Kambodscha
Kambodscha – Angkor-Tempelanlagen bei Siam Reaph 23. Febr. bis 26. Febr. 2008
Wir sind früh an der Grenze. Das Gewimmel und Durcheinander ist atemberaubend.
Was da auf Holzkarren von Menschen über die Grenze geschoben, gedrückt oder beides
wird, ist sagenhaft. Schwerstarbeit !!! Sicherlich für manche Kinder und
Jugendliche schlicht zu schwer.
Unsere Einreise ist dagegen unspektakulär. Die Grenzabfertigung erfolgt mit
modernster Technik, z.B. werden wir digital fotografiert und die Pässe eingescannt –
und das in einem Land, das bettelarm ist! (Entwicklungshilfe?)
Poipet, der Grenzort, wirkt auf mich wie eine Müllkippe mit Wegen,
auf der auch noch Menschen leben. Unvorstellbar!
Aber die Menschen sind fröhlich und es herrscht ein emsiges Treiben auf der
„Straße“. Straße kann man eigentlich nicht sagen, es soll einmal eine werden.
Momentan ist sie – bis auf 12 km – eine riesige Baustelle. Es wird nicht
repariert, sondern es entsteht gerade über knapp 150 km eine Straße.
Auf der Hinfahrt ist es heiß und trocken und es herrscht reichlich Verkehr.
Die Staubentwicklung ist teilweise so stark, dass ich stehen
bleiben muss, weil ich nichts mehr sehe.
Die Menschen hier leben an dieser Straße und atmen ständig diesen Staub ein
(Annette sagte: „WIR sind heute Abend wieder im Hotel, die Menschen
schlafen hier.“) Manche Bäume sind rot, nicht mehr grün, so sehr sind
sie mit Staub bedeckt.
Entlang der Strecke leben viele, viele Menschen und versuchen irgendwie
ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das WIE können wir nicht verstehen.
Was mir noch aufgefallen ist, sind zwei „Großtankstellen“ mit Restaurationen,
die völlig fehl am Platz zu sein scheinen. Hat da jemand vorher gewusst,
wo die Straße verlaufen wird? Wir sehen auf jeden Fall Vermessungstrupps,
die den Verlauf festzulegen scheinen (mit dem Bandmaß (!)).
Siam Reaph hat sich mittlerweile zum Touristenzentrum für Angkor-Besucher entwickelt.
Die Stadt ist staubig und dreckig (nicht alle Straßen sind asphaltiert),
bietet aber alles, was Tourist braucht.
Bei der Guesthouse-Suche begegnen wir Madeleine und Renee, die im gleichen Haus absteigen.
Die beiden machen eine „Weltreise-ohne-zu-fliegen“. Gestartet sind sie mit einem
alten Käfer und haben Zentralasien bis zur chinesischen Grenze bereist. Dann mit
Zug und Bus durch China und Vietnam nach Kambodscha. Nächstes Ziel ist Schanghai,
von dort mit dem Frachtschiff über zwei Wochen bis in die USA.
Wir verabreden uns für den Abend und besuchen
Beatocello. Dr. Beat Richter – „weltbekannt in der Schweiz“ (O-Ton Madeleine) –
Straße ist seit den 70iger Jahren in Kambodscha und kämpft für die Gesundheit
der Kinder.
Er hat im Laufe der Jahre fünf Krankenhäuser aufgebaut, um Geld für (seine)
die Sache zu sammeln, gibt er jeden Samstag ein Konzert und
berichtet von dem Projekt.
Der Vortrag ist eindringlich, teilweise aber gebetsmühlenhaft. Der Mann
hat etwas erreicht, nur was passiert, wenn er und sein Engagement mal
nicht mehr da sind?
Die Regierung scheint nicht in der Lage zu sein, die medizinische Versorgung sicher
zu stellen. Staatliche Krankenhäuser sind lt. Dr. Richter leer, da dort Cash im voraus
verlangt wird (Korruption), was aber 90% der Bevölkerung nicht leisten kann.
Kambodscha hat noch einen langen Weg vor sich und der Westen, der den Vietnamkrieg
und seine Folgen ausgelöst hat, hält sich vornehm zurück.
Nach dem Konzert wird es noch ein langer Abend, es gibt so viele
Erfahrungen auszutauschen, so viel zu erzählen.
Der nächste Tag gehört den Tempeln. Wir mieten ein Tuk-Tuk für den ganzen Tag
und machen eine sehr schöne, aber auch anstrengende Besichtigungstour.
Die Anlage ist riesig, wir machen nur die kleine Runde, die ist
immerhin noch 17 km lang.
Welch ein Reichtum muss hier einmal vorhanden gewesen sein. Zwischen den
Ruinen immer wieder Kinder, die versuchen, den Touristen Bücher, Schmuck
etc. zu verkaufen. In die Restaurierung der Tempel wird international viel Geld
investiert, Spötter sprechen vom größten Puzzle der Welt. Als Betrachter fragt
man sich, ob die Steine nicht noch eine Weile liegen bleiben können und man
besser in das Land investieren sollte. Vielleicht könnten dann die Kambodschaner
ihre Tempel selber restaurieren.
Auf der Rückfahrt treffen wir Madeleine und Renee in „ihrem“ Tuk-Tuk.
Es beginnt ein kurzes Foto-Rennen! Abends sitzen wir wieder lange zusammen.
Die beiden waren u.a. im Iran und geben uns gute Tipps. Der nächste Tag ist
geruhsamer, wir schauen die Stadt an und genießen eine französische Bäckerei,
die auch hervorragendes Sorbet und leckere Schokocroissants anbietet –
man gönnt sich ja sonst nichts! In der Stadt ist der Unterschied zwischen
staatlichen Prunkbauten, den Hotelkomplexen und Lebensbedingungen der
einfachen Menschen fatal. Was müssen sie sich beim Anblick unserer Ente
denken? Der Durchschnittslohn eines Fabrikarbeiters beträgt 70,- US Dollar
im Monat – und der HAT Arbeit und verdient gut!
Auf der Rückfahrt nach Thailand regnet es. Die Fahrt wird zur Schlammschlacht.
Alle drei Räder schleifen, so dick ist der Kleister auf der Ente. Die Ausreise ist dann problemlos.