Russland Bericht 1
Reiseroute Russland 1: Kursk, Voronezh, Volgograd (Stalingrad), Astrakhan
13.04 - 18.04.2017
In Kasachstan waren wir dem Regen davon gefahren. Jetzt stehen wir vor der russischen Grenze und müssen
zusehen, wie er uns wieder einholt. Und er wird gewinnen!
Es braut sich was zusammen.
Passkontrolle: Erst läuft alles wie gewohnt. Dann die übliche Frage: Tourist? - was wir bejahen.
Wir wissen noch nicht, dass das unseren Beamten in Entscheidungsnot bingt. Er schaut unsere Visastempel
nochmals sehr genau an, streicht mit dem Finger über den Aufkleber und legt sie unter ein "Lesegerät"(?).
Irgend etwas scheint ihm gar nicht zu behagen.
Nochmals die Frage: Tourist?
Langsam scheinen wir sein "Problem " zu verstehen. In unseren Pässen kleben Geschäftsvisa
und wir erzählen ihm, wir wären Touristen. Wir versuchen diesen Widerspruch aufzuklären.
Man bekommt als Tourist kein Visum mit Mehrfacheinreise. Die brauchen wir aber,
da wir insgesamt dreimal nach Russland einreisen wollen. Wir erklären unsere Reiseroute. Hilft nicht.
Typisches Beamtenproblem: Darf nicht sein - also kann es nicht sein - und dann kann ich es auch nicht entscheiden!
Er telefoniert, sein Kollege, der inzwischen als "Verstärkung" dazu gekommen ist telefoniert ebenfalls.
Es ist mittlerweile eine Stunde vergangen, es tropft vom Himmel und das Tageslicht wird schwächer. Die
Nummer ist noch nicht rum!
Ein weiterer Beamter kommt und bedeutet uns ihm zu folgen. Es geht in ein anderes Gebäude.
Auf dem Gang stehen viele wartende Männer (Fernfahrer?). Er betritt ein Büro, wir sollen warten.
Nach ein paar Minuten werde ich ins Büro gerufen. Stefan muss vor der Tür warten.
Zwei junge Männer, einer in Uniform, sitzen an ihren Schreibtischen. Der "Uniformlose" führt
das "Verhör". Woher, meinen Namen, Beruf, was wir in Russland wollen? Wieder versuche ich unsere
Reiseroute zu beschreiben, und das Problem der Mehrfacheinreise zu erklären. Leider können die beiden
nur ein "Paar" Brocken Englisch, so gestaltet sich das Ganze etwas zäh.
Dann befragen sie mich zu Stefan.
Sie scheinen mit meinen Antworten "ihr" Problem aber nicht lösen zu können. Was tut ein Beamter dann?
Er telefoniert mit dem nächsten möglichen Entscheider - so auch die beiden.
Wir verlassen das Büro und sie fordern den wartenden Stefan und mich auf ihnen zu folgen.
Es geht wieder in Richtung Motorräder - denken wir. Wir betreten ein weiteres Gebäude und wir
werden in einem Raum eingeschlossen!
Wir sind Touristen - keine T.........
Wir warten. Draussen regnet es mittlerweile.
Irgendwann lassen sie uns wieder raus. OK? Der Beamte deutet ein Nicken an. Jetzt kommt der Zoll!
Zollerklärung in zweifacher Ausfertigung, zum Glück mit englischen "Untertiteln".
Einmal verschreibe ich mich und verbessere den Fehler. Nix gibts, gehe nicht über LOS -
sondern fang von vorne an. Dann ein weiteres Formular - nur in russischer Sprache! Der Beamte hat Mitleid und
diktiert uns fast den Text. Beispiel für die Wichtigkeit: Als Adresse
sollen wir schreiben: Moskau, Hotel Moskau. Haben wir ein Glück`, das nichts los ist und er uns hilft.
Dann Drogenhunde: alles i.O.! Aber jetzt: ALLES auspacken!!! Das hatte ich noch nie!
Rache des kleinen Mannes? Ich habe ihm doch gar nichts getan. Auch das geht vorbei.
Die ausgefühllten Zettel und unsere Pässe wandern in ein weiteres Büro. Es dauert!
Stefan bekommt seine Papiere zuerst. Meine wollen das Büro einfach nicht verlassen.
Mittlerweile ist es dunkel und wir schon ein wenig genervt. Wir brauchen ja noch einen Zeltplatz.
Nach knapp 4 Stunden ist es dann soweit, wir rollen an den wartenden LKW vorbei nach Russland.
Wir nehmen die erste Möglichkeit von der "Hauptstrasse" abzubiegen und dann den ersten Feldweg.
Vom Regen schön aufgeweicht! Nach ein paar hundert Metern kommen wir zu drei Häusern.
Gastgeberhaus
Davor spielen Kinder.
Ich frage ob wir hier zelten können. Sie verstehen natürlich nicht -
wir bleiben trotzdem und fangen an die Zelte aufzubauen.
Erster Lagerplatz in Russland
Nach kurzer Zeit kommt die Mutter(8)?) - und sie hat nichts dagegen. Sie fragt uns noch, ob wir Kaffee möchten
und geht zurück ins Haus. Russland!!
Als wir mit dem Aufbau fertig sind, ist es endgültig stockdunkel. Jetzt ein Feierabendbier!
Die Flaschen sind gerade offen, da "kommt" der Nachbar aus dem zweiten Haus.
Er hat sich schon völlig "weggeschossen". Sein Genuschel ist kaum als Sprache wahrnehmbar, aber Stefan
"unterhält" sich prächtig mit ihm. Dann zieht er eine Sektflasche mit "Wässerchen" aus der
Jacke. Es ist schwer ihm klar zu machen, dass wir lieber beim Bier bleiben.
Er wankt davon um kurze Zeit später mit einer Tüte zurückzukommen.
Brot, Knoblauch und Fleisch
Dann wenigstens etwas zu essen! Russische Gastfreundschaft trotz geschätzter 3 Promille.
Am nächsten Morgen sehe ich ihn um kurz nach sechs auf dem Feld arbeiten. Was für eine Kondition.
Es scheint hier in letzter Zeit sehr viel geregnet zu haben. Die Felder neben der Strasse sind reichlich feucht.
Alles sehr feucht
In den Stadtdurchfahrten offenbart sich die teilweise sehr schlechte Infrastruktur.
Wasserdurchfahrten vom Feinsten. In Voronezh, im dicksten Berufsverkehr,
rangieren sie irgendwelche Waggons auf der Hauptstrasse hin und her. Megastau!!
Schöner wohnen ist anders
Das feuchte und damit auch matschige Land erschwert uns die Lagerplatzsuche.
So steuern wir auch in der zweiten Nacht ein kleines Dörfchen an und fragen um Erlaubnis.
Auch diesmal kein Problem. In der Nacht haben wir dann deutliche Minusgrade.
Morgens werden die Zelte nicht wie üblich aufgeschlagen sondern aufgeklappt.
Kalter Zeltplatz
Weiter geht es nach Volgograd, dem ehemaligen Stalingrad.
Das Hotel sieht von außen deutlich schlimmer aus, als es innen ist.
Mit 16€ für die Nacht ist es ausserdem sehr günstig.
Supermarkt nebenan und die Polizeiwache gegenüber. Da stehen die Mopeds sicher.
sieht schlimmer aus als es ist
Ein Teil der Volgograder Skyline
Am nächsten Tag zunächst Touriprogramm.
die "Mutter"
Die Soldaten des zweiten Weltkrieges werden noch heute in Russland sehr verehrt.
Aus meiner Sicht etwas zu pathetisch, aber als Deutscher sollte ich an diesem Ort sicher nichts sagen!
Klofrau
der Frühling kündigt sich an
Dann geht es ins Museum. Wir parken die Motorräder "irrtümlich" auf dem VIP Parkplatz und
werden auch prompt vom gestrengen Personal des Platzes verwiesen. Probieren kann man es ja mal!
"Museum"
Vor dem Museum:
Wer "Der Westen 3" gelesen hat, weiß wie ich darüber denke. Ist offenbar ein Länder
übergreifendes Phänomen!
Den Nachmittag verbringen wir wie viele Volgograder in einem Park mit "Flaniermeile".
Absolut entspannt. Wir werden zum Kaffee eingeladen, unterhalten uns mit einer Reihe von Jugendlichen und
genießen die friedliche Atmosphäre. Keiner hegt einen Gräul gegen uns Deutsche, eher das Gegenteil.
Völkerverständigung einfach gemacht.
Weiter geht es an der Wolga Richtung Kasachstan. Die Landschaft wird flach.
So kriegen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten 2000km.
Wolga
Flache Landschaft
Dorf an der Wolga
Häuschen
Häuschen2
Häuschen3
Da die Polizei in so einem riesigen Land nicht überall seien kann, haben sie Pappkameraden angeheuert.
Stefan hat sich auch sofort mit einem angefreundet.
Häuschen3
An diesem Abend finden wir einen sehr schönen Zeltplatz direkt an der Wolga.
Wolgacamp
Am nächsten Morgen überqueren wir noch eine Ponton-Brücke, die recht ordentlich schwankt und
stehen einige Kilometer weiter schon wieder an einer Grenze. Hier soll sich wieder einiges ändern!