen Sandbänken.

Was hier aber bei aller landschaftlichen Schönheit nicht übersehen kann, ist die massive Militärpräsenz! Wir passieren einen Luftwaffenstützpunkt. „Die unerschrockenen Fünf“ nennen sie sich selber auf großen Schildern und dass sie bereit sind zu sterben, damit ihr (die Pakistani) ein besseres Leben habt! Ohne Worte! Der Kaschmirkonflikt ist hier hautnah spürbar.
Es gibt hier doch außer hohen Bergen, schöner Landschaft und schwierigen Lebensbedingungen nichts zu gewinnen! Was soll also der Quatsch?? Sch... Nationalismus! Kostet viel Geld, was an anderen Stellen fehlt, bindet ManPower und bringt in den meisten Fällen nichts! IMG_8222.JPG Skardu wirkt zunächst wie ein großes Straßendorf. Ein Laden nach dem anderen reiht sich zusammen mit einigen Hotels, Werkstätten und Trekkingagenturen entlang der Straße auf. Wir werden von einem Autofahrer gestoppt, der versucht, uns in ein bestimmtes Hotel zu lotsen. Aber Annette weiß genau, wo sie hin will, wir müssen "unser" Guesthouse nur noch finden. Hinter einer Baustelle entdecken wir das Hinweisschild zur Hunza Tourist Lodge (550,- Rps.). Die Besitzer scheinen allerdings eher überrascht, dass um diese Jahreszeit schon Gäste auftauchen... IMG_8183.JPG Das Badezimmer ist so groß, dass es von Annette gleich zur Vorratskammer umfunktioniert wird. Als wir zum Einkauf noch einmal losfahren ist die Freundlichkeit kaum zu toppen. Hier scheint man Gäste zu schätzen! Die „Verhandlung“ um das Abendessen gestalten sich trotzdem etwas schwierig. Englisch ist nicht! Aber mit etwas Geduld auf beiden Seiten und nach zunächst vergeblichen Versuchen, den „Koch“ ausfindig zu machen, steht unser Essen irgendwann bei uns im Zimmer auf dem „Tisch“. Wir sind wahrscheinlich die ersten Gäste des Jahres und die „Küche“ war noch nicht vorbereitet! IMG_7524.JPG IMG_8180.JPG Am nächsten Morgen ist das Wetter klasse, leider liegen die 8000 Tausender in Wolken - grrr, das kennen wir irgendwie aus Nepal.
Da der erste Satz Zündkerzen ca. 28000 km problemlos gearbeitet hat, habe ich in Thailand nur einen Reservesatz „gebunkert“. Doch die Spritqualität in Indien und auch hier in Pakistan lässt bei mir Befürchtungen aufkommen. So starten wir den “Stadtrundgang“ mit einer Zündkerzenralley. Wir wandern die Straße entlang und ich frage in jedem „Autoteileladen“ nach NGK BP7ES Kerzen. Irgendwann, man(n) glaubt es kaum, werde ich fündig. In einer Ecke des Regals liegen völlig verwaist die gesuchten Zündkerzen, für umgerechnet 1 € das Paar!! Die unteren (Doppelzündung) Hs Typen lassen sich leider nicht auftreiben. Ich bin trotzdem sehr zufrieden und wir schlendern weiter durch die „Stadt“, die eigentlich nicht viel zu bieten hat.

Wir schauen einem Schuster bei seiner Arbeit zu (gibt es so etwas bei uns noch?) und finden in einer „Nebenstraße“ die wirklichen Geschäfte der Stadt. In Bretterbuden werden Reis und Gewürze angeboten, dass, was der Pakistani zum täglichen Leben braucht. Die „Hauptstraße“ scheint eher für die später im Jahr hier einfallenden Touristen zu sein. Aber so viele können das doch eigentlich nicht sein!?
Die Trekkingagenturen, genau wie die Ausrüstungsläden, sind im Moment noch geschlossen. Wir decken uns mit allem Notwendigen ein und gehen nach etwa 2,5 Stunden etwas verstört wieder nach „Hause“. Wir haben sage und schreibe eine ganze Frau, verschleiert in einem Auto sitzend, gesehen. Kann sich jemand ein komplettes „Stadtbild“ ohne Frauen vorstellen?

Meine Beute, sprich die Zündkerzen, wandern ohne Wechsel in die Ersatzteilkiste. Ich sitze im Garten in der Sonne, während Annette im kühlen Zimmer bleibt und liest. Abends kommt unser Essen pünktlich auf die Minute auf unser Zimmer! Der Stadtrundgang beschäftigt uns beide, fremde Welt! IMG_8181.JPG klein_7446.JPG IMG_8184.JPG Einen Tag später nehmen wir den Rückweg zum KKH in Angriff. Komischerweise fahren sich diese „Einbahnstraßen“ auf dem Rückweg immer etwas einfacher. Vielleicht weil man(n) weiß, dass es außer dem normalen Wahnsinn nichts wirklich Gravierendes unterwegs gibt?
Vor Gilgit ist das Polizei- und Militäraufgebot wieder sehr massiv, wir passieren zwei Sperren kurz hintereinander mit der immer gleichen Prozedur. In Pakistan haben sie die merkwürdige Angewohnheit die Bestimmung von Bauplätzen durch große Schilder kenntlich zu machen. Auf dem Weg in die Stadt passieren wir so den Bauplatz der Schule und des Krankenhauses, nur die neue Kaserne ist schon fast fertig gestellt. Die Prioritäten sind eindeutig! IMG_8191.JPG IMG_8210.JPG IMG_8249.JPG IMG_8254.JPG IMG_8277.JPG IMG_7591.JPG IMG_7728.JPG In der Stadt selbst wieder massives Militäraufgebot und eine Polizeikontrolle, als ich vor einem Laden auf Annette warte. Die Zimmersuche ist mühsam. Im ersten Hotel liegt der Preis für das Gebotene jenseits von Gut und Böse. Im zweiten Hotel zeigt man uns ein Zimmer, das jeder Beschreibung trotzt. Alls wir darauf drängen ein sauberes Zimmer zu bekommen wird es nur unwesentlich besser. Das dritte Haus ist uns schon von außen unsympathisch!

Zum Glück erinnere ich mich, dass die „Hildener“ etwas von einem Guesthouse geschrieben haben. Nach etwas Sucherei stehen wir vor einem Eisentor in einer Nebenstraße. Madina's Hotel & Guesthouse entpuppt sich wirklich als Oase in einer eher „unwirklichen“ Stadt, sie haben nicht umsonst geschwärmt. Einfach, aber super sauber und mit „perfektem“ Personal. Die Zimmer liegen an einem Garten mit herrlichen Blumen. Hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, wie man einen Aufenthalt angenehm gestalten kann. Trotz der „Vorsaison“ ist das Haus schon gut besucht. IMG_7752.JPG IMG_8429.JPG Wir treffen Daniel, einen jungen polnischen Reisenden, der seit vier Wochen mit dem Rucksack in Pakistan unterwegs ist und leider in drei Tagen wieder nach Hause muss. Er erzählt uns von seinem Besuch in Peshawar und einer Waffenfabrik in Dara, den er für 100 US Dollar organisiert hat.
In Peshawar sind die Häuser teilweise im obersten Stockwerk durch Brücken verbunden. Da die meisten Frauen nicht alleine das Haus verlassen dürfen, benutzen sie diese Brücken, um auf den Dächern der Stadt „spazieren“ zu gehen!!
In Dara wird so ziemlich alles nachgebaut, was einen Waffennarren interessiert und zwar meist von Kindern. Dass Waffen in diesem Land eine große Rolle spielen, hatten wir schon oft gesehen. Selbst automatische Waffen kann man problemlos im Laden kaufen, hier „oben“ sind selbst viele „Zivilisten“ mit einem Gewehr bewaffnet.
Die Polizei von Gilgit steht in dem Ruf allzu oft auch private Streitigkeiten mit der Waffe zu regeln. Im Moment sitzen wir aber zum Glück hinter den zwei Meter hohen Mauern des Madina's, ein friedlicher Platz.

Abends unterhalten wir uns mit dem Chef, der ausgezeichnet Englisch spricht. Er sagt unverblümt, was er von den Mullahs und ihren Auswirkungen auf sein Land hält, nämlich absolut nichts. Seit dem 11. September kommen immer weniger Touristen nach Pakistan, das trifft ihn natürlich. Hier oben sei Pakistan noch in Ordnung und man hätte nichts zu befürchten, versichert er uns. Hoffentlich hat er recht.

Meine Rückenprobleme sind mittlerweile so stark, dass ich Annette nachts mit meinem schmerzverusachten Gestöhne wecke. Mein Gang muss so verheerend aussehen, dass mich selbst das Personal des Guesthouses darauf anspricht und mich ins Militärkrankenhaus bringen will. Sitzen, stehen, liegen oder laufen alles tut nur einfach weh. Morgens muss ich mich nach etwa 10 Minuten wieder aufs Bett legen, weil ich nicht mehr stehen kann. Nur beim Fahren geht es besser, offensichtlich habe ich mir dafür eine spezielle Schonhaltung zurecht gebastelt, die die Sache auf Dauer aber auch nicht wirklich besser machen wird.

Wir bleiben noch einen Tag bevor wir uns in Richtung chinesische Grenze auf den Weg machen. Bevor es losgehen kann macht die Ente lautstark schweigend auf sich aufmerksam. Die Batterie ist leer. Der Versuch sie mit vereinten Kräften anzuschieben misslingt. Zum Glück gibt es auf der Hauptstraße einen „Anlasser und Generatordienst“, der eine Starterbatterie vor seinem Laden stehen hat. Also Ente schieben, Überspielkabel aus den Tiefen der Sitzkiste kramen, anklemmen – alles klar. Die Kabel wandern vorsichtshalber ins Topcase, man weiß ja nie. 1_8338.JPG IMG_8317.JPG 4_8364.JPG 6_8392.JPG 7_8358.JPG 8_8395.JPG 9_8398.JPG 10_8407.JPG Wir folgen dem KKH bis zu den Gletschern hinter Passu und drehen dann um. Der Pass ist leider gesperrt. Im Passu Inn (400 Rps.) erleben wir eine ähnliche Kundenorientiertheit wie bereits im Madina's Guesthouse. Wir haben das Gefühl erwünscht zu sein. Auch hier spricht der Besitzer perfekt Englisch und hadert mit der politisch-religiösen Situation in seinem Land. Er kann hier oben nur überleben, da er neben seinem Guesthouse auch noch Landwirtschaft betreibt. Zu viele Gäste trauen sich seit dem 11. September nicht mehr hierher, dabei ist die Aussicht auf die umliegenden Bergmassive majestätisch (O-Ton unseres Guidebooks). IMG_8376.JPG Abends kommt auch Daniel an, er hat sich tagsüber über eine der frei schwingenden Hängebrücken am Hunza River getraut, offenbar sucht er den Adrenalin Kick. Leider vergessen Annette und ich diese Brücke am nächsten Morgen zu fotografieren (wen's interessiert, siehe Lonely Planet (6th Ed. 2004): Pakistan and the Karakorum Highway, S. 8).

Nachts wird es empfindlich kalt und ich mache mir ernsthaft Sorgen um das Startverhalten der Ente, da hier am frühen Morgen kein Auto zum Überbrücken bereit steht. Die Sorgen sind unberechtigt, denn am nächsten Morgen tut die Ente so, als sei nie etwas gewesen.

Auf der Rückfahrt spricht mich bei einem Fotostop eine junge Frau (!!!) an. Sie ist nicht verschleiert und begegnet uns völlig offen und natürlich. Sie ist erst 23 Jahre alt, aber schon Mutter von vier Kindern. Sie lädt uns in ihr „Haus“ ein. Da wir beide nicht wissen wie wir mit der Situation umgehen sollen, schlagen wir die Einladung aus (war sicherlich ein Fehler). Es war trotzdem eine sehr positive Erfahrung in diesem frauen"verachtenden" Land. IMG_8389.JPG Unterwegs treffen wir noch Peter. Er kommt aus Südafrika und ist schon ein paar Jahre alleine mit seinem Landrover unterwegs. Da auch er nicht mit dem Auto nach China einreisen kann, ist er jetzt auf dem Weg nach Sost. Dort will er den Landy eine Zeit lang stehen lassen und China mit dem Rucksack bereisen. Viel Spaß und sicheres Reisen!

Gemütlich fahren wir zurück nach Gilgit. Zur Abwechslung ist es gut zu wissen, wo man ankommt. Auf dem Gelände des Guesthouses hat man angefangen, ein Fundament für eine neue Außenmauer zu erstellen, der „Stadtrat“ hatte beschlossen die Straße zu verbreitern. Unser Gastgeber muss nun etwa 1,5 m über die gesamte Länge des schönen Gartengrundstückes dafür zur Verfügung stellen. Das er dafür mindestens 5 Bäume fällen muss, interessiert hier nicht wirklich jemanden. IMG_7758.JPG IMG_8444.JPG IMG_8447.JPG IMG_8464.JPG IMG_8469.JPG Am nächsten Tag fahren wir Richtung Süden bis nach Besham (Midway (Palace?) Hotel, 1000 Rps. - verlangt: 1500). Hier liegt der Abzweig ins Swat Valley, das wir Morgen besuchen wollen. Auf der Fahrt werden wir wieder von Kindern mit Steinen beworfen. Nur diesmal kriege ich sie nicht :-)

Am nächsten Morgen nehmen Ereignisse ihren Lauf, die wir so nicht gebraucht hätten, dabei startet es landschaftlich wunderschön. Der Weg ins Swat Valley führt über den Shang La (Pass 2130 m). Die Straße folgt anfänglich einem Flusslauf durch ein idyllisches Tal - es geht durch kleine Ansiedlungen. Wir beobachten Menschen, die Wasserbecken anlegen. Aber die „Straße“ wird von Kilometer zu Kilometer schlechter, bis es sich nur noch um eine katastrophale Piste handelt. IMG_7772.JPG IMG_7785.JPG IMG_8461.JPG IMG_7782.JPG Wir passieren fünf Polizei- bzw. Militärkontrollen. Alle lassen uns nach der üblichen Prozedur weiter in Richtung Passhöhe fahren. Es geht durch Bäche und Schlammpassagen, Geröll und Sand. Als wir endlich nach knapp vier Stunden die etwa 40 km lange Strecke bewältigt haben, stehen wir wieder vor einem Kontrollposten. Der Pass ist militärisch ausgebaut, man sieht Geschütze. Hier oben scheint man über unser Erscheinen gar nicht begeistert zu sein. Zuerst hat uns die Polizei in der Mache, die wollen uns sofort wieder zurückschicken. Wir kämpfen wieder mit der Verständigung, die Herren sprechen leider kein Englisch.

Die Jungs sind gar nicht gut drauf und es herrscht ein recht rüber Ton. Irgendwann mischt sich das Militär in die Angelegenheit ein. Ich soll zum Kommandanten kommen. Annette steht wieder einmal in der knallen Sonne, von grimmigen Männern umringt. Der Kommandant empfängt mich freundlich und mit gutem Englisch. Er erklärt mir, dass durch die Al Kaida auf der anderen Seite des Passes vor zwei Tagen fünf Bomben in Geschäften gezündet wurden, die sechste hätte man rechtzeitig entdeckt. Deshalb müsse er erst mit seinem Hauptquartier die Lage klären. Dementsprechend würde entschieden werden, ob wir weiter dürften oder nicht, eventuell mit einer Eskorte. Klasse!

Ich schildere ihm die Situation von Annette und bitte ihn, sie herholen zu dürfen, was kein Problem ist. Wenigstens etwas. Er telefoniert und gibt unsere Namen und Passnummern weiter. Seine Untergebenen servieren Chai und Kekse. Meine Frage, was mit der Polizei sei, tut er ab mit der Bemerkung, der Chef hier oben sei er. Überhaupt gibt er sich recht autoritär. Seine Mitarbeiter lässt er stramm stehen und für sich springen. Er macht in unserer Anwesenheit außer telefonieren, trinken und rauchen nichts selbst. Er lässt machen. Allerdings ist er sehr mitteilsam. Zur Al Kaida hat er seine ganz eigene (oder offizielle?) Verschwörungstheorie. Das sei alles von Indien aus gesteuert, um Pakistan zu schwächen und Militärkräfte zu binden. Ah ja?! Er scheint zumindest davon überzeugt - oder er muss es sein.

Ein Mitarbeiter bringt die Uniform unseres Hauptmannes, frisch gebügelt! Bis jetzt hatte er uns im Trainingsanzug und Badeschlappen gegenüber gesessen. Während er sich umzieht wird ein Fernseher und ein Sat – Empfänger ins „Büro“ gebracht und verkabelt. Es wird ein deutschsprachiger (!) Sender eingestellt. Als unser „Chef“ wieder erscheint, wechselt er auf einen „Musiksender“, bei dem das Hauptaugenmerk auf der perfekten Präsentation des Frauenkörpers liegt. Es sind hübsche Frauen! Darauf angesprochen erklärt er, dass es sich um einen indischen Sender handelt! Fernsehen vom Erzfeind?

Als wir versuchen zu erklären, dass es uns schon sehr wundert, dass in Pakistan keine Frauen auf der Straße zu sehen sind, aber hier in dieser Form im Fernsehen, holt er etwas weiter aus. In Pakistan gebe es solche Fernsehsender nicht! Die Inder würden aber in „seiner“ Sprache singen. Staatszersetzung durch Nabelschau!?? In Pakistan hätten die Frauen alle Freiheiten, wenn es denn der Mann erlaubt. In der Beziehung scheint eine perfekte Einigkeit unter den pakistanischen Männern zu herrschen! Er beispielsweise erlaube seiner Frau und seiner Tochter aus dem Haus zu gehen! Wie gnädig, nur glauben wir ihm nicht.

Ein weiteres Problem sieht er im Internet. Es sei ja wichtig, aber... . Wir einigen uns darauf, dass Computer zum Arbeiten sehr nützlich sind. Man muss nicht jede Diskussion führen. Es werden „Schnittchen“ serviert. Immer wieder fragt unser „Chef“ im Hauptquartier an. Als er mitbekommt, dass Annette nichts isst, fragt er nach. Er versteht zwar sicherlich Annettes Erklärung nicht wirklich, aber kurz darauf wird eine Dose Ananas aufgetischt. Wir sind Gäste und werden sehr aufmerksam bedacht.

Langsam scheint auch unser Chef ungeduldig zu werden, immerhin hat er uns schon zwei Stunden „an der Backe“. Dann der für ihn „erlösende“, für uns frustrierende Anruf. Wir dürfen nicht weiter und man wird uns mit einer Eskorte zum KKH zurück bringen und ab Islamabad zur Grenze eskortieren. Ganz Klasse!!

"The hole fucking road back!", versuche ich meinem Frust los zu werden. Mein Gegenüber korrigiert: “the hole bloody fucking road“. Immerhin hat die Warterei ein Ende, wenn auch ein schlechtes. Wir brechen zurück Richtung Besham auf. Zwei Jeeps mit neun bewaffneten Soldaten plus den beiden Fahrern begleiten uns. Man kann es auch übertreiben! Am letzen Checkpoint vor dem Ort scheint es wieder sicher zu sein und unsere Begleiter lassen uns alleine weiterziehen. War für sie auf der Ladefläche sicher auch kein Vergnügen.

Abends überlegen wir lange, wie wir weiterfahren sollen. Ursprünglich wollten wir die nordwestliche Strecke über Peshawar nach Quetta fahren. Sie wird überall als besonders schön, aber gefährlich beschrieben. Nach der heutigen Erfahrung, wollen wir einen möglichst großen Abstand zur afghanischen Grenze einhalten, zumindest so lange das geht. Also südöstlich über Multan und Sukkur nach Quetta. Die Strecke ist zwar länger, aber vielleicht lässt man uns ja unbegleitet passieren. Äusländertouristische Infrastruktur ist auf der Strecke wohl kaum vorhanden, denn bis auf die Feststellung, dass die Autoren des Guidebooks nicht in Multan übernachten durften, findet die Gegend keine Erwähnung. Wie werden erleben, warum.

Am nächsten Tag geben wir bei jeder Kontrolle als Ziel Islamabad an, fahren aber nur bis Taxila. Wir sind wieder im flacheren Teil Pakistans, es ist deutlich wärmer und das Chaos hat uns wieder, oder wir das Chaos. Erschwerend kommt mein Rücken dazu. Die Fahrerei ist manchmal echte Quälerei. In Taxila gibt es bedeutende archäologische Ausgrabungsstätten, da sollte es kein Problem sein ein Zimmer zu bekommen. Es geht zunächst recht planlos durch die Stadt. Irgendwann tauschen Annette und ich den Platz. Sie fährt, ich habe zuviel über ihre Navigation gemeckert. Dabei will ich nur „ankommen“, aber auch der Platz im Seitenwagen ist für meine „Sitzerei“ nicht wirklich besser.

Das staatliche Touristenhotel ist eine Zumutung mit einem gesalzenen Preis. Als wir weg wollen, quittiert die Batterie wieder ihren Dienst. Die Angestellten schauen seelenruhig zu, wie wir die Ente die Ausfahrt hochschieben. Da schießen einem schon böse Sachen durch den Kopf. Auf dem Parkplatz vor dem Anwesen dann wieder Versöhnliches: Ein sehr netter Autofahrer und seine unverschleierte Frau (!) in westlicher Kleidung (!) geben uns zweimal bereitwillig Starthilfe. Anschließend bieten sie sogar an, uns in Islamabad zu helfen, falls es auf unserem Weg liegt. Ein gespaltenes Land!

Nach weiteren vergeblichen Versuchen - die Jugendherberge ist geschlossen, ein Restaurant mit großem Hotelschild hat keine Zimmer - finden wir einen überraschend guten Unterschlupf. Nachdem wir ca. eine Stunde auf die Reinigung des Zimmers und das Beziehen der Betten gewartet haben, hätten wir endlich etwas Ruhe finden können, wenn..., ja wenn Annette sich nicht kleine Besucher auf dem Kopf eingefangen hätte... Den ganzen Abend investiert sie in Selbst- und Kleiderreinigung. Ganz weg bringt sie die sehr anhänglichen Tierchen damit allerdings nicht. Es juckt!

Am nächsten Morgen schieben wir erst das Auto des Hotelbesitzers an, der uns dann mit laufendem Motor Starthilfe gibt. Weiter geht es noch einige Kilometer auf dem Potwar Plateau durch unspektakuläre Landschaft, um dann über Serpentinen wieder in die Hitze der Ebene einzutauchen. Wir fahren durch viele kleine Dörfer ohne jemanden zu sehen. Es ist zu heiß, die Leute verkriechen sich zu dieser Tageszeit in den Häusern. Nur wir cleveren Westler fahren hier draußen rum.

In Khushab soll bei der Besichtigung des Zimmers der Preis zunächst 100 Rupien betragen, als wir dann an der Rezeption stehen, sind daraus auf einmal 1000 geworden. Wir ziehen weiter.

Eigentlich müssten wir nur südlich fahren, sagen zumindest unsere Karte und auch der Garmin, nur verlaufen die Straßen entweder westlich oder östlich. Wir fragen, fahren dreimal zurück in die Stadt, um dann, als wir endlich die südliche Richtung haben, an einer Militärsperre zu landen. Jungs im Trainingsanzug, jeder mit einem Gewehr. Die Straße dürfen wir als Ausländer nicht befahren, sie wäre in einem zu schlechten Zustand. Wir versuchen zu erklären, wo wir herkommen und dass wir schlechte Straßen gewohnt sind. Es hilft nichts, sie bleiben stur, wir sollen nach Shahpur fahren und von dort auf der parallel verlaufenden Straße weiter nach Süden. Die „Straße“ nach Shahpur ist dann eine Schlagloch- und Staub-Baustelle der übelsten Sorte. Das haben die Ärsche doch gewusst, von wegen die von uns bevorzugte Straße sei zu schlecht! So unsere Vermutung. IMG_7810.JPG IMG_7845.JPG IMG_7847.JPG IMG_7849.JPG IMG_7859.JPG IMG_8486.JPG IMG_7931.JPG Das Hotel in Shahpur will uns kein Zimmer geben, "Alles voll." erklärt uns ein überheblich wirkender Besitzer. Aber wenn wir jetzt nach Süden abbiegen, kommt erst in 110 Kilometern die nächste Übernachtungsmöglichkeit. Also fahren wir auf der „Baustelle“ weiter südöstlich nach Sargodha. Meine Flüche und Verwünschungen richten sich an die "Jungs" von der Straßensperre. Was für Idioten! Als wir endlich die Stadt erreichen, stoppt uns wieder eine Straßensperre. Wir könnten nicht alleine weiterfahren, wir sollen warten. Als wir erklären, dass wir in der Stadt bleiben wollen, scheint man erleichtert zu sein.

Auch hier will uns das erste Hotel kein Zimmer geben, alles voll! Die steinernen Mienen signalisieren uns, sie wollen aus welchem Grund auch immer keine Westler! Der Tag war einfach zu lang und ungemütlich - ich mache meinem Unmut ziemlich lautstark Luft: "Die pakistanische Polizei würde zwar in Deutschland trainiert, aber schlafen dürften wir hier nicht." Hilft natürlich nichts!
Wieder auf der Straße versucht mich ein Hotelgast, der uns gefolgt ist, zu beruhigen, hier sei man nicht auf Ausländer eingerichtet. Wir sollen es zwei Straßen weiter probieren, da gäbe es noch zwei Hotels. Wir bedanken uns sehr, na wenigstens etwas. Hier im „flachen“ Teil Pakistans herrschen in den Städten zwar keine „indischen“ Verhältnisse, aber ein Vergnügen ist der Verkehr nicht. So sind wir froh, wenigstens eine Richtung zu haben.

Der Tipp erweist sich dann auch als wirklich gut. Im Hotel International finden wir zwar die teuerste Unterkunft unserer bisherigen Reise (3500 Rps.), dafür aber mit westlichem Standard und Internetanschluss im Zimmer! Abends bei einem teuren und hervorragenden Essen, inklusive Sorbet-Eisbecher für Annette, setzt sich der Manager des Hotels zu uns.
Wir berichten von unserer Reise und unseren Erfahrungen in diesem Teil von Pakistan. Er macht uns wenig Mut für unseren weiteren Weg, die Lage sei im Moment schwierig, jeder Ausländer müsse bei der Polizei gemeldet werden. Das sei wahrscheinlich auch der Grund, warum wir Probleme bei der Zimmersuche hätten, nicht jeder liebe den Kontakt mit der Polizei. Auch sei es möglich, dass uns die Polizei am nächsten Morgen in Empfang nehmen würde, wie gesagt die Lage sei schwierig.
Was genau er damit meint, kriegen wir aber leider nicht heraus. Jedoch steht am nächsten Morgen glücklicherweise keine Polizei vor der Tür.

Um nach Multan, unserem nächsten Ziel zu kommen, müssen wir eigentlich den gestrigen Weg aus der Stadt nehmen. Nur stehen da ja unsere „Freunde“ von der Straßensperre. Wir kurven also durch die Stadt auf der Suche nach einem „Schleichweg“. Als wir nach dem Weg fragen, haben wir wieder einmal Glück, man bedeutet uns einfach dem Bus zu folgen, der würde nach Multan fahren. Auf diese Weise kommen wir unbehelligt auf kleinen Straßen aus der Stadt.

Es geht durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend. Auf den Feldern arbeiten viele Frauen (!) während die Männer in den Dörfern den Tag mit Tee trinken und Palaver herum bringen. Kurz vor Multan stoßen wir auf die „Autobahn“ in Richtung Karachi. Wer sein Moskitonetz dabei hat, kann in Multan im Royal Palms (1500 Rps.) unterkommen. Das Hotel ist neu und sauber, leider haben sie vergessen die Badezimmer nach außen hin zuzumauern (Belüftung?), so dass die Moskitos ungehindert ihren Weg an die „Futterkrippe“ finden. Im kleinen Garten kann man sich erholen.

Der nächste Tag ist erbarmungslos heiß, hier möchte ich nicht im Sommer sein! Zum Glück hält die Autobahn, was ihr Name verspricht. Wir kommen gut voran und halten nur zum Trinken an. Ich weiß nicht mehr wie viel Cola (Wasser gibt es nicht überall) und Wasser wir an diesem Tag in uns hinein schütten. IMG_7885.JPG In Sukkur kommen wir im zwar teuren aber nicht sehr sauberen Inter-Pak Inn unter (2500 Rps. inkl. AC, Fan, Fridge, BBC-World). Meine Rückenschmerzen sind so stark, dass ich kaum die Treppe im Hotel schaffe. Hier kriegt man, wenn man will und zahlt, auch Bier. Wir wollen nicht.
Im Fernsehen gibt es einen englischsprachigen U-Boot Schinken. Ich liege auf dem Bett und genieße!

Am nächsten Morgen können wir nicht mehr „fliehen“, die Polizei erwartet uns vor dem Hotel! Super! Sie scheinen von ihrem Job genauso begeistert zu sein wie wir. Was nun folgt, ist eine Art Staffellauf, bei dem wir den Stab spielen dürfen. An jeder Orts- bzw. Bezirksgrenze werden wir an eine andere Truppe übergeben. Das klappt auch erstaunlich reibungslos, denn offenbar werden wir angekündigt. IMG_7909.JPG IMG_7912.JPG IMG_7971.JPG IMG_8474.JPG Irgend wann sehe ich auf den Voltmeter 20 Volt! Klasse! Jetzt müsste ich eigentlich sofort den Regler wechseln, sonst ist die Batterie gleich wieder hin. Nur habe ich überhaupt keine Lust vor den Augen der Polizisten an der Ente zu schrauben. So kommt es wie es kommen muss, bei der nächsten „Stabübergabe“ springt die Ente nicht mehr an. Aber wir haben ja Begleitschutz. Also Überspielkabel aus dem Topcase und mit Gesten das Problem „schildern“. Zum Glück fährt die pakistanische Polizei alte Toyota Pickups. Da steht die Batterie gut zugänglich vorne im Motorraum. Aber nerven tut`s schon. Mich offenbar so sehr, dass ich bei einer weiteren Überspielaktion die Leute so anschnauze, dass Annette ausgleichend eingreift.

In Kolpur beginnt der fast 90 km lange Anstieg zum Bolan Pass. Die Landschaft ist jetzt wieder abwechslungsreich, auch wird es etwas kühler. Wenn wir nur alleine wären. Vor Quetta legt unser Begleitfahrzeug eine Tankpause ein. Aber nicht an einer Tankstelle, sondern an einem Haus auf freier Strecke. Getankt wird aus einem Kanister. Offenbar muss auch die Polizei sparen und tankt Schmuggelsprit aus dem Iran.

Etwa 10 Kilometer vor der Stadtgrenze sind unsere Bewacher auf einmal aus dem Rückspiegel verschwunden. Wir fahren bestimmt an 20 Ziegeleien vorbei. Was machen die bloß mit all den Steinen?
Jetzt in der Stadt hätten wir unsere Begleiter gut brauchen können. Quetta hat fast 600.000 Einwohner und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Entsprechend ist das Verkehrsgewühl.
Bei der Fahrerei in der Stadt geht mir auf der Suche nach dem Hotel insgesamt fünf mal die Ente aus. Dabei erleben wir eine unbeschreibliche Hilfsbereitschaft der Leute. Einer beginnt sogar sofort damit, seine Batterie auszubauen! Die umwerfendste Aktion findet an einem geschlossenen Bahnübergang mitten in der Stadt statt. Riesenstau, alles steht kreuz und quer auf der Straße, wir mitten drin. Die Jungs schieben solange ihre Tuk-Tuks hin und her bis die Ente an die geöffnete Motorhaube eines Autos passt, super! Vielen Dank! IMG_7979.JPG Im Hotel Bloom Star sind die Zimmer zwar „pakistanisch“, dafür ist das Personal die Wucht. Ein Mitarbeiter, der eigentlich gerade Feierabend machen will, fährt mit uns im Tuk-Tuk auf den Basar in die „Autoabteilung“.
In Quetta muss Geld sein, die Tuk-Tuks sind fast alle ziemlich neu und es gibt viele private Pkws, entsprechend viele Autoläden gibt es auch.
Bei einem Autoelektriker werden wir fündig. Es gibt zwar keine kleinen Motorradbatterien, aber die Tuk-Tuks haben relativ kleine 32 Ah Batterien.
Der „Lehrling“ befüllt die Batterie. WIE er das macht, beschreibe ich hier besser nicht, sonst macht das noch jemand nach. Die Berufsgenossenschaft hätte aber ihre helle Freude gehabt.

Wir sitzen während dessen in dem kleinen Laden auf einer klapprigen Holzbank und trinken Chai. Jetzt brauche ich nur noch Anschlussklemmen. Während die Batterie ans Ladegerät wandert, zieht ein zweiter Azubi los, die Klemmen zu organisieren. Nach einer guten Stunde ist die Aktion gelaufen und wir fahren zurück ins Hotel. (Batterie und Anschlüsse 3500 Rps.)

Bevor ich mich an die Arbeit mache, gehen wir noch einmal einkaufen. Das hatten wir die letzten Tage nicht mehr gemacht, da wir uns in den Städten so fürchterlich unwohl gefüllt hatten. Abends waren wir immer heil froh, wenn wir die Tür endlich hinter uns zumachen konnten. Menschen, nein Danke! Sicherlich auch ein Zeichen dafür, das wir eigentlich genug hatten, überreist waren.
Hier in der angeblich so gefährlichen Stadt fühlen wir uns sicher und die Menschen sind freundlich.

Abends tausche ich dann den Regler und verstaue die Batterie in der BW Tasche auf der linken Seite. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Parallelschaltung mit einer völlig „toten“ Batterie funktioniert, aber das werden wir erleben. Kurzer Test, 12,4 V zeigt das Voltmeter, ein Druck auf den Starterknopf, die Ente läuft. Irgendwie bin ich ein wenig erleichtert. Für meinen Rücken war die Aktion weniger toll.
Während ich gebaut habe, hat Annette ihre obligatorischen „Länderpostkarten“ geschrieben. Die geben wir am nächsten Morgen zusammen mit Geld für die Briefmarken (und Tip natürlich) an der Rezeption ab, ein Mitarbeiter will so freundlich sein, sie für uns auf die Post zu bringen. Die Postkarten sind angekommen!!

Der Tag beginnt mit einer ziemlichen Sauerei. Nach dem Betätigen des Starters schießt das Öl zwischen Anschlussflansch und der Dichtung des Ölfilters ins Freie - Killschalter!
Scheiße!!
Brauche ich jetzt wirklich nicht!! Einen Filter haben wir noch. Ohne zu überlegen, gehe ich rein mechanisch vor. Filter abschrauben, neuen Filter anschrauben, Öl auffüllen, starten, dicht, na also – geht doch. Seit der Aktion in Australien hatte die Sache doch wieder über 20.000 km funktioniert, leuchtet mir überhaupt nicht ein. Über die Öl-Schweinerei regt sich hier keiner auf und als wir versuchen das Gröbste sauber zu machen, bedeutet man uns ruhig abzufahren. In Deutschland hätte man wahrscheinlich die Feuerwehr geholt und es wäre richtig teuer geworden!? IMG_7980.JPG IMG_7982.JPG Anfänglich schlängelt sich die Straße aus der Stadt und wir sind uns nicht sicher, ob wir den richtigen Abzweig genommen haben. Später verläuft die schmale aber gute Straße mehr oder weniger parallel zur Eisenbahntrasse. Wir sind also richtig.

Von unseren Bewachern ist anfangs nichts zu sehen. Dafür passieren wir mehrere sehr merkwürdige Straßensperren. Wir haben ja schon einige Erfahrungen, die Jungs hier benehmen sich irgendwie anders. Ich habe schon ein wenig Schiss! Wir haben schon viel über selbsternannte Polizisten gelesen, aber nichts Gutes! Einmal soll ich unsere Anschrift in Deutschland auf einen Zettel schreiben, da kommen einem schon ganz sonderbare Gedanken in den Sinn. Zum Glück können die „Herren“ nicht lesen was ich da aufschreibe, geben sich aber damit zufrieden und lassen uns passieren. Werden sie versuchen uns heute Nacht zu kassieren?

Die Landschaft ist wüstenähnlich, einige Sanddünen reichen sogar bis auf die Straße. Es herrscht so gut wie kein Verkehr und die kleinen Ansiedlungen die wir passieren, liegen weit auseinander. Hier muss einmal jemand mit einem Lastwagen voller Stifte durch gekommen sein, denn jedes Kind gestikuliert, dass es einen Stift haben will. Und das über die gesamte Strecke bis zur Grenze. Einmal will uns ein vielleicht 12-jähriger Junge am Straßenrand ein Gewehr verkaufen. Auch das trägt nicht dazu bei, dass wir uns hier sicherer fühlen.

Nachmittags erreichen wir Dalbadin mit gemischten Gefühlen. Die Australier Diane und Haydn hatten hier im Gefängnis übernachten müssen, da das Hotel angeblich zu unsicher war. Uns fallen wieder die Jungs mit dem „Adresszettel“ ein. An der Polizeisperre lassen sie uns aber ziehen und raten uns nur, die Ente an der Polizeistation zu parken, das wäre sicherer. Könnte euch so passen!! Das Hotelzimmer (Al-Aman) ist dann das absolute Siffloch - gut sichtbar liegen tote Insekten in den verdreckten Ecken. Ohne Worte!
Immerhin haben sie auf der Rückseite des Hauses einen geschlossenen Hof mit einem Schuppen, in dem die Ente für die Nacht verschwindet. IMG_8476.JPG Wir brauchen Sprit, doch wir haben seit Quetta keine Tankstelle gesehen. Was sich auch bis zur Grenze nicht ändern wird. Auch hier im Ort sehen wir zunächst keine. Auf unsere Frage werden wir zu einem Haus geschickt vor dem ein Fass steht. So erkennt man hier also „Tankstellen“ und davon gibt es dann auch reichlich. In die Tanköffnung kommt ein großer Trichter, in ihn ein Lappen und dann wird aus 4 l Blechkanistern Benzin eingefüllt. Hoffentlich ohne Wasser!

Jetzt ist uns auch die Ladung der Pickups klar, die wir häufiger hochbeladen gesehen hatten. Schmuggelsprit aus dem Iran. Die Gewinnspanne pro Liter liegt bei ca. 50 Eurocent, nicht schlecht. Nur, wer kauft den ganzen Sprit hier? Den pakistanischen Staat scheinen diese Geschäfte offenbar nicht zu stören, die Polizei tankt ja auch so.

Die letzten etwa 200 Kilometer durch Beluchistan verlaufen bis auf drei Dromedare, die knapp vor uns über die Straße rennen, und eine weitere Militärkontrolle mitten im Niemands-Sand-Land, bei der uns zunächst das Herz in die Hose rutscht (sind die echt?), zum Glück völlig unspektakulär. IMG_7964.JPG IMG_8029.JPG IMG_8026.JPG Mittags erreichen wir die Grenzstadt Taftan. Die Zollabfertigung liegt etwa einen Kilometer vor der eigentlichen Grenze. Erkennbar an einem riesigen ummauerten Areal mit bestimmt 100 wartenden Lkws. Super freundlich und völlig unproblematisch, ich muss mich nicht anstellen, sondern werde separat „abgewickelt“. Dann zur Grenze und zur Polizei. Auch hier alles völlig entspannt. Nur die Money Changer sind fürchterlich aufdringlich und wollen partout nicht einsehen, dass wir mit ihnen kein Geschäft machen wollen.

Jetzt sind wir gespannt, ob wir die iranische Grenze finden werden. Ich hatte in Reiseberichten gelesen, dass man durch eine Sandpassage muss und das Gebäude nur schwer zu finden ist. Aber das ist Schnee bzw. Sand von gestern! Auf unser Nachfragen auf der pakistanischen Seite deutet man auf ein Tor, wir schieben die Ente hindurch und stehen vor dem iranischen Grenzgebäude. No Problem!