Türkei Reisebericht
ANKE´s Dreiradententour 2007/08

Türkei

Türkei 15.05.2008 – 28.05.2008
Aus dem Iran kommend: Dogubayazit, Van-See, Tatvan - Mt. Nemrut, Midyat, Nemrut Dagi Milli Parki, Göreme Nationalpark in Kappadokien, Afyon, Izmir, Çesme; mit dem Schiff nach Italien

Nach einer Stunde Wartezeit vor dem Metallrolltor "in die Türkei" werden wir eingelassen und in eine Ecke dirigiert, wo wir die Transitabfertigung nicht stören.
Die Passkontrolle verläuft problemlos, jetzt müssen wir nur noch durch den Zoll. Alle Transitfahrer, die wir dort beobachten konnten, mussten alles, aber wirklich alles, aus ihren Fahrzeugen räumen: Fliesen, Melonen, Zigaretten usw.. Die Fahrer schleppen es mühsam vor ein Fenster des Zollgebäudes. Ich stehe mittlerweile im Zimmer diese Zollgebäudes und schaue zu, wie alle diese Sachen in Säcke verstaut werden. Die bekommen dann eine Nummer und werden irgendwo hingebracht. Es herrscht eine fürchterliche Hektik. Da mitten rein kommt ein „kleiner Scheißer“ wie ich wahrscheinlich gerade richtig.

Am ersten Schreibtisch werden meine Papiere und die Fahrzeugpapiere genauestens studiert, um mir dann mitzuteilen, ich müsse draußen am Zollcontainer erfasst werden. Am Container sind Trauben von Lkw-Fahrern, die ihr Carnet für die Ausreise stempeln lassen wollen. Immerhin ist ein (!) Schalter geöffnet. Ein Polizist erbarmt sich meiner und bringt mich in den Container. Die junge Frau am Computer tut mir leid, ohne Pause werden durch das Fensterchen neue Carnets gereicht. Sie muss alle Daten in die Maschine hacken. Wozu? Dafür hat man doch u.a.das Carnet. Irgendwann schiebt sie mich dazwischen und versucht unser Kennzeichen in die Maschine einzugeben. Fehlermeldung! Sie probiert es einige Male, bis sie entnervt aufgibt.
Das Programm akzeptiert unser Kennzeichen nicht.
Ich werde zurück in das „Fenster-Zimmer“ geschickt. Hier residiert auch der Chef des Zolls. Er versucht sich ebenfalls an der Eingabe unserer Daten. Auch er kommt nur bis zum Kennzeichen – Fehlermeldung. Er probiert und probiert, kein Erfolg. Nach drei Stunden ist unsere Geduld am Ende, unser Ton wird deutlich gereizter und auch deutlich lauter. Annette schlägt dem Zoll- Chef vor, das Kennzeichen später in den Computer einzugeben und uns ziehen zu lassen. Was der natürlich ablehnt. Jetzt werden wir zur „Endkontrolle“ am Ausgang geschickt. Da beginnt das Spiel von vorne. Kennzeichen – Fehlermeldung! Mann es reicht! Wieder zurück zum Zollgebäude. Man will mit Ankara telefonieren, um das Problem zu lösen. Dabei ist es mittlerweile nach 17°° Uhr - an einem Freitag! Jetzt werde ich wohl wirklich laut: ... Selbst der Polizeichef kommt und versucht mich zu beruhigen. Es könne ja nicht mehr lange dauern. Wir sollen doch einen Tee mit ihm trinken. Wir wollen keinen Tee, wir wollen hier weg!! Wir müssen noch bis zum nächsten Ort, eine Unterkunft suchen und auf jeden Fall nicht im Dunklen fahren. Kurz nach 18°° Uhr kommt die junge Frau aus dem Zollcontainer und gibt uns unsere Pässe, wir könnten jetzt fahren. Nach knapp 5 Stunden plus 1 Stunde Wartezeit „draußen vor dem Tor“ sind wir endlich in die Türkei eingereist!
Unser persönlicher Grenzrekord auf dieser Reise.

Zwei Dinge fallen uns hier im äußersten Osten der Türkei während der ersten Meter auf: der Straßenzustand ist deutlich schlechter als im Iran und die Militärpräsenz ist massiv.

Der Himmel ist zunehmend bewölkt und es ist kühl als wir in Dogubayazit ankommen. Die Ortszufahrt war eine Schlaglochstraße, hier im Ort Kopfsteinpflaster. Erster Eindruck: nicht besonders einladend. Wir organisieren am ATM Geld. Wer einmal ohne diese Maschinen unterwegs war, weiß ihren praktischen Wert um so mehr zu schätzen. Annette geht alleine einkaufen, hier gibt es zu viele „interessierte“ Kinder. Dann machen wir uns auf zum Campingplatz. Darauf freue ich mich schon seit Monaten, kein Hotelzimmer mehr!

Wir folgen dem Schild Ishak Pasa Palace, es geht vorbei an einer großen Kaserne leicht den Hügel hinauf. Außer uns scheint momentan niemand auf dem Lale Zar Camping zu sein. Herzlicher Empfang! Eine türkische Familie sitzt an einem der überdachten Tische und grillt! Kaum steht unser Zelt und wir sitzen an „unserem“ Tisch kommen sie mit einem großen Teller gegrilltem Fleisch und Peperoni herüber. Das sind Situationen, die wir immer nur schwierig meistern. Einerseits sind wir von der Gastfreundschaft begeistert, andererseits sind wir immer in Erklärungsnotstand. Wir wollen die Menschen ja nicht kränken, aber wir essen nun mal kein Fleisch. Diesmal scheint die Sache aber einfach zu funktionieren, sie akzeptieren ohne große Proteste und die Peperoni nehme ich ja gerne an. Wieder zelten.JPG Die ersten MF seit Nepal!2.JPG Es wird windiger und kühler, später beginnt es zu regnen. Regen, was ist das? Den letzten hatten wir in Kambodscha. Wir verkrümeln uns ins „Partyzelt“ des Platzes. Kühles Bier! Leute, das tut gut! Das Wetter ändert sich nicht, der Ararat liegt am nächsten Tag unter dichten Wolken. Wir ruhen uns aus und „lecken“ unsere Wunden, wir sind müde! Der Platz wird von einem Kurden mit seiner Familie und einem Dänen betrieben. Sie geben sich wirklich Mühe es angenehm zu gestalten. Sie leiden natürlich unter dem „gefährlichen“ Ruf der Osttürkei und den Einsätzen des Militärs gegen die PKK.

Nachmittags kommen zwei polnische Familien auf dem Platz an, sie wollen einen Film über die kurdische Kultur drehen und den Ararat besteigen. Ich freue mich immer Leute aus dem „Osten“ zu treffen, sie haben oft eine andere Sicht der Dinge. Diese hier ärgern sich fürchterlich über die „Unterdrückung“ der kurdischen Kultur in der Türkei, immerhin ist jeder 4-te oder 5-te Einwohner der Türkei Kurde. Ihre Sprache, ihre Musik ja selbst die kurdische Namensgebung der Kinder sind in der Türkei verboten! Deshalb wohl auch ihr Filmprojekt.
Abends bekommen wir dann einen kleinen Einblick in die kurdische Musik. Der kurdische Besitzer und seine Kinder geben ein kleines Konzert für uns. Wie schon in Nepal gefällt mir die Darbietung, sie erscheint mir ehrlich und passt gut zu der rauen Landschaft und den einfachen Lebensverhältnissen der Leute auf dem Land. Für unsere Künstler spielt sicher der Werbeeffekt auch eine Rolle, aber es macht ihnen sichtlich Spaß.

Am nächsten Tag gehen wir in die Stadt, wir wollen versuchen uns mit den „Australiern“ Diane und Haydn zu verabreden. Das Internet Cafe ist gut besucht, alles Männer, und die Bilder auf den Bildschirmen haben irgendwie wenig mit Informationsbeschaffung zu tun – arme Kerls!
Manchmal gibt es schöne Zufälle. Als Annette die Mail an Haydn abschickt, kommt die Antwort prompt. Sie haben in ihrem Hotelzimmer WiFi und sind natürlich online. Sie haben Dogubayazit heute Morgen verlassen nachdem sie eine Woche auf einen Reifen und eine neue Batterie für Jack, ihr Motorrad, gewartet haben. Knapp daneben ist auch vorbei... Aber wir verabreden uns sofort für den nächsten Tag auf einem Campingplatz am Van See.

Auf dem Rückweg hält ein VW Bus neben uns und der Fahrer „fragt“, ob wir nicht mitfahren wollen. Da Regen einsetzt, nehmen wir gerne an. Danke, sehr nett!

Auf dem Camping Platz trinkt eine Gruppe „türkischer“ Studenten im „Partyzelt“ Tee. Wir setzen uns dazu. Einige von ihnen beginnen zu musizieren und zu singen. Die Polen filmen. Es wird getanzt, die Stimmung ist ausgelassen.
Einige versuchen Kontakt mit uns auf zunehmen. Leider ist eine Unterhaltung kaum möglich, da sie kaum ein Wort Englisch sprechen – dabei sind es Studenten! Auf Annettes Frage ob sie nicht englisch lernen würden, verneinen sie, offensichtlich haben sie daran überhaupt kein Interesse. Wir sind „sprachlos“. Die Türkei will in die EU und diese jungen Leute wollen alle Lehrer werden. Offensichtlich gehen ihre und unsere Vorstellungen von „Völkerverständigung“ doch weit auseinander. Wie oft haben wir uns auf der Reise geärgert, nicht noch besser Englisch sprechen zu können. Wir wissen nicht, wie sie sich einen Meinungsaustausch vorgestellt haben, den sie ja offensichtlich anstreben. Kurdische Studenten.JPG IMG_8737.JPG Am nächsten Morgen geht es über die Berge, viel Vulkanerde, es regnet und es ist sch.. kalt. Wir passieren eine Straßensperre und sehen immer wieder Militäreinrichtungen in der ansonsten sehr schönen Landschaft. Je mehr wir uns Van nähern um so besser wird das Wetter. Am Treffpunkt Campingplatz Akdamar gegenüber dem Fähranleger zur Insel Akdamar fahren wir zunächst unbedarft vorbei. Wir erkennen in nicht als solchen. Es ist 15°° Uhr und es herrscht ein riesen Ausflugstrubel. Wir fahren suchend weiter, finden aber keinen Campingplatz. Das Ausflugslokal muss unser Treffpunkt sein. Der Camping Platz ist dann auch nur ein schmaler Grasstreifen oberhalb des Lokals, dafür kostet er aber auch nichts. Prima. Diane und Haydn kommen etwa eine Stunde später. Es gibt ein herzliches Hallo. IMG_8467.JPG Wiedersehen2.JPG Wiedersehenxx.JPG IMG_8468.JPG Seit Alice Springs ist gut ein halbes Jahr vergangen und es gibt viel zu erzählen. Abends bekommen wir unser Essen vor unseren Zelten serviert, welcher Luxus! Anschließend machen die Mädels ein Feuer gegen die Kälte und wir überlegen, wie es weitergehen könnte. Zusammen fahren macht keinen Sinn, dafür sind die Reisegeschwindigkeiten zu unterschiedlich, solche Sachen soll man nicht erzwingen. Einer ist dabei garantiert nach kurzer Zeit unzufrieden. Wir verabreden als erstes Ziel den Mt. Nemrut in der Nähe von Tatvan und für den Abend ein Hotel in Midyat.

In Tatvan werden wir von einer bayrischen Reisegruppe umlagert, die hier einen organisierten „Abenteuerurlaub“ (O-Ton) machen. Sie können gar nicht glauben, wo wir herkommen. Wir finden auf Anhieb den Abzweig zum Mount Nemrut - von Osten kommend am Ortsausgang ca. 150 m in Richtung Westen.

Auf einer guten Schotterpiste schwingt sich der Weg bis auf 2650 m den Berg hinauf, ich bin trotzdem nicht begeistert, ich habe genug von der Rappelei. Es gibt auch einen Sessellift, momentan aber außer Betrieb. Oben ist es windig und sehr frisch. Wir passieren Schneefelder. Wenn es wärmer wäre, wäre das hier oben sicherlich ein toller Übernachtungsplatz. Links sieht man auf den Gebirgssee, rechts breitet sich die Landschaft mit dem Van See aus. IMG_8478.JPG Tropfstein1.JPG IMG_8480.JPG IMG_8497.JPG Zum Kratersee1.JPG Es wird ein angenehmer Fahrtag. Einmal passieren wir eine Art Tropfsteinhöhle ohne Höhle. Wasser fällt einen Berg hinab und bildet am Fuß bizarre Formen. In den Städten fällt uns der Bauboom auf. Überall sprießen hässliche halbhohe Hochhäuser in rauen Mengen aus dem Boden. Diese Art der Häuser scheint uns so gar nicht zu Kurden/Türken zu passen. Außerdem: Wer soll das alles bewohnen? Wollen sie die gesamte Landbevölkerung in die Städte holen? Alte Stadt.JPG Alte Stadt3.JPG Hoehlenwohnung2.JPG Mitten in der Landschaft3.JPG Hinter Batman fährt man ein Stück durch die wunderschöne Flusslandschaft des Tigris. Im Moment hat er bloß sehr wenig Wasser. Wir überqueren den Fluss bei Hasankeyf, wo es Höhlenwohnungen gibt, die teilweise immer noch bewohnt werden. Und wir passieren einen sehr einfachen Campingplatz. Das ist das Problem an „Gruppenreisen“. Bei diesem schönen Wetter wären wir gerne hier draußen am Fluss geblieben, aber wir sind ja verabredet. Warten macht auch nicht unbedingt Sinn, da wir nicht wissen, welche Route die beiden zum Zielpunkt fahren. Also fahren wir weiter in die Stadt.

Als wir dort nach dem Weg fragen haben wir Glück. Der Brotauslieferer bedeutet uns zu warten, bis er ausgeladen hat und bringt uns dann bis vors Hotel Demirdag. Easy! Danke! Es ist schon 18°° Uhr als wir die Halle betreten. Nach einigen Verhandlungen bekommen wir zwei ordentliche Doppelzimmer zum stolzen Preis von 35 € pro Zimmer. Wir sind ein wenig hin und her gerissen, wissen wir doch nicht, ob die beiden bereit sind solch einen Preis zu bezahlen. Gruppenreisen! Um 19°° tauchen Diane und Haydn endlich auf. Sie beißen die Zähne zusammen! teure aber saubere Nacht.JPG Im Alltagseinsatz2.JPG Später gibt es in einem großen Restaurant schlechtes Essen! Anschließend fragen wir nach einem Bierladen und werden in einem Wettbüro fündig. Auf dem Weg zurück zum Hotel kommen wir an einer „Eisdiele“ vorbei. Man räumt uns Stühle nach draußen. Die Mädels verdrücken ihr Eis, Haydn und ich lassen uns unser Bier schmecken. Darüber zerreißen sie sich wahrscheinlich heute noch das Maul. Die Verrückten, die in der Osttürkei öffentlich Bier trinken! Im Hotel werden wir gebeten in die hinterste Ecke des Speisesaals zu gehen, damit keiner unser Bier sieht.

Unser nächstes Ziel ist der Nemrut Dagi Milli National Park. Da die Verbindung über den Euphrat nicht passierbar ist, wählen wir die südliche Route, parallel zur syrischen Grenze. Wir verabreden uns 30 km östlich von Sanliurfa. Die Strecke ist eintönig und langweilig. Da wir keine Lust haben in die Stadt zu fahren, aber auch um Geld zu sparen, macht Haydn den Vorschlag an einer großen Tankstelle nach einem Übernachtungsplatz zu fragen. Der Restaurantbesitzer ist sehr freundlich und so schlagen wir unsere Zelte auf dem winzigen Rasen des Terrassenbereichs hinter dem Restaurant auf. Der Rasen könnte auf einem Campingplatz nicht besser sein, eher im Gegenteil. Übernachtung zum Nulltarif. Dafür bestellen wir natürlich Abendessen und Frühstück im Restaurant! IMG_8836.JPG Letztes Treffen2.JPG Der „Campingplatz“ vor der Zahlstelle des Nationalparkes kostet dann Geld und ist nicht wirklich besser. Den Zeltplatz sucht man sich selbst wo auch immer auf dem Gelände eines Restaurants, als sanitäre Anlage sollen wir irgendein freies "Badezimmer" der zu Vermietung stehenden Zimmer mitbenutzen...
Auf dem "Einbahn-" Weg zum Eingang des Nationalparkes versuchen sämtliche Hotel- und Guesthousebesitzer, die uns zufällig sichten, uns in ihr Haus zu bekommen. Offensichtlich ist es auch hier, obwohl nicht mehr ganz im Osten, ziemlich mau mit den Besucherzahlen.

Abends fahren wir auf einer neu erstellten Straße (die im Guidebook angekündigte schwierige Piste gibt es nicht mehr) durch unzählige Kurven auf etwa 2000 Meter. Die letzten paar 100 Meter zum Gipfel geht es nur noch zu Fuß weiter. Der Weg ist steinig und steil, ungewollter Abendsport. Die Aussicht ist dann aber wirklich klasse, nur die steinernen Statuen, der eigentliche Grund hier hinauf zu steigen, gehen nicht so wirklich an mich. IMG_8876.JPG IMG_8856.JPG VSt Blick nach unten.JPG IMG_8857.JPG Verrueckte Steine1.JPG 5IMG_8850.JPG verrueckte Steine3.JPG VSt Blick nach oben.JPG Daiene.JPG verrueckte Steine2.JPG Mit uns hier oben ist auch eine deutsch-französische Reisegruppe. Seit langer Zeit verstehen wir wieder "im vorbei gehen", was die Menschen so miteinander reden! Nur..., wir wollen es nicht hören! Ein Phänomen, dass uns später zu Hause noch eine ganze Weile Probleme bereiten wird...

Wir genießen die Abfahrt und es wird ein langer Abend, denn morgen werden sich unsere Wege wieder trennen. Diane und Haydn ziehen südwärts, sie wollen nach Syrien und Jordanien weiter. Wir fahren westwärts nach Kappadokien. Wir werden uns hoffentlich alle bald in Deutschland wieder sehen.

Am Morgen ist Annette nicht besonders gut drauf. Sie fühlt sich schlapp, will aber trotzdem weiter fahren. Zum ersten Mal auf der ganzen Reise bekomme ich später richtig Angst. Warum hat sie morgens bloß nichts gesagt. Ich muss mitten auf der Straße anhalten, weil sie sich übergeben muss, dabei kann sie kaum noch auf den Beinen stehen und sinkt dann auch im Straßengraben zusammen. Irgendwann rappelt sie sich wieder auf, eine Wasserleiche sieht vermutlich besser aus. Nur sagen lässt sie sich nichts, sie hat da so ihre ganz eigene Art. An einer Tanke stoppe ich wieder. Sie verschwindet auf dem Klo. Anschließend ist sie so geschafft, das sie sich in den Dreck vor der Tankstelle legt und mich freundlicherweise auch noch beschimpft; weil ich sie einfach nicht in Ruhe lasse...!

Meine Nerven sind blitze blank, ich habe Angst, dass sie „liegen bleibt“. Nach einer unendlich langen Stunde schafft sie es bis auf ihren Sitz. Es sind noch ca. 30 Kilometer bis Kahta, sie lässt sich natürlich nicht „anschnallen“. So habe ich immer ein Auge auf die Straße, das andere auf sie gerichtet. Ich fahre zwar langsam und trage die Ente um die Kurven, aber wenn sie aus dem Seitenwagen fällt, wird die Sache nicht besser. Ich steuere das erste Hotel an und bekomme sie kaum die Treppe zum ersten Stock nach oben - Kommagene Pension, zwei Nächte mit Aircondition und Bad 100,- türkische Lire.
Der besorgte Hotelbesitzer fragt sofort, ob er einen Arzt rufen soll, was meine Frau natürlich kategorisch ablehnt. Dafür reicht die Kraft irgendwie immer! Trotz dreier Decken liegt sie im Bett und friert. Nach anderthalb Tagen scheint der Spuk vorbei zu sein, es geht Annette besser und sie kann auch wieder etwas essen. Vielleicht hat mich der Raki, den Haydn und ich mit einem türkischen Paar getrunken haben, vor dieser Magen-Darm-Sache bewahrt?

Der nächste Tag treibt uns durch eine sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft bis nach Göreme - zwischen Nevsehir und Kayseri - in Kappadokien. Wir folgen dem Tipp der Niederländer und Norweger und gehen auf den Kaya Camping (22,- türkische Lire pro Nacht). Sie haben recht, top gepflegter Platz - allerdings kein Grasboden - und super saubere Sanitäranlagen. Allerdings ist er fest in Wohnmobilisten-Hand. Wir schlagen unser Zelt unterhalb des Hauptplatzes auf, da wir dort alleine stehen. Leider nicht lange! Zwei deutsche WoMos stellen sich neben uns, einer ist ein echter Motorradfahrer, er hat seine KTM hinten am WoMo, ein echtes Männermotorrad, erklärt er mir. IMG_8883.JPG IMG_8884.JPG Es wird Zeit, das wir uns Gedanken über den „Rückweg“ machen. Annette checkt die Fährverbindungen nach Italien. Eigentlich wollte sie sich vor ein Paar Wochen noch unbedingt Istanbul anschauen. Mittlerweile sind wir aber derart "überreist", dass wir beide keine Lust mehr auf Erkundungen haben. Da sind wir einmal in der Türkei und schauen sie uns nicht an. Ich hätte jedem widersprochen, der das prophezeit hätte!

Nach einigem für und wider entscheiden wir uns dann für die „weniger Fahrkilometer Variante“ über Izmir mit der Fähre der Marmara Lines nach Ancona in Italien. Leider fährt die Fähre nur einmal die Woche, so dass wir den „Rest“ der Türkei zügig unter die Räder nehmen müssen. Vorher machen wir noch ein gemütliches Tourchen durch die faszinierende Landschaft des Göreme Nationalparkes (Eintritt ins Rose Cappadokia Valley 10,- türkische Lire). Die Blumenwiesen haben es Annette besonders angetan. Haben wir auch lange nicht mehr gesehen. Das Besondere hier sind aber die Felsformationen und die Höhlenwohnungen. Wenn der Sprit in der Türkei nicht so teuer wäre, wäre die Gegend hier sicher ein lohnendes Urlaubsziel für eine „kleine“ Reise. Momentan kostet der Liter aber fast 2 €!! Viele Türken / Kurden auf dem Land reaktivieren wieder ihre Esels- und Pferdefuhrwerke, da sie sich den Sprit nicht mehr leisten können. IMG_8917.JPG IMG_8921.JPG IMG_8918.JPG IMG_8932.JPG IMG_8937.JPG IMG_8887.JPG IMG_8892.JPG IMG_8894.JPG IMG_8901.JPG IMG_8903.JPG IMG_8910.JPG IMG_8911.JPG IMG_8915.JPG IMG_8939.JPG IMG_8948.JPG Am Abend kommen wir - leider nur kurz - mit einem belgischen Paar ins Gespräch. Sie wollen mit ihren Motorrädern über Georgien, Aserbaidschan, Turkmenistan nach Usbekistan reisen. Angeblich haben sie bereits ein Rückflugticket für beide Mopeds für 800 US Dollar (!!!) von der Lufthansa in der Tasche. Wenn das funktioniert - eine super interessante Option für den nächsten Sommer. Wir bleiben mit ihnen in Verbindung!

Obwohl wir am nächsten Tag drei große Seen passieren, finden wir keinen Hinweis auf einen Camping Platz. So probieren wir hinter Afyon erneut erfolgreich die Tankstellen-Variante. Das angegliederte Hotel hat ein großes Open Air Restaurant in einem gepflegten kleinen Park mit Fischteich. Das Restaurant ist an einen jungen, ehrgeizigen Türken verpachtet, der sich selbstständig machen will. Er hat nichts dagegen, dass wir unser Zelt aufschlagen, wenn wir abends zum Essen kommen. Leider wird die Nacht recht laut, da nachts auch einige Lkws auf der angrenzenden Landstraße unterwegs sind. Rastplatzcamping2.JPG In Izmir verfahren wir uns bei der Suche nach der Autobahn nach Çesme. Dafür ist die Autobahn dann aber leer!!! Wozu bauen sie eine so gigantische Straße, wenn niemand sie benutzt? In Çesme soll es laut ADAC Campingführer einen Campingplatz geben. Nach 3 Stunden erfolgloser Sucherei, landen wir auf dem kommunalen Campingplatz, der gratis ist! Wir benutzen zwar die umliegenden Gebüsche und nicht die abbruchreifen oder nie fertig gestellten verwahrlosten Sanitärenanlagen, dafür ist es herrlich ruhig mit Blick aufs Meer . Wir beobachten „Lenkdrachen - Wasserskifahrer“ (ich weiß nicht, wie sich diese Variante nennt) bei ihren spektakulären Sprüngen und Wendemanövern. Letzter Zeltplatz.JPG Unsere „Nachbarn“, zwei türkische Ehepaare, haben sich hier für den Sommer niedergelassen. Sie laden uns zum Essen ein und leihen uns Stühle, das sei doch bequemer als auf dem Boden zu sitzen. Sehr nett! Da die Fähre erst gegen 22°° Uhr fährt, liegen wir den ganzen Tag rum und lassen es uns gut gehen. Nach Europa.JPG Die Fährfahrt ist sehr entspannend. Blauer Himmel und glatte See, wenige Leute auf dem Schiff und es gibt noch nicht einmal einen Fernseher an Bord. Wir treffen ein englisches Paar, das mit einem Suzuki Roller unterwegs ist. Leider ist ihre Kupplung defekt und in der Türkei haben sie keinen Ersatz auftreiben können. Jetzt hoffen sie in Italien fündig zu werden. Die Zeit vergeht schnell und so erreichen wir nach drei Nächten und zwei Tagen auf See wieder Europa.